Merk: DFB-Team hatte gegen Schweden Elfer-Glück

WM-Kolumne

Von Markus Merk, Fußball Experte @sky_Mmerk

Image: Sky Schiedsrichter-Experte Markus Merk schreibt exklusiv bei Sky über die WM in Russland.

Sky Schiedsrichter-Experte Markus Merk beobachtet die Weltmeisterschaft aus einer ganz besonderer Sichtweise: Der eines ehemaligen Weltschiedsrichters. Für skysport.de analysiert Merk die kniffligsten Entscheidungen in Russland. Diesmal schaut er zurück auf die Partie Schweiz gegen Serbien, den deutschen Last-Minute-Sieg und einen kuriosen Regel-Irrtum.

66. Spielminute im Spiel Serbien - Schweiz. Lichtsteiner, Schär und der Serbe Mitrovic bilden ein Huddle (engl. Haufen), ein "Spielerhandgemenge" wie wir es eigentlich nur aus dem American Football kennen und ringen sich zu Boden. Spontan wertet unser Schiedsrichtervertreter Dr. Felix Brych den Armeinsatz Mitrovics als initial ausschlaggebend und entscheidet auf Stürmerfoul und Freistoß für die Schweiz. Akzeptabel! Der Ruf nach dem Videoassistenten ist hier fehl am Platze, denn Brych hat die Situation für sich klar wahrgenommen und eingeordnet.

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Es ist die eine Situation, die bei mir vor dem Fernseher sofort Gänsehaut erzeugt. Eine Situation, die ich nur zu gut aus eigener Erfahrung kenne, die du dir als Schiedsrichter schon gar nicht bei einem WM-Spiel wünschst. Dir ist sofort bewusst: 'Egal was du entscheidest, es wird Kritik regnen, nein hageln.' Es ist eine Loose-Loose-Situation.

Krstajic' Aussage gehört bestraft

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Emotionen gehören zum Fußball, andere Ansichten, gerade in dieser Situation, sind erlaubt, bei eigener Betroffenheit sogar verständlich. Ich glaube, da unterscheidet sich die serbische Fußballseele nicht von der deutschen.

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Was dann folgte, sprengt allerdings jeglichen Grundsatz des Fairplays, der Menschlichkeit und des Geschmacks. Der serbische Trainer Mladen Krstajic (spielte neun Jahre für Bremen und Schalke 04 in der Bundesliga) lies sich am Tag nach dem Spiel zu der Aussage herab: "Ich würde ihn nach Den Haag schicken...". Er meinte damit Felix Brych und das sich in Den Haag befindliche UN-Kriegsverbrechertribunal. Das ist der wahre Skandal einer beurteilten Spielsituation. Die FIFA ermittelt, die Strafe kann nicht hoch genug ausfallen.

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Kurioser Regel-Irrtum macht die Runde

Zum Schmunzeln und Erstaunen hat uns das Team Portugals gebracht. Alle Spieler verlassen beim Torjubel das Spielfeld, nur einer nicht, aus der Befürchtung heraus, dass der Gegner den Anstoß ausführen dürfte. Wie die Mannen um Cristiano Ronaldo auf diese Regel-Ente gekommen sind, bleibt Spekulation. Im Netz hat sie sich blitzartig verbreitet - bis nach Panama.

Ups! Panama versteht die Regeln nicht

Panama sorgte bei der WM 2018 für eine kuriose Szene. Im Duell gegen England wollten die Mittelamerikaner die Jubel-Orgie der Three Lions ausnutzen und mit einem schnellen Anstoß ihrerseits einen "lockeren" Treffer erzielen.

Das Team wollte im Spiel gegen England mit einem Blitzanstoß ein Tor erzielen. Gegönnt hätten wir es dem Underdog, der uns mit seinen Fans bei dieser WM ein so emotional positives Bild schenkt. Aber sie wurden zurecht zurückgepfiffen. Noch immer muss der Schiedsrichter das Spiel beim Anstoß per Pfiff freigeben. Er tut dies nur, wenn sich alle Spieler (außer dem den Anstoß ausführenden) in der eigenen Hälfte befinden.

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Es war ein Foul von Boateng

Glück hatten wir im Spiel gegen Schweden. Ja, es war ein Foul von Jerome Boateng nach zwölf Minuten an Marcus Berg, sicher kann man auch von einer Notbremse sprechen. Elfmeter wäre die richtige Entscheidung gewesen. Viele forderten sogar die Rote Karte. Die richtige Entscheidung wäre Gelb gewesen, da Boateng bei seinem Foul noch versuchte den Ball zu spielen und das Vergehen im Strafraum stattfand. Die Mehrfachbestrafung wurde für solche Situationen abgeschafft. Außerhalb des Strafraums wäre die gleiche Situation unverändert mit Freistoß und Rot zu bewerten gewesen.

Warum der Videoassistent in dieser Situation nicht eingegriffen hat und seinen Schiedsrichter zur Kontrolle in die Review Area geschickt hat, bleibt ein Rätsel. Im Spiel Australien gegen Frankreich wurde bei einer vergleichbaren Situation dementsprechend gehandelt und der Einsatz des Videoassistenten zu Turnierbeginn erstmalig zu Recht gefeiert. So gesehen verdoppelt sich das deutsche Glück.