Premier League Kolumne von Florian Schmidt-Sommerfeld zu Arsenal vs. ManCity

Das nächste Level

Von Florian Schmidt-Sommerfeld

Premier League, 8. Spieltag: Nach zwölf Niederlagen in Serie gegen Manchester City kann der FC Arsenal den himmelblauen Rivalen endlich wieder bezwingen. Gabriel Martinellis Tor in der 87. Minute sorgt für die späte Entscheidung.

Sky Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld blickt in seiner Kolumne auf das Geschehen in der Premier League. In der neuen Ausgabe nimmt "Schmiso" das Topspiel des vergangenen Wochenendes zwischen Arsenal und Manchester City noch einmal unter die Lupe.

Zwölf Begegnungen, der immergleiche Sieger. Seit November 2017 hatte die Serie bestand. Stand inzwischen in einer Reihe mit logisch nachvollziehbar einseitigen Duellen wie Chelsea gegen West Brom (15 Siege in Serie) oder Man United gegen Wigan (13 Siege).

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Gunners beenden Serie

Die Unterlegenen in der Liste der längsten Sieges/Niederlagen-Serien in England sind die "Kleinen": West Brom taucht gleich drei Mal in der Top Ten auf, dazu gesellen sich Fulham, Bournemouth, Watford - Kellerkinder eben. Und Arsenal. Was bitte hat der stolze Big6-Club und 13-fache Meister in dieser Liste auf der Verliererseite zu suchen. Die Gunners waren wirklich zwölf mal an Stück in der Liga gegen die Citizens verloren. Bis Sonntag.

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Dieses Mal war vieles anders. Oft hatte Manchester den nötigen Lucky Punch, wie ein spätes Rodri-Tor 2022, den besseren Lauf im Frühjahr 2023 oder schlicht die klar bessere Mannschaft. Wie in den ersten Arteta-Jahre mit zwei achten Plätzen der Gunners. Nicht so in diesem letzten Duell. City kam zwar besser rein in dieses Spiel - mit jeder Minute ging das Momentum dann aber mehr auf Arsenal über. Und gerade dass es kein Sturmlauf war, ein Tag an dem alles geht - sondern ein schnödes Eins zu Null, das für City so oft in kritischen Spielen gereicht hatte, macht den Sieg noch wertvoller.

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Arsenal würgt City-Motor ab

Ich kann mich in den Pep-Jahren, mit fünf Meisterschaften in sechs Jahren, an keine Mannschaft erinnern, die Citys Offensivmotor so phänomenal abgewürgt hat wie Arsenal in dieser zweiten Halbzeit. Haaland? Unsichtbar. Bearbeitet von Gabriel, abgemeldet von Saliba. Foden? Ausgebremst. Abwechselnd von den Außenverteidigern oder helfenden Mittelfeldmotoren. Supertalent Lewis? Kein Spiel für einen Ballverteiler wie ihn, wenn Arsenal City nie in seinen Rhythmus kommen lässt. Silva? Im Zentrum immer einen Spieler auf den Füßen stehen. Das war ein neues Arsenal. Besonders zuhause waren sie oft (selbst)berauschend und damit anfällig. Dieses Mal Guardiola-esque klinisch rein von Fehlern.

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Ich gebe es ehrlich zu: als ich das Fehlen von Bukayo Saka auf dem Spielbogen gesehen hatte, schien ein Arsenal-Sieg für mich utopisch. Er war der personifizierte Dosenöffner für Arsenals Spiele. Jedes Führungstor der letzten Wochen hatte er selbst erzielt oder vorbereitet. Best Case: Remis. Die Rechnung ohne Arteta und Comebacker Martinelli gemacht.

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Mal sind Einwechslungen Trainer-Glück. Wer aber in einem klassischen 0:0-Spiel die VIER Protagonisten einwechselt, die das eine entscheidende Tor herausspielen - ist mehr Magier als Glücksritter. Langer Ball Partey - Kopfball Tomiyasu - Vorlage Havertz - Tor Martinelli. Und das wo Arteta letztes Jahr doch wie kaum ein anderer einer festen Elf mit absolut unersetzlichen Säulen vertraute. Arteta kann Rotation. Arteta kann Joker. Und wie.

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Teams rücken näher zusammen

Ein klarer Entwicklungsschritt zur letzten Saison. Während Guardiolas Dreifachwechsel das Spiel nur kurz beleben konnte, war allein Martinellis Hereinnahme schon ein, vielleicht der Gamechanger. Pure Dynamik, der Wille ins Risiko zu gehen, die Bereitschaft City endlich in Knie zu zwingen - kein Spieler verkörperte das an diesem Sonntag wie er. Das hat Arsenal so letztes Jahr nicht von der Bank bekommen.

Ein letztes Jahr unangefochtener Thomas Partey muss nach Verletzungscomeback um seinen Platz kämpfen, ein Routinier wie Jorginho steht gegen City erstmals in der Liga in der Startelf - und bleibt vorne für Kai Havertz (und andere Offensive) Platz wenn Saka wieder fit ist? Die berühmte Breite in der Spitze. Arsenal hat sie jetzt. Noch nicht wie City - aber sie sind einen Schritt näher dran.

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Weniger Tiefen als letzte Saison?

Das heißt nicht, dass Arsenal jetzt mit wehenden Fahnen zur Meisterschaft sprintet. Ganz im Gegenteil. Ekstase pur war letzte Saison. Wie Phoenix auf der Asche. Und auf einmal im Frühling immer noch auf Meisterkurs. Und dann der radikale Einbruch (Salibas Verletzung…). Arsenal 2023-24 ist anders. Kontrollierter. Breiter aufgestellt. Abgeklärter. Sie werden sich besser einpendeln, dem perfekt ausbalancierten City so näher kommen.

Mit Hurra-Fußball kann man City eine Halbserie lang ärgern - die Abrechnung kommt im Frühjahr. Und für genau die sehe ich Arsenal auf Strecke noch besser gerüstet als in der Vorsaison. Weniger Spitzen, vor allem aber weniger Tiefen im Saisonverlauf. Von wem könnte Mikel Arteta diesen Ansatz wohl gelernt und vielleicht ein Stück weit adaptiert haben…

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Kovacic muss Rot sehen

Ein ärgerliches Thema zum Schluss: Mateo Kovacic muss nach 28 Minuten Rot sehen. Sohle offen von hinten in die Achilles-Sehne über Knöchel-Höhe. Beide Augen zugedrückt: Gelb. Michael Oliver, den ich sonst für einen absoluten besten Schiedsrichter der Liga halte, lässt ihn sieben Minuten später für ein klar gelbwürdiges Foul erneut davon kommen. Kann man so machen - aber dann bitte die Rote Karte konsequent abschaffen.

Wenn die oberste Maxime ist Elf gegen Elf zu spielen - koste es, was es wolle, dann sind wir in einer anderen Sportart angelangt. Müssen erst Achilles-Sehnen reissen, um einen Spieler für gesundheitsgefährdendes Spiel zu verweisen? Na dann gute Nacht. Ich nehme lieber ab und an ein Elf gegen Zehn in Kauf und sehe dafür geschützte, gesunde Spieler.

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