Kai Havertz im Sky Interview über die Gründe für den Wechsel zum FC Chelsea

Havertz-Interview: Dieser Mitspieler beim FC Chelsea beeindruckt mich

Von Max Bielefeld

Kai Havertz hat sich beim FC Chelsea eingelebt: Im Interview mit Sky Reporter Max Bielefeld spricht er über die Eingewöhnungsphase, die Spielweise in England, seine Corona-Erkrankung & gibt Einblicke in seinen Transfer (Video-Dauer: 13:03 Minuten).

Im exklusiven Interview mit Sky spricht Chelsea-Star Kai Havertz über seine ersten Monaten beim Londoner Spitzenklub, welcher Mitspieler ihn besonders beeindruckt hat und wie sein Wechsel in die Premier League abgelaufen ist. Zudem äußert er sich auch zum Verbleib von Bundestrainer Joachim L.öw.

Sky Sport: Kai, Sie sind jetzt seit gut drei Monaten in Ihrer neuen Heimat London. Wie haben Sie sich eingelebt?

Kai Havertz: Mittlerweile sehr gut. Es war ein sehr großer Schritt für mich in ein anderes Land zu wechseln und natürlich bringt das viele Veränderungen mit sich - eine ganz andere Liga, eine ganz andere Kultur. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Ich bin aber sehr froh, den Schritt gemacht zu haben und fühle mich mittlerweile sehr wohl hier.

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Sky Sport: Wer hat Ihnen gerade am Anfang bei der Eingewöhnung geholfen?

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Havertz: Wir haben insgesamt fünf deutschsprechende Spieler. Christian Pulisic kann deutsch, Mateo Kovacic auch. Deswegen ist die Absprache ganz gut zwischen uns. Ich kannte natürlich Timo (Werner, Anm. d. Red.) und Toni (Rüdiger, Anm. d. Red.) schon aus der Nationalmannschaft. Das macht vieles einfacher. Trotzdem kann ich sagen, dass wir hier insgesamt viele gute, junge Spieler haben, mit denen ich mich gut unterhalten kann. Mein Englisch ist auch nicht das allerschlechteste, deswegen habe ich das ganz gut hinbekommen.

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Sky Sport: Einer der im Vorfeld des Transfers enorm für Sie gekämpft hat war Frank Lampard. Welchen Stellenwert hat er für Sie?

Havertz: Er ist sehr wichtig für mich. Wir kennen ihn alle als Fußballspieler, er ist hier in England eine der größten Legenden - auch international im Weltfußball. So jemanden als Trainer zu haben, ist natürlich nicht selbstverständlich. Das weiß ich sehr zu schätzen. Als Coach ist er sehr hilfreich für mich, er kann mir unglaublich viel beibringen. Auch weil ich ein bisschen auf der Position spiele, die er geprägt hat. Auch Frank war sehr torgefährlich. Deswegen passt das sehr gut und bin sehr dankbar, dass er mich Tag für Tag besser macht.

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Im exklusiven Sky Interview schwärmt Kai Havertz von Chelsea-Trainer Frank Lampard und nennt die Gründe, warum er von ihm viel lernen kann (Video-Dauer: 41 Sekunden).

Sky Sport: War er einer der ausschlaggebenden Gründe, warum Sie sich letztlich für das Angebot von Chelsea entschieden haben? Auch weil er Sie immer wieder angerufen und um Sie geworben hatte ...

Havertz: Auf jeden Fall. Durch Corona war es in der Zeit nicht möglich, sich persönlich zu treffen, sondern es ging immer nur telefonisch. Das war mir im Vorfeld schon klar, dass mir der Trainer sehr wichtig sein würde. Natürlich ist der Verein das Wichtigste, aber es muss auch ein guter Trainer da sein. Das hat für mich mit Frank von Anfang an sehr gut gepasst. Die Gespräche waren sehr gut und auch wegen ihm habe nicht lange gebraucht, um mich für Chelsea zu entscheiden.

Sky Sport: Die Spielweise in der Premier League ist ja bekanntlich anders als in der Bundesliga. Timo Werner hat gesagt, dass es viel körperlicher zugeht als in Deutschland. Wie war die Umstellung für Sie?

Havertz: Ich stimme Timo hundertprozentig zu. Ich will nicht sagen, dass die Qualität anders, höher ist als in der Bundesliga. Das Spiel ist hier aber ein komplett anderes. In der Bundesliga hast du generell mehr Zeit, auch in der Rückwärtsbewegung. Ich als Offensivspieler habe in Leverkusen viele Situation mit Auge gelöst, aber hier hast du keine Zeit dafür, weil gefühlt jeder Lauf vom Gegenspieler ein Sprint ist. Das heißt, dass du eigentlich die ganze Zeit auch nur am Sprinten bist. Die Spielweise ist viel physischer, viel aggressiver. Vielleicht gibt es zwei, drei Mannschaften, die ihren Ballbesitzfußball spielen. Der Rest haut den Ball nach vorne und geht intensiv auf die zweiten Bälle. Das ist einfach etwas ganz anderes als in der Bundesliga. Das kannte ich vorher so nicht. Da habe ich sicher die eine oder andere Woche gebraucht, um mich darauf einzustellen.

