Nach seiner langen Verletzungspause befindet sich Manuel Neuer auf dem Weg zu alter Weltklasseform. Auch beim 0:0 in der Champions League gegen den FC Kopenhagen stellte der Keeper seine Klasse und Bedeutung für den FC Bayern unter Beweis. Das DFB-Tor bei der Heim-EM ruft.
Manuel Neuer warf sich lässig sein Trikot-Souvenir über die Schulter und schlenderte mit einem breiten Grinsen in die Nacht. Der Kapitän des FC Bayern nahm nicht nur das blaue Shirt seines Kopenhagener Kollegen Kamil Grabara mit, sondern auch eine beruhigende Gewissheit: In dieser Form ist seine Rückkehr auch ins deutsche Tor rechtzeitig zur Heim-EM wieder absolut im Bereich des Möglichen.
Wenn er fit bleibt, dann ist Neuer für Teamkollege Leon Goretzka nämlich "der beste Torwart der Welt".
Das torlose Remis im Gruppenspiel der Champions League gegen den dänischen Meister dürfte bald vergessen sein, Neuers Auftritt aber nachhallen. Vor allem wegen seiner Triple-Parade in der 87. Minute, mit der er die Serie von nun 39 Vorrundenpartien ohne Niederlage bewahrte. Hand, Brust, Fuß - Neuer spielte "ein bisschen Billard", wie er schmunzelnd erzählte.
FC Bayern braucht Manuel Neuer
In den sieben Pflichtspielen mit Neuer im Tor spielte der FC Bayern viermal zu Null. Das schafften die Münchner in dieser Saison ohne ihren Kapitän und Stammtorhüter zwar genauso oft, aber in insgesamt 13 Partien in Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal und DFL-Supercup.
"Ich bin wieder richtig happy, dass ich dabei sein darf", sagte Neuer: "Die Mannschaft braucht mich. Ich merke einfach, dass sie sich freuen, dass ich da bin." Mit starken Leistungen, seiner Präsenz in Tor und Strafraum und seinen Führungsqualitäten als verlängerter Arm vom Coach beeindruckt Neuer seit seinem Comeback-Spiel gegen Darmstadt 98 (8:0) Ende Oktober.
Jetzt schon bereit für die Heim-EM?
Ist es das perfekte Bewerbungsschreiben für Bundestrainer Julian Nagelsmann? Neuer deutete ein zartes Kopfschütteln an und wiegelte ab. "Er kennt mich, er hat so was schon mal von mir gesehen im Training und auch in den Spielen", sagte der 37-Jährige locker. Was seine mögliche Rückkehr in die DFB-Auswahl zum Start ins EURO-Jahr im März angehe, sei er deshalb "sehr gelassen".
Die Boulevard-Meldung, dass sein Comeback in der Nationalelf auf Kosten von Marc-Andre ter Stegen längst beschlossen sei, dementierte Neuer. "Es gibt keine Absprache", sagte er und verwies auf den "guten Austausch" mit den Verantwortlichen. Das heißt? "Wir gehen alle davon aus, dass ich dabei bin", verriet er, "wenn alles normal läuft."
"Finale dahoam" in 2025 ist das Ziel
Die Zuversicht ist berechtigt. Trainer Thomas Tuchel lobte Neuer schon vor dem Spiel als "Schlüssel" für die defensive Stabilität seines Teams. "Manu steht für sich", sagte Teamkollege Goretzka, "er spielt fast schon seine ganze Karriere in seiner eigenen Liga."
Seinen Vertrag hat Neuer gerade bis 2025 verlängert, ein Ende ist nicht in Sicht. "Ich will so lange gehen, wie es mir Spaß macht", sagte er und nahm nach dem EM-Finale 2024, das er selbstverständlich als Nummer eins erleben will, das "Finale dahoam" in der Königsklasse 2025 ins Visier: "Da wollen wir alle hin."
Neuer kann zum X-Faktor werden
Bis dahin fließt noch viel Wasser die Isar hinunter. Der FC Bayern liegt in der aktuellen Saison in zwei Wettbewerben gut im Rennen. Neuer befindet sich auf dem Weg zu alter Weltklasseform. In dieser Verfassung könnte der 37-Jährige in der entscheidenden Phase der Saison, wenn es im Frühling 2024 in Bundesliga sowie Champions League um Titel geht, zum X-Faktor werden.
Das weiß auch Bayern-Urgestein Thomas Müller, weswegen er freudig sagte: "Gut, dass wir mit ihm verlängert haben. Das hat man ja heute wieder gesehen. Also der kann schon noch ein bisschen was."
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