Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. In dieser Woche befasst er sich mit der Entscheidung von Alexander Nübel, seinen Vertrag bei Schalke nicht zu verlängern.
Schalke 04 hat sich in den letzten sechs Monaten etwas aufgebaut, was vor der Saison unmöglich erschien. Ruhe, Erfolg und Harmonie. Und jetzt das: Torwart und Kapitän Alexander Nübel wechselt im Sommer zu den Bayern.
Genauso sprachlos wie Schalke-Bosse
Ich bin genauso sprachlos wie die Verantwortlichen von S04. Stand jetzt, tauscht ein junger, ambitionierter und höchst talentierter Schlussmann die Kapitäns-Binde, den Stammplatz bei einem großen Klub und die Liebe der Fans gegen eine Reservisten-Rolle.
So wie es sich momentan darstellt, kann ich weder Nübel noch sein Management verstehen. Wäre es nicht besser gewesen, das lukrative Angebot der Schalker anzunehmen und in ein, zwei Jahren garantiert zu Bayern zu wechseln und sofort zwischen den Pfosten zu stehen?
Nübel würde weiterhin auf hohem Niveau spielen, die Bayern bekämen einen noch reiferen Torwart der das hat, was am wichtigsten ist - nämlich Spielpraxis.
Sollte Manuel Neuer seinen Vertrag verlängern und weiterhin den Ehrgeiz eines 20-jährigen haben, wird Nübel bei Bayern vielleicht das eine oder andere Spiel machen dürfen, mehr aber nicht. Ich habe ihn als intelligenten, reflektieren und cleveren jungen Mann kennengelernt, der genau weiß, was er will. Und das kann eigentlich kein Stammplatz auf der Bank sein.
Transfer hinterlässt viele Fragen
Ich glaube nicht, dass wir bereits die ganze Wahrheit und die Hintergründe kennen. Dieser Transfer hinterlässt viele Fragen und Spekulationen. Kann es sein, dass ein erhöhtes Verletzungs-Risiko bei Manuel Neuer nach den harten Rückschlägen in der Vergangenheit besteht und klar ist, dass er in Zukunft kürzer treten will oder muss? Es hat im letzten halben Jahr allerdings nicht danach ausgesehen. Manuel macht einen top-fitten Eindruck und seine Leistungen waren überragend.
Außerdem stellt sich die Frage, wieso die Verhandlungen zwischen Neuer und den Bayern überraschend lange dauern. Liebäugelt er vielleicht doch noch mit einem Wechsel ins Ausland zu einem anderen Spitzen-Klub wie beispielsweise Paris? Sollten solche Dinge intern klar und Nübel darüber informiert sein, könnte das Ganze mehr Sinn machen, als es bisher den Anschein hat.
Am besten sofort nach München
Auf Schalke hat Nübel keine Zukunft mehr, denn es erwartet ihn ein Spießrutenlauf. Er ist ohnehin die nächsten Spiele gesperrt, mit Schubert steht ein guter Ersatz bereit und David Wagner kann es sich nicht leisten, bei jedem Spiel ein Pfeifkonzert gegen den eigenen Kapitän hinzunehmen und dadurch die Leistung der Mannschaft zu riskieren.
Wäre er als Stammtorwart nach Barcelona, Madrid oder Manchester gewechselt, hätten die Fans das verstanden. Aber ein Wechsel auf die Bayern-Bank ist für die königsblauen Anhänger nicht zu akzeptieren.
Das Beste für Nübel und alle Beteiligten wäre es, wenn er bereits im Winter nach München zieht.