Inter Miami um Mitbesitzer David Beckham ist mit dem Transfer von Lionel Messi ein Coup gelungen. Anspruch und Wirklichkeit liegen beim Glamour-Klub aber noch weit auseinander.
Sonne, Strand und Palmen: Miami ist für viele Menschen ein absolutes Traumziel. Fußball hat in der Stadt an der Südspitze Floridas allerdings noch nie die ganz große Rolle gespielt. Nach Einschätzung der New York Times leben hier Fans, "die offensichtlich lieber Baseball, Football und Ausflüge an den Strand vorziehen".
Eine Gegend, der der langjährige Chefredakteur der Miami New Times, Tim Elfrink, das Etikett angeklebt hatte, sie sei ein "Friedhof für Profifußball".
Globale Marke?
Dabei war es das Ziel des schillernden Klubs, der mit vollem Namen Internacional de Futbol Miami heißt, eine globale Marke zu werden. Der spanische Name sollte vor allem die lateinamerikanische Bevölkerung ansprechen, die in Miami die Mehrheit bildet.
Aus diesem Grund wurde auch das spanische Klubmotto "Libertad. Unidad. Fortuna." ("Freiheit. Einheit. Glück.") gewählt. Die Verbindung zu Latein- und Südamerika soll übrigens auch ein Mitgrund für Lionel Messis Wechsel nach Miami gewesen sein.
Anfang 2018 wurde die Gründung in den USA als 25. Klub der MLS verkündet. Im März zwei Jahre später absolvierte das Team, für das kurzzeitig auch mal der Berliner Jerome Kiesewetter spielte, die erste Ligapartie.
Erfolg lässt zu wünschen übrig
Der Erfolg ließ bis jetzt jedoch zu wünschen übrig. In den ersten beiden Spielzeiten verpasste das Team um Mitbesitzer Beckham die Playoffs, in der vergangenen Saison schied Miami in der ersten Runde aus. Als aktuell Letzter in der Eastern Conference liegt Inter sieben Punkte hinter Platz neun, der den Playoff-Einzug ermöglichen würde. Jüngst kassierte Miami beim 1:3 gegen New England Revolution die sechste Niederlage in Folge.
Mit der Ankunft von Lionel Messi gelobt man nun Besserung. Endlich ist man geneigt zu sagen. Der Wechsel des argentinischen Superstars sei der größte Transfer in der 27-jährigen Geschichte der MLS, nur der von Beckham vor ein paar Jahren könne da mithalten, schrieb ESPN.
Geplant ist Messis erstes Spiel im Trikot von Inter Miami am 21. Juli beim Autakt zum Liga-Cup in Miami gegen Cruz Azul aus Mexiko. Das bestätigte Miamis Mitbesitzer und Geschäftsführer Jorge Mass. Zudem sollen sich Messi und der Klub über die Vertragskonditionen geeinigt haben. Denn einen Vertrag hat der 35-Jährige noch immer nicht unterschrieben.
Sollte nun alles nach Plan laufen, blieben Messi noch zwölf Spiele, um mit Miami doch noch in die Playoffs einzuziehen. Dafür benötigt es aber wohl doch schon eine außergewöhnliche Performance in der "Magic City" (zu deutsch: magische Stadt).
Zwar werden seit Jahren regelmäßig prominente Fußballer durch Beckhams Glamour-Faktor mit Inter Miami ins Gespräch gebracht, die einzigen Stars waren zuletzt aber Messis Landsmann Gonzalo Higuain und der französische Weltmeister Blaise Matuidi. Beide haben nach der vergangenen Saison ihre Karrieren beendet.
Kommen Busquets und Jordi Alba?
Hochkaräter sucht man im aktuellen Kader vergeblich. Die wertvollsten Spieler sind Stürmer Josef Martinez und Verteidiger Kamal Miller mit einem Marktwert von jeweils vier Millionen Euro. In Miami hofft man nun auf die Folgen des Messi-Bebens.
Die Gerüchte um ein Engagement von Sergio Busquets und Jordi Alba, ehemalige Mitspieler beim FC Barcelona, halten sich hartnäckig. Auch Messis Nationalmannschafts-Kollege Angel Di Maria galt nach seinem Aus bei Juventus lange als Option. Er schließt sich aber seinem Ex-Klub Benfica an.
Klar ist: Weitere Stars können dank Messi einfacher angelockt werden und mehr Qualität ist dringend nötig. Angesichts der strikten Auflagen der Liga betreffend Salary Cap könnte es allerdings noch zu Problemen kommen.
Als neuer Trainer ist der ehemalige argentinische Nationaltrainer Gerardo Martino, der wie Messi aus Rosario stammt, im Gespräch. Er würde Javier Morales, ebenfalls Argentinier, beerben. Der 43-Jährige hat nach der Trennung Miamis von Phil Neville Anfang Juni interimsweise übernommen.
Einen Vorgeschmack auf einen möglichen Messi-Schub gab es auf Instagram. Bevor der 35-Jährige seinen Wechsel zu Inter Miami verkündete, hatte der Klub eine Million Follower. Zwölf Stunden nach dem ersten Post Inter Miamis zu Messi lag die Anzahl der Insta-Fans bereits bei 4,5 Millionen und 18 Stunden nach dem Post des Messi-Videos auf dem Kanal, bei 5,2 Millionen Follower.
Inzwischen sind es über acht Millionen - Tendenz weiter steigend. Ein Wert, der, abgesehen von den Los Angeles Lakers und den Golden State Warriors, jedes Team in Ligen wie der NFL und der NBA übertrifft.
Namensstreit mit Inter Mailand
Doch es gibt auch kritische Stimmen. "Ich denke, unser Verein ist einfach noch nicht so weit. Wir haben ein provisorisches Stadion und die Leute können einfach auf das Spielfeld laufen. Es gibt zum Beispiel keine Zäune. Es gibt keine Sicherheitsvorkehrungen, wenn wir vom Trainingsgelände zum Stadion gehen", sagte Keeper Nick Marsman bei ESPN.
Hintergrund: Miami trägt seine Heimspiele zurzeit noch im DRV PNK Stadium in Fort Lauderdale vor rund 18.000 Zuschauern aus. Seit kurzem wird der Miami Freedom Park gebaut. Dort soll allerdings wohl erst ab 2025 gespielt werden können.
Außerdem schwelt seit Jahren ein Namensstreit mit Inter Mailand. Die Nerazzurri hatten den Namen 2014 bei den US-Behörden als Markenname registrieren lassen. Bislang bekam der Champions-League-Finalist vor Gericht in erster Instanz Recht, allerdings ist der Streit gerichtlich noch nicht final geklärt.
Der Ausgang des Konflikts bleibt offen - wie so vieles bei Inter Miami. Ob Messi alleine diese Probleme lösen kann, ist eher unwahrscheinlich.
Ein schönes Leben abseits des grünen Rasens samt Sonne, Strand und Palmen wird er im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aber wohl dennoch haben.
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