Toni Tomic blickt in seiner Kolumne auf das ereignisreiche Wochenende in der Premier League zurück. Bei Manchester City sieht er eine zu große Abhängigkeit von Erling Haaland, Arsenal sieht er bereit für den Titel-Coup. Um Jürgen Klopps Job macht er sich Sorgen.
Dieser 20. Spieltag der Premier League wird im Saisonrückblick einen besonderen Stellenwert einnehmen. Das Manchester-Derby mit überraschendem Ausgang und irregulärem Tor, das Nord-London-Derby mit einem Statement oder auch die Lektion für Liverpool in Brighton. Man kann auch Evertons tiefen Fall auf einen Abstiegsplatz dazu nehmen. In jeder Hinsicht hatte dieser Spieltag seine Geschichten und Schauplätze.
Manchester City hat keinen Plan B mehr
Was wurde Erling Haaland gefeiert im ersten Teil der Saison! Kein Spieltag verging ohne Lobeshymnen auf den Norweger, der die Liga im Sturm erobert hat. Haaland hier, Haaland dort, Haaland überall.
Haaland: Boom und Boomerang
Zu viel Haaland hat den Fokus von der eigenen Stärke genommen. City muss aufpassen, dass es im Haaland-Hype nicht genauso im Aufzug nach unten fährt, wie es mit Haaland nach oben fuhr.
Sie waren in der vergangenen Saison ein besseres, ein unberechenbares, ein homogeneres Team. Daran wird ein neuer Torrekord von Haaland nichts ändern.
Skyblues in zehn Spielen nur ein Punkt mehr als Reds
Beim kläglichen Liga Cup-Aus in Southampton (Tabellenletzter der PL) war Haaland nicht zu sehen, gegen United war er nicht zu sehen. Wo in der vergangenen Saison noch Überraschungsmomente und ein Plan B waren, ist jetzt Abhängigkeit, Ratlosigkeit und defensive Anfälligkeit.
In den vergangenen zehn Spielen hat Manchester City nur einen Punkt mehr geholt als Liverpool. Ein abgefahrener Stat.
Liverpool hat neuen Tiefpunkt erreicht
Dabei hat man bei den Reds ohnehin das Gefühl, dass der Tiefpunkt der Saison mit der klaren Niederlage in Brighton erreicht ist. Vielleicht holen all die letzten Jahre der (Fast-)Perfektion die beiden Klubs so langsam ein. Jedenfalls ist die Entwicklung in Liverpool besorgniserregend.
Dass Brighton mittlerweile einen feinen Ball spielt, ist kein Geheimnis mehr. Aber dass sie Liverpool derart eine Lektion erteilen, ist erschreckend.
Klopp zum ersten Mal ratlos
Auch die Erklärung von Jürgen Klopp. Zum ersten Mal war er ratlos in der Spielanalyse. Es gab viele Gründe, die bislang als Erklärung für Niederlagen dienten. Aber an diesem Abend in Brighton wusste keiner die Antwort und vor allem, den Ausweg aus dieser beklemmenden Lage.
Man muss sich Sorgen um die Ziele der Saison machen und ich mache mir Sorgen um den Job von Jürgen Klopp. Natürlich hat er gewaltigen Kredit aus den letzten Jahren aber die Mechanismen in der heutigen Branche sind zu hart, um eine Saison ohne Top 4 durchzuwinken.
Arsenal beendet lange Durststrecke im Derby
Neun Jahre mussten sie bei Arsenal auf diesen Moment warten. Auf einen Sieg beim erbitterten Rivalen Tottenham.
Nord-London ist Rot-Weiß - und das zurecht. Dieses Derby hat die gesamte Entwicklung in beiden Vereinen widergespiegelt. Auf der einen Seite Conte, seit 15 Monaten im Amt. Auf dem Weg eine Mannschaft mit Idee zu formen aber erst auf halbem Wege.
Nur eine gute Halbzeit reicht vielleicht gegen Leeds oder Bournemouth, aber nicht gegen den Tabellenführer.
Artetas Team hat das Zeug zum Titel
Arsenal ist gut zwei Jahre weiter in der Entwicklung und in der Kaderzusammensetzung. Mikel Arteta hat es geschafft, einer sehr jungen Truppe das nötige Werkzeug an die Hand zu geben, um den ganz großen Coup zu landen.
Neben der Dynamik, dem Tempo und dem Spielwitz eine