Im exklusiven Sky Interview spricht Kai Havertz über die Umstellung von Bundesliga auf Premier League (Video-Dauer: 57 Sekunden).

Sky Sport: Vor allem für Sie als Spielertypen muss die Umstellung riesig sein. Sie leben mehr von Ihrer Technik, Ihrer Kreativität als von den Sprintqualitäten. Das ist doch ein Prozess, der sicher noch nicht abgeschlossen ist?

Havertz: Auf jeden Fall! Ich bin immer schon eher der technische Spieler gewesen. Natürlich ist das jetzt für mich eine enorme Umstellung, das wird sicherlich noch die eine oder andere Woche dauern. Aber das war mir von Anfang an klar. Es ist nicht so, dass ich hierhergekommen bin und sage: "Oh, das habe ich mir aber anders vorgestellt." Nein. Es wird sicher noch ein paar Monate dauern, bis ich mich zu 100 Prozent daran gewöhnt habe. Bei Timo ist es zum Beispiel etwas anderes. Der ist pfeilschnell, der kann in jeder Mannschaft, in jeder Liga sofort spielen. Er läuft einfach an den Gegenspielern vorbei. Meine Spielweise im Mittelfeld ist eine andere und da dauert es einfach. Ich fühle mich aber von Spiel zu Spiel besser. Ich bin sehr froh, hier zu sein.

Sky Sport: Zuletzt waren Sie wegen einer Corona-Erkrankung einige Zeit nicht im Kader. Ansonsten sind Sie fester Bestandteil von Lampards Startelf - sowohl in der Premier League als auch in der Champions League. Wie bewerten Sie Ihre ersten Monate aus sportlicher Sicht?

Havertz: Gut! Es wird besser und besser. In den ersten Spielen war ich nicht wirklich zufrieden mit mir. Wir hatten auch als Mannschaft den einen oder anderen Durchhänger. Seit ein paar Wochen haben wir und auch ich unsere Form gefunden. Nach meiner schwierigen Corona-Erkrankung bin ich gut zurückgekommen. Ich bin einfach froh, jetzt wieder komplett fit zu sein. Wir haben sehr viel gute Spieler im Kader, sehr viel Qualität. Ich entwickle mich jeden Tag weiter. Von Anfang an war klar, dass es ein großer Schritt ist, dem ich mich aber gewachsen fühle. Ich lasse auch nicht den Kopf hängen, wenn die ersten zwei, drei Spiele schlecht waren. Das gibt mir nur noch mehr Ansporn, es besser zu machen.

Sky Sport: Gibt es eigentlich einen Spieler, der Sie bei Chelsea besonders beeindruckt hat?

Havertz: Wer mich sehr beeindruckt hat, ist Olivier Giroud. Das hätte ich vorher gar nicht so erwartet. Er ist ein unglaublicher Spieler. Mit ihm als Stürmer zu spielen, macht einfach Spaß. Nicht umsonst hält er Rekorde in der französischen Nationalmannschaft. Er hat viele Spiele und viele Tore auf dem Buckel. Auch als Mensch ist er ein super Typ. Grundsätzlich macht es in der Truppe großen Spaß, weil die Qualität überall sehr hoch ist.

Im exklusiven Sky Interview spricht Kai Havertz über einen ganz besonderen Mitspieler beim FC Chelsea, der ihn in seinen ersten Monaten in London beeindruckt hat (Video-Dauer: 32 Sekunden).

Sky Sport: Sie haben auf vielen verschiedenen Positionen gespielt: Auf der Neun, der Zehn, Rechtsaußen oder auch im zentralen Mittelfeld als Achter in einem 4-3-3-System. Sind Sie da gemeinsam mit dem Coach noch in der Findungsphase, auf welcher Position Sie dem FC Chelsea am meisten helfen können?

Havertz: Ich kenne das schon. Das war in Leverkusen auch nicht wirklich anders. Da habe ich auch jedes Spiel gefühlt auf einer anderen Position gespielt. So bin ich einfach als Spielertyp. Das hat auch nichts damit zu tun, irgendeine konkrete Position zu finden. Ich bin sehr variabel und kann offensiv fast jede Position spielen. Zuletzt haben wir häufig im 4-3-3 gespielt mit zwei Achtern. Da habe ich dann meistens auf der Acht gespielt, im letzten Spiel dann aber wieder vorne rechts. Mir ist es wirklich relativ egal, weil ich auf jeder Position gut spielen kann. Das war also keine große Umstellung.

Sky Sport: Chelsea ist gut in die Saison gestartet. Mit 22 Punkten steht man aktuell auf Rang drei, nur zwei Zähler hinter Spitzenreiter Tottenham. Was ist in dieser Saison drin?

Havertz: Nach zwölf Spieltagen irgendwas Großes rauszuhauen wäre zu früh. Wir sind nicht etwa mit großem Abstand auf Platz eins, deswegen sollten wir keine Kampfansagen machen. Aber wenn du bei Chelsea spielst und die Größe vom Verein bemerkst, wenn du durch die Räume gehst - was hier für Bilder hängen, was hier für Spieler waren - dann ist es ganz klar das Ziel, so schnell wie möglich Titel zu holen. Dafür spielen wir in diesem Verein. Unser Ziel ist natürlich der Premier-League-Titel, weil wir die Qualität dafür haben. Aber sich da jetzt zu weit aus dem Fenster zu lehnen, macht nach zwölf Spieltagen noch keinen Sinn.

Sky Sport: Am Montag ist Champions-League-Auslosung: Was wünschen Sie sich? Vielleicht ja als Gegner eine deutsche Mannschaft, die alle weitergekommen sind.

Havertz: Ich will mir keinen Gegner wünschen. Klar wäre es für uns Deutsche toll, gegen eine deutsche Mannschaft zu spielen. Auch wenn ich weiß, dass sie sehr gut sind. Vor allem RB Leipzig, die aktuell auch in der Champions League sehr gut unterwegs sind. Es sind viele gute Mannschaften dabei und jedes Spiel wird eine harte Nuss für uns. Wir können es uns nicht aussuchen, aber ich hoffe auf ein gutes Los.

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Sky Sport: Blicken wir auf den Transfersommer zurück. Wir begleiten das bei Sky im Transfer Update ja sehr eng und viele Zuschauer fragen uns immer. Wie ist das eigentlich aus Spielersicht? Wie läuft so ein großer Transfer für die Hauptakteure ab? Gewähren Sie uns doch einen kleinen Einblick.

Havertz: Es ist ein riesiges Paket gewesen für mich, über das ganze Jahr hinweg. Das hat ja nicht erst zwei Monate vor dem Transfer angefangen, sondern ging ein ganzes Jahr vor dem eigentlichen Wechsel los. Seitdem habe ich mich mit einem Weggang aus Leverkusen auseinandergesetzt, sowohl mit meinen Beratern als auch mit dem Verein. Wir hatten immer ganz transparent kommuniziert, dass im nächsten Jahr, also im Sommer 2020, die Zeit für mich gekommen ist, was anderes zu machen. Dann kam Corona und gefühlt wurde alles auf den Kopf gedreht. Die Vereine waren nicht mehr willig, das ganz große Geld auszugeben. Es war in der Phase für viele einfach nicht möglich. Dann hast du als Spieler Gespräche mit unterschiedlichen Vereinen, mit Trainern, die sich bei dir melden. Mit Leverkusen gab es dazu den Austausch, mit den Beratern pro Woche drei, vier Gespräche, dazu noch mit der eigenen Familie. Das setzt einem schon zu im Kopf, das kann ich so ehrlich sagen. Ich persönlich habe versucht, ein bisschen Druck aus der Sache zu nehmen und habe mir gesagt, dass ich die Saison vernünftig zu Ende bringen will und wenn dann am Ende etwas Gutes kommt, dann mache ich das. Dann wurden die Gespräche mit Chelsea im Frühjahr immer ernster, ich hatte diverse Gespräche mit dem Trainer und den Verantwortlichen. Das lief alles top, der Verein passt perfekt für mich als jungen Spieler. Dann ist alles sehr schnell gegangen. Dafür bin ich auch Leverkusen noch sehr, sehr dankbar.

Im exklusiven Sky Interview gibt Kai Havertz Einblicke, wie sein Wechsel von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea abgelaufen ist (Video-Dauer: 1:44 Minute).

Sky Sport: Viel Trubel gab es zuletzt auch in der Nationalmannschaft. Die Zukunft von Joachim Löw war nach der 0:6-Pleite gegen Spanien unsicher, jetzt ist klar: er bleibt. Wie haben Sie diese Entscheidung aus der Ferne aufgefasst - ist es die richtige Wahl?

Havertz: Für mich persönlich auf jeden Fall. Ich habe das Thema Nationalmannschaft hier in England zum Glück nicht mit aller Intensität wahrgenommen. Gefühlt spricht jede Person darüber, aber manchmal ist es im Fußball so, dass es schlecht läuft. Ich glaube, dass so eine junge Mannschaft, wie wir sie im Moment haben, aus einem 0:6 sehr viel lernen wird. Wir werden zurückkommen. Wir haben eine riesige Qualität in der Mannschaft. Ich bekomme ja auch die Diskussion mit Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng mit. Für mich sind das außergewöhnliche Spieler, die für das Team sehr große Leistungen erbracht haben. Wir können das aber nicht entscheiden, das muss der Bundestrainer machen. Wir sind am Ende jedoch sehr zufrieden mit dem Trainer und wir haben noch viel vor in der Zukunft. Ich appelliere an die Geduld sowohl der Medien als auch der Fans. Ich hoffe, dass wir ein erfolgreiches nächstes Jahr haben werden.

Sky Sport: Würden Sie die Jungs also zurückholen? Oder zumindest den einen oder anderen?

Havertz: Es ist nicht meine Entscheidung. Das muss der Trainer letztlich mit seinem Staff klären. Die können das am besten beurteilen. Es wäre falsch, wenn ich direkt etwas dazu sagen würde.

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