Der DFB schlug bei der WM 2018 sein Basis-Quartier in Vatutinki bei Moskau auf. Eine Entscheidung, die unter anderem bei Bundestrainer Joachim Löw nicht auf vollste Zustimmung stieß - Stichwort: Sportschule. Auch wenn sich dies nicht auf die Leistung auf dem Platz auswirkt, beeinflusst die Quartier-Wahl wohl aber die Stimmung im Team. Ein Kommentar von Sky Reporter Uli Köhler.
Was braucht es für den maximalen Erfolg bei einer Weltmeisterschaft? Es muss alles stimmen. Wenn es ernst wird geben die kleinen Details den Ausschlag. Bei der deutschen Mannschaft hat allerdings so viel nicht gestimmt, dass es auf die Details fast gar nicht mehr ankommt.
Und trotzdem: noch wichtiger als Laktatwerte ist der Wohlfühlfaktor. Und schon deshalb ist bei dieser WM einiges schief gelaufen. Campo Bahia hatte diesen totalen Wohlfühlfaktor und dadurch war die Gruppe unglaublich gestärkt und zusammengewachsen. Das Klima war nur ein Faktor, aber die Art des Zusammenwohnens mit einem großen gemeinschaftlichen Hauptbereich, war der Schlüssel zum Erfolg in Brasilien.
Jogi Löw wusste, dass der Wohlfühlfaktor wichtig ist. Er wollte nach Sotschi. Dort wären zumindest die klimatischen Bedingungen klasse gewesen. Zudem wäre die Mannschaft unter Menschen gewesen.
Löw zieht Vergleich zu 2004 und fordert klare Veränderungen
Vatutinki - das genaue Gegenteil! Eine gehobene Sportschule in der Hand der Armee und das in einer Gegend zwischen schrecklichen Plattenbauten und dem definitiven Nichts. In Vatutinki sagen sich nicht einmal Fuchs und Hase gute Nacht. Darüber gab es auch im Vorfeld bereits Streit zwischen Joachim Löw und Oliver Bierhoff. Aus bisher nicht geklärten Gründen bestand Bierhoff auf Vatutinki. Die logistischen Argumente mit Flugzeiten und Entfernung waren vorgeschoben.
Natürlich rechtfertigt schlechtes Wohnen nicht die katastrophalen Leistungen. Aber zusammen mit Grüppchenbildung, der Özil/Gündogan-Affäre und der mangelnden Hierarchie ist die Quartier-Wahl ein weiteres Mosaiksteinchen bei der Aufarbeitung des Scheiterns.