Sky Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld blickt in seiner Kolumne auf das Geschehen in der Premier League. In der neuen Ausgabe thematisiert "Schmiso" die Krise bei Pep Guadiolas Manchester City.
April 2017. Carlo Ancelottis FC Bayern macht mit einem 6:0 gegen den VfL Wolfsburg die Meisterschaft klar. Vorzeitig natürlich. Aufsteiger RB Leipzig kann am Ende deutlich nicht mithalten. Genau wie Thomas Tuchels Borussia Dortmund. Der BVB und der ganze deutsche Fußball wird zudem vor dem Champions League Viertelfinale vom Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus erschüttert. In der Fußball-Zeitrechnung: Verdammt lang her oder?
Vier Spiele in Folge sieglos
So lang ist es her, dass Pep Guardiola vier Liga-Spiele in der Serie nicht gewonnen hat. Remis gegen Stoke, Liverpool, Arsenal und schließlich ein 1:2 gegen den kommenden Meister FC Chelsea. Pep fällt damit sogar auf Rang fünf zurück und droht die Champions League zu verpassen. Manchester City beendet Guardiolas erste Saison schließlich auf Rang drei, 15 Punkte hinter Chelsea. Und schaut nie mehr zurück. Es folgen fünf Meisterschaften in sechs Jahren.
Doch jetzt ist es wieder passiert. Remis gegen Chelsea, Liverpool, Tottenham und schließlich die 0:1-Niederlage am Mittwochabend gegen Aston Villa. Sorgen um City mache ich mir noch nicht. Ich hätte mir eher Sorgen um die Liga gemacht, wenn ihre Frühform des Sechs-Siege-Saisonstarts gehalten hätte. Denn die Stärke der Himmelblauen in der Rückrunde ist für mich inzwischen fast legendär. Mit zwischenzeitlich zwölf Siegen aus 13 Spielen (Remis bei Brighton) stießen sie letzte Saison Arsenal noch vom Thron. Auch Liverpool wurde schon dramatisch abgefangen (14! Siege am Stück zum Ende der Saison 2018/19 und somit einen Punkt vor Liverpool). Zu Beginn der Saison drohte City der Konkurrenz schon in der Hinrunde zu einteilen.
Unglückliche Ergebnisse
Und doch darf man bei einem "historischen" Anti-Lauf mal die Augenbrauen heben. Wie konnte Manchester City gegen ein so schwaches Chelsea vier Tore kassieren und dabei drei Führungen aus der Hand geben? Gut, es gibt solche Tage. Schon bedenklicher: Das 1:1 gegen Liverpool trotz spielerischer Überlegenheit. Gleich zwei City-Automatismen versagten hier: Im Zweifel bringt die stets beste Abwehr der Liga ein 1:0 über die Zeit - oder Erling Haaland legt irgendwann ein zweites nach. Stattdessen: Trents Traumschuss streicht zwei eigentlich verdiente Punkte.
Noch bedenklicher: City als Aufbauhelfer für ein am Boden liegendes Tottenham. Die halbe Startelf der Spurs fehlt, Yves Bissouma schenkt Peps Elf spät den vermeintlichen Siegtreffer und trotzdem holt Tottenham sich durch Dejan Kulusevskis Kraftakt nach drei Niederlagen in Serie ausgerechnet gegen den Meister die ersten Punkte seit Wochen. Hier klingt aber schon durch: Mindestens zwei der drei Spiele hätte City bei "normalem" Verlauf gewonnen. Es waren unglückliche Remis.
Villa-Spiel verwunderlich
Das wirkliche Stirnrunzeln setzt bei mir mit Blick auf das 0:1 gegen Aston Villa ein. Nicht dass ich es dem Team von Unai Emery nicht zutrauen würde! Der Klub aus Birmingham ist seit der Ankunft des bei Arsenal oft verlachten Spaniers spielerisch, taktisch und ergebnistechnisch ein Topteam! Aber Villa hat City nicht nur geschlagen. Die Villains haben den Meister dominiert. Die Offensive? Abgewürgt. Nur zwei Torschüsse! Aston Villa selbst hatte sage und schreibe 22! Dieses 1:0 war keine Anomalie. Es war eine Emery-Masterclass und hochverdient. So ausgecoacht und beherrscht wird Guardiola mit seiner Top-Elf gefühlt höchstens einmal im Jahr.
Und trotzdem: Der große Unterschied zum April 2017? Damals fing der beste Trainer der Welt gerade erst an, sich den besten Kader der Welt zusammen zu bauen. Inzwischen hat er es mit enormen finanziellen Ressourcen längst getan. Mit Kevin De Bruynes Rückkehr wird City im Januar wieder richtig Fahrt aufnehmen. So stark Julian Alvarez ihn lange vertreten hat: Niemand kann den besten Vorbereiter der Welt ersetzen. Im nächsten Spiel kehrt "Der Eine" nach Gelbsperre zurück. (Siehe Kolumne "Der eine Rodri" von Anfang Oktober) Citys Bilanz mit Rodri: Ungeschlagen in zwölf Liga-Spielen. Die drei Spiele ohne Rodri: Drei Niederlagen.
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