Mit Kai Havertz und möglicherweise auch Declan Rice und Jurrien Timber stockt der FC Arsenal weiter auf - und könnte auch auf längere Sicht die Nummer eins in London werden. Doch die Konkurrenz in weiß beziehungsweise blau stellt sich ebenfalls neu auf.
Sieben Vereine aus London spielen aktuell in der Premier League. Während Brentford, Crystal Palace, Fulham und West Ham eher nicht den Liga-Titel als Ziel ausrufen werden, wollen Arsenal, Chelsea und Tottenham oben mitspielen - und zudem die Nummer eins in London sein.
Chelsea mit Katastrophen-Saison
Viele Jahre war der FC Chelsea das Londoner Aushängeschild, zweimal gewannen die Blues in den letzten zehn Jahren die Premier League, zudem 2012 und 2021 die Champions League. Doch nach der letzten Katastrophen-Saison, mit Platz zwölf - die schlechteste Spielzeit seit 1994 - steht an der Stamford Bridge eine große Aufarbeitung an.
Von der Tuchel-Entlassung im letztjährigen Herbst, den anschließend durchwachsenen Leistungen unter neuem Trainer Graham Potter bis hin zu einem wirren Kaufrausch im Winter und der Reinstallation von Frank Lampard ist der Scherbenhaufen unter dem neuen Besitzer Todd Boehly riesig.
Nkunku kommt, Havertz geht: Chelsea sortiert sich neu
Mit der Aufarbeitung beginnt bei den Blues auch die neue Ausrichtung. Denis Zakaria, Tiemoue Bakayoko, N'Golo Kante, Edouard Mendy, Kalidou Koulibaly, Mateo Kovacic, Joao Felix, Ruben Loftus-Cheek und Kai Havertz haben den Klub bereits verlassen, der XXL-Kader, nach der fast 350 Millionen Euro schweren Boehly-Shopping-Tour im letzten Winter, wird nun ausgedünnt. Auch Mason Mount und Christian Pulisic sollen den Klub noch verlassen.
Neu ist dafür Christopher Nkunku, der für 60 Millionen Euro aus Leipzig an die Stamford Bridge wechselt. Auch der Transfer von Nicolas Jackson vom FC Villarreal ist perfekt. Die beiden Offensivkräfte sollen den Abgang von Havertz, der sicherlich nicht einfach zu ersetzen sein wird, und Felix kompensieren. Aus dem nun immer noch hochkarätig und übersichtlich besetzten Kader muss der neue Trainer Mauricio Pochettino eine wieder wettbewerbsfähige Mannschaft formen.
Dass er für Erfolg sorgen kann, hat Pochettino bewiesen. Er formte ein Spitzenteam bei den Spurs und führte Tottenham 2019 sogar bis ins Champions-League-Finale. Bei PSG bewies er, dass er auch Titel holen kann und staubte mit Meisterschaft, Pokal und Supercup immerhin drei Trophäen ab, auch wenn der Gewinn der Champions-League ausblieb. Beim FC Chelsea wird der Druck für den Argentinier ähnlich hoch sein wie in Paris, auch weil für die Blues die Belastung eines internationalen Wettbewerbs wegfällt.
Tottenham mit neuem Trainer-Projekt - und ohne Kane?
Pochettinos Ex-Klub stellt sich für die kommende Saison ebenfalls neu auf. Nach der geräuschvollen Trennung von Antonio Conte im März soll nun der australische Coach Ange Postecoglou von Celtic Glasgow die Spurs wieder in die Erfolgsspur zurückbringen.
Sollte Harry Kane tatsächlich den Verein verlassen, muss der Trainer mit griechischen Wurzeln aber direkt eine große Herausforderung meistern. Spieler wie Richarlison, Heung-Min Son, Dejan Kulusevski oder Neuzugang James Maddison, für knapp 50 Millionen Euro aus Leicester verpflichtet, müssten dann die Lücke von Kane schließen - ob sie das auch können, oder wen die Spurs dann noch als Kane-Ersatz verpflichten würden, bleibt abzuwarten.
Klar ist, mit Postecoglou kommt nach Größen wie Jose Mourinho oder Antonio Conte eine andere Art von Trainer. Ein Projekt wie das mit Postecoglou könnte Zeit brauchen. Zeit und Vertrauen, das ihm gewährt werden muss, doch jeder weiß: Der Geduldsfaden bei ausbleibendem Erfolg und sportlichen Talfahrten in England ist kurz, auch bei Tottenham möchte von "London is red" oder "London is blue" keiner etwas hören.
Arsenal will an Leistungen anknüpfen
Dass London aktuell vermutlich in rot erstrahlt, gefällt Arsenal-Coach Mikel Arteta sicherlich gut. Doch um den Status als Nummer eins in der Stadt auch längerfristig zu behaupten, müssen die Gunners in der kommenden Spielzeit an ihre Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen.
Personell setzte Arsenal schon im vergangenen Jahr den Grundstein für langfristigen Erfolg, als sie Gabriel Jesus und Oleksandr Zinchenko von Manchester City für zusammengerechnet knapp 90 Millionen Euro zu den Gunners wechselten - und sich zu wichtigen Spielern entwickelten.
Havertz und bald Rice: Arsenal auf der Überholspur
Nun bekommt Arteta mit Havertz, der für 70 Millionen Euro von Chelsea kam, einen weiteren Spieler mit großer Offensiv-Power und Variabilität dazu. Zudem steht Arsenal kurz davor, für Declan Rice tief in die Tasche zu greifen: Wie Sky Sports, Fabrizio Romano und The Athletic übereinstimmend berichten, hat sich der FC Arsenal mit West Ham United auf ein Ablösepaket für Rice geeinigt. Sollte die Ablösesumme mehr als 121 Millionen Euro betragen, würde er zudem Chelseas Enzo Fernandez als teuersten Premier-League-Transfer ablösen.
Auch Innenverteidiger Jurrien Timber von Ajax ist nach Sky Informationen ein heißer Kandidat bei den Gunners und könnte Arsenals Defensive verstärken. Bukayo Saka, Martin Ödegaard, Jesus, Gabriel Martinelli, nun auch Kai Havertz und möglicherweise Rice: Arsenal stockt das schon erfolgreich gelegte Fundament aus dem letzten Jahr noch einmal auf, damit auch in den kommenden Jahren das erfolgreichste Team in London rot trägt.
Wer wird die Nummer eins in London?
Der Erfolg mit Platz zwei in der Premier League, der attraktive Fußball einer jungen, hochtalentierten Mannschaft mit einem Trainer, der im Pep-Stil sein Team immer weiter verbessern will - all das spricht für den FC Arsenal.
Doch auch Tottenham und Chelsea wollen wieder oben angreifen. Der Kampf um die Vorherrschaft in London (die gesamte Premier-League-Saison live auf Sky) verspricht auf jeden Fall ein spannender zu werden.