Mats Hummels und Nico Schlotterbeck überragen beim BVB-Sieg im Klassiker

Kung-Fu-Hummels & Beton-Schlotterbeck mit "Signal" an Nagelsmann

Von Florian Hartmann aus der Allianz Arena

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Dank einer Fabel-Leistung von Mats Hummels & Nico Schlotterbeck hat der BVB im Klassiker einen lange ersehnten Sieg eingefahren. Mit dem Auftritt dürften die beiden Abwehrspieler auch ein Zeichen an Julian Nagelsmann gesendet haben, der auf die Dienste der beiden zuletzt verzichtete.

Der Torschrei lag bereits auf den Lippen von Eric Dier und den Bayern-Fans, als der Innenverteidiger zum Kopfball in der 35. Minute vor dem vermeintlich leeren BVB-Tor ansetzte. Nach der Flanke von Joshua Kimmich und der Verlängerung von Thomas Müller war BVB-Keeper Alexander Meyer bereits geschlagen und nur Dier in die Luft gesprungen. Doch der Engländer hatte seine Rechnung ohne Mats Hummels gemacht: Der BVB-Verteidiger reckte sein rechtes Bein in die Höhe und kratzte den Ball mit einem sehenswerten Kung-Fu-Tritt in letzter Sekunde noch von der Linie.

ZUM DURCHKLICKEN: DIE NOTEN DER BVB-STARS

ALEXANDER MEYER: In der ersten Halbzeit kein einziges Mal gefordert, im zweiten Abschnitt bei einem guten Coman-Schuss zur Stelle. - Note 2
JULIAN RYERSON: Flankt einige Male gefährlich vor das Bayern-Tor, findet jedoch selten einen Abnehmer. Erzielt das 2:0 und krönt damit eine insgesamt gute Leistung. - Note: 2
MATS HUMMELS: Blockt mehrere gefährliche Abschlüsse und rettet gegen Dier überragend per Kung-Fu-Einlage in der ersten und vor dem einschlussbereiten Kane per Grätsche in der zweiten Halbzeit. In dieser Form ein Kandidat für Nagelsmann. - Note 1
NICO SCHLOTTERBECK: Stoppt einen Bayern-Konter mit einer Monstergrätsche und treibt Leroy Sane mehrfach in die Verzweiflung. Bildet mit Hummels einen sicheren Rückhalt. - Note 1
IAN MAATSEN: Erledigt seine Defensiv-Aufgaben solide und setzt immer wieder offensive Nadelstiche. Verpasst nach einem 70-Meter-Solo das 2:0 knapp. - Note: 2
FELIX NMECHA: Vertritt bei seinem Startelfcomeback den gesperrten Sabitzer ordentlich. Vergibt die Riesenchance zum 2:0. - Note: 4
EMRE CAN: Macht seine Sache als Abräumer gut, bleibt aber weitestgehend unauffällig. - Note: 3
JULIAN BRANDT: Bereitet das 1:0 mit einem perfekten Pass gut vor und bedient die Offensivspieler auch in der zweiten Hälfte einige Male gut. Auch sonst ständiger Aktivposten. - Note: 2
JADON SANCHO: Lässt Davies kurz vor der Pause alt aussehen und überzeugt mit einigen gefährlichen Dribblings. An den Toren ist er aber nicht beteiligt. - Note: 3
NICLAS FÜLLKRUG: Leitet das 1:0 ein, bleibt im restlichen Spielverlauf aber unauffällig und kommt zu keiner nennenswerten Torchance. - Note: 4
KARIM ADEYEMI: Hängt de Ligt vor seinem Tor ab und bleibt beim Abschluss vor Ulreich cool. Guter Ersatz für Malen, der stets Alarm macht. - Note: 2
MARCO REUS ab der 67.: Fügt sich gut in das BVB-Spiel ein und hilft, den Sieg über die Zeit zu retten. - Note: 3
SALIH ÖZCAN ab der 67.: Kommt für Nmecha ins Spiel und erledigt seinen Job solide. - Note: 3
Zudem wechselt BVB-Trainer Edin Terzic (im Bild) noch Sebastien Haller (74.), Jamie Bynoe-Gittens, Marius Wolf (beide 84.): ohne Bewertung

Die artistische Flugeinlage, bei der Hummels wohl mit der Hand am Ball war und für Diskussionen sorgte, war im Klassiker jedoch bei weitem nicht die einzige bemerkenswerte Rettungsaktion des 35-Jährigen. Der Weltmeister klärte in Halbzeit zwei in höchster Not vor dem einschussbereiten Harry Kane und blockte zahlreiche weitere Bayern-Schüsse. Ersatzkeeper Meyer blieb quasi über 90 Minuten lang beschäftigungslos, woran aber auch der zweite BVB-Innenverteidiger im Bunde entscheidenden Anteil hatte.

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Szenenapplaus für Schlotterbeck

Auch Nico Schlotterbeck erwischte im Klassiker einen Sahnetag und entwickelte sich vor allem für Leroy Sane zu einer undurchdringlichen Betonwand. Gleich mehrfach fand der Bayern-Star in Schlotterbeck seinen Meister, bis er sichtlich frustriert in der 60. Minute ausgewechselt wurde. Der BVB-Abwehrspieler blieb wie Hummels im gesamten Spiel ohne Fehler und begeisterte die mitgereisten Anhänger. Nach einer Grätsche, mit welcher der 24-Jährige von hinten einen Bayern-Konter unterband, erntete er Szenenapplaus.

ZUM DURCHKLICKEN: DIE NOTEN DER BAYERN-STARS

SVEN ULREICH: Sieht beim Führungstor von Adeyemi nicht gut aus, rettet aber glänzend gegen Nmecha kurz nach der Pause. - Note 3
JOSHUA KIMMICH: Hat defensiv mit Adeyemi und Brandt zu kämpfen. Offensiv gewohnt umtriebig mit mehreren gefährlichen Flanken auf Kane und Müller. – Note 3
MATTHIJS DE LIGT: Wird beim 0:1 von Adeyemi überlaufen, ansonsten weitestgehend stabil. Verhindert nach der Pause zunächst das 0:2 mit einer guten Grätsche. - Note: 4
ERIC DIER: Lässt den Ausgleich in der 34. Minute per Kopf liegen und bleibt im restlichen Spielverlauf unauffällig. Note: 4.
ALPHONSO DAVIES: Leistet sich mehrere Fehlpässe in der Offensive, verpasst den Ausgleich nach der Pause mit einem harmlosem Schuss und wird defensiv mehrfach von Sancho abgekocht. Schwacher Auftritt insgesamt. – Note 5
KONRAD LAIMER: Leitet früh zwei gute Bayern-Chancen ein, doch verliert danach komplett seinen Rhythmus. Fällt eher mit Fouls als guten Pässen auf. - Note: 5
LEON GORETZKA: Spielt ein paar gute Bälle nach vorne, flankt jedoch auch einige Mal an Freund und Feind vorbei. Rettet vor der Pause per Grätsche, kann dem Spiel aber nicht seinen Stempel aufdrücken. Note: 4
LEROY SANE: Erwischt erneut einen unglücklichen Tag. Findet in Hummels und Schlotterbeck seinen Meister. Wird in der 60. Minute sichtbar frustriert ausgewechselt. - Note: 5
THOMAS MÜLLER: Verliert im Aufbau vor dem 0:1 den Ball, kommt offensiv nur sehr mäßig zur Entfaltung und bleibt blass. - Note: 4
JAMAL MUSIALA: Wird von der BVB-Defensive weitestgehend entzaubert. Offensiv stets bemüht, doch ohne nennenswerte Aktion. Wird mit Sane und Müller nach 60 Minuten vom Feld genommen. – Note 4
HARRY KANE: Lässt insgesamt drei große Kopfballchancen liegen. Versucht einiges, doch bleibt glücklos an diesem Tag. Sein Tor kurz vor Schluss zählt nach einer Abseitsposition nicht. – Note: 5
KINGSLEY COMAN (ab 63.): Belebt das Bayern-Spiel bei seinem Verletzungscomeback nach seiner Einwechslung ein wenig und scheitert mit einem gutem Schuss an Meyer in der 75. - Note: 3
MATHYS TEL (ab 63.): Kann das Blatt nicht mehr auf die Münchner Seite wenden. Hat nach seiner Einwechslung keine nennenswerte Aktion. Note: 4.
SERGE GNABRY (ab 63.): Bleibt wie Tel nach seiner Einwechslung unauffällig und glücklos. Note: 4
Thomas Tuchel wechselte außerdem NOUSSAIR MAZRAOUI (73.) und ERIC MAXIM CHOUPO-MOTING (84.) ein. NOTE: Keine Bewertung

Voll des Lobes für die beiden Defensiv-Akteure war nach der Partie auch Julian Brandt in der Mixed-Zone. "Mats und Schlotti haben heute beide ein super Spiel gemacht. Wie viele Bälle sie geblockt, Zweikämpfe gewonnen und Kontersituationen sie initiiert haben. Da haben sie uns heute einen großen Dienst erwiesen", meinte der Vorlagengeber zum 1:0. Auch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl kam bei der Leistung der beiden Verteidiger in der Mixed-Zone ins Schwärmen: "Beide haben heute ein überragendes Spiel gemacht und gegen den Ball sowie in den Zweikämpfen immer die Ruhe behalten."

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DFB-Dämpfer als Ansporn

Sowohl Hummels als auch Schlotterbeck hatten bei der jüngsten Nominierung für die DFB-Testspiele noch in die Röhre schauen müssen, doch wirkten gegen die Bayern vom Rückschlag angestachelt. "Die beiden haben heute glaube ich, auch ein Statement setzen wollen, sie hatten letzte Woche Zeit zu trainieren und wollen sich natürlich in den nächsten Wochen weiter anbieten und das war heute ein wichtiges Signal", erklärte sich Kehl die starke Leistung der Verteidiger.

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Hummels selbst wollte sich zur möglichen EM-Teilnahme nicht äußern, sondern gab sich nach der Partie am Sky Mikrofon bescheiden und meinte, dass "wir alle verteidigen können", während sich Schlotterbeck auf Sky Nachfrage nicht zum Spiel äußern wollte. Die beiden Abwehrspezialisten wollten lieber mit Taten als Worten von sich überzeugen und dürften sich mit der Leistung gegen die Bayern einen Eintrag im Nagelsmannschen EM-Notizbuch gesichert haben.

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Karriereende nach der EM?

Hummels, der seinen 29. Klassiker spielte und damit den Rekord von Michel Zorc einstellte, liebäugelt nach Sky Informationen mit einem Karriereende nach der Saison. Für Julian Brandt habe Hummels bewiesen, dass er es immer noch "mehr als nur gut kann", weshalb sich der BVB-Star über eine Verlängerung des Verteidigers "freuen würde". Nach eigenen Aussagen wird eine endgültige Zukunft-Entscheidung aber "erst nach Saisonende" fallen.

Der ganz große Traum von Hummels ist es nach Sky Informationen, bei der Heim-EM im Sommer dabei zu sein. Sollte Hummels im restlichen Jahr vergleichbare Leistungen mit integrierten Kung-Fu-Einlagen abliefern, dürfte der Wunsch des Routiniers in Erfüllung gehen und für Nagelsmann wohl kein Weg am 78-fachen-Nationalspieler vorbeiführen.

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