Premier League: Hamann über ManCity, Haaland, Liverpool, Klopp & Bellingham

Hamann: "Mit Haaland ist City leichter auszurechnen"

Von Didi Hamann, Sky Sport Experte

Image: Die Kolumne von Didi Hamann zu Haaland und der Liverpool-Krise.

In seiner Kolumne hinterfragt Dietmar Hamann, ob Erling Haaland das Spiel von Manchester City wirklich auf das nächste Level hebt. Dazu erläutert der Sky Experte die Gründe für die Liverpool-Krise und ordnet die Situation um Jürgen Klopp ein.

Haaland raubt City einen großen Teil ihrer Stärke

Manchester City war als Mannschaft in den letzten Jahren ohne Erling Haaland besser als in den vergangenen sechs Monaten mit ihm. Egal, wie viele Tore er geschossen hat und egal, ob er am Ende der Saison 40 Treffer auf seinem Konto haben wird.

Haaland hat in der Premier League für ManCity in 18 Spielen 21 Tore erzielt, danach kommen Foden mit sieben, De Bruyne mit drei und Gündogan mit zwei. In der vergangenen Saison haben De Bruyne und Mahrez mehr als zehn Tore gemacht, Gündogan und Bernardo Silva jeweils acht.

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Durch seine Präsenz nimmt Haaland der Mannschaft einen großen Teil ihrer Stärke. City hat in der Vergangenheit oft ohne Stürmer gespielt oder vorne rotiert und die Tore auf viele Spieler verteilt. Sie haben immer von ihrem Spielfluss gelebt und davon, dass auf dem Platz ein Rad ins andere gegriffen hat.

Pep Guardiola ist für Haaland komplett von dem abgekehrt, was er in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat. Schon in Barcelona hat er Stürmer wie Ibrahimovic abgegeben. Diese Philosophie hat er ein Stück weit aufgebeben. Haaland ist eigentlich genau der Spieler, den Guardiola nie wollte. Haaland hat zwar viele Tore gemacht, aber die Frage ist, ob die Mannschaft mit ihm besser ist.

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Das große Ganze ist wichtiger als einzelne Spieler. Das beste Beispiel dafür ist der FC Bayern. Die Münchner hatten Stürmer wie Luca Toni oder Roy Makaay, die in einer Saison 30 Tore erzielt haben. Die Champions League haben sie 2013 aber mit Mario Mandzukic gewonnen.

Mit Haaland ist Manchester City leichter auszurechnen, sie liegen acht Punkte hinter Arsenal und sind im Ligapokal schon ausgeschieden. Das hat es in den letzten Jahren nicht gegeben.

Premier League, 20. Spieltag: Manchester United feiert den neunten Sieg in Folge. Im Derby gegen Manchester City gewannen die Red Devils nach 0:1-Rückstand noch nach Treffern von Bruno Fernandes und Marcus Rashford mit 2:1.

Den Titel in der Premier League zu verteidigen, wird sehr schwer. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass sie in ein paar Monaten die Champions League gewinnen, ich glaube es aber nicht.

Das fehlt Liverpool aktuell komplett

Der FC Liverpool ist im Moment nur eine Mannschaft von vielen. Das, was sie über Jahre ausgezeichnet hat, dieses erdrückende Spiel, Widerstandsfähigkeit, diese Intensität, diese spielerische Qualität und ihr Game-Management, fehlt momentan komplett.

Sie wussten immer zu jeder Zeit, was sie zu tun haben, zum Beispiel sich zur richtigen Zeit etwas zurückzuziehen, um eine Druckphase des Gegners zu überstehen. Dazu sind sie momentan nicht in der Lage. Das Spiel in Brighton war ein Tiefpunkt, sie waren dort über 90 Minuten in allen Belangen zweiter Sieger.

Premier League, 20. Spieltag: Der FC Liverpool hat eine heftige Niederlage bei Brighton & Hove Albion kassiert.

Sie können die Ausfälle nicht kompensieren und haben vier oder fünf Spieler, die wahrscheinlich dem Ende ihrer Liverpool-Karriere entgegenblicken. Milner ist 37, bei Keita und Oxlade-Chamberlaine laufen die Verträge aus, sie haben in Liverpool zu wenig gezeigt. Fabinho hat in den vergangenen sechs Monaten nicht gut gespielt, von Thiago bin ich kein großer Freund und Henderson ist auch immer so ein Thema. Sie müssten allein im Mittelfeld vier oder fünf neue Spieler holen und sich auch in der Abwehr verstärken. Dafür müssen sie mindestens um die 200 Millionen ausgeben, aber ich glaube, dass sie dieses Geld nicht haben.

Bellingham allein würde Liverpool nicht reichen

Mit jeder Niederlage in der Premier League wird die Möglichkeit geringer, einen Jude Bellingham zu holen. Ich weiß nicht, was Bellingham will. Vielleicht sagt er ja, er hat immer davon geträumt für Liverpool zu spielen. Aber er will sicherlich in der Champions League spielen und Meister werden. Doch wie es im Moment aussieht, gibt es in der Liga allein fünf oder sechs Mannschaften, die besser sind als Liverpool. Daran wird ein einzelner Transfer allein nichts ändern.

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Unabhängig von Bellingham bräuchte man wahrscheinlich mindestens vier oder fünf, wenn nicht sechs neue Spieler. Zudem wäre das Bellingham-Paket inklusive Gehalt gewaltig. Liverpool hat zwar schon Spieler für viel Geld geholt, aber das waren gestandene Profis und keine, die mit 18 oder 19 sehr interessant sind. Ob Bellingham so viel wert ist, werden die nächsten Jahre zeigen, ich wäre da eher vorsichtig. Sollte er sich für Liverpool entscheiden, würde dies aber nicht heißen, dass die Reds auf einmal ein Titelanwärter wären. Zudem hilft natürlich auch die Unruhe im Umfeld nicht.

Ich glaube nicht, dass Liverpool Klopp rauswerfen wird

Die Diskussionen um den Trainer werden möglicherweise beginnen, auch wenn ich nicht glaube, dass Liverpool ihn rauswerfen wird. Klopp hat mit Blick auf die finanziellen Voraussetzungen mit Liverpool am Limit gespielt. Das hat sechs Jahre lang funktioniert, aber Spieler, die man vor ein paar Jahren noch für 25 Millionen bekommen hat, kosten jetzt 50 oder 60 Millionen. Wenn du aber nicht in einem Sommer mal 200 bis 300 Millionen für neue Spieler ausgibst, wird es unheimlich schwierig bis unmöglich, gegen Konkurrenten Manchester City, Newcastle oder Arsenal zu kämpfen.

Jürgen Klopp nach der 0:3-Niederlage gegen Brighton.

Klopp ist jetzt sieben Jahre in Liverpool, sein Job ist unheimlich intensiv und stressig. Hat er noch einmal die Energie, eine neue Mannschaft aufzubauen unter den finanziellen Restriktionen, die der Verein im Vergleich zu anderen Topklubs hat? Ich weiß nicht, wie er darüber denkt, wenn seine Mannschaft nicht annähernd die Chance hätte, Meister zu werden.

Klopp hat sich in Liverpool Heldenstatus erarbeitet. Die Frage ist, ob er diesen aufs Spiel setzen oder aufgeben will.

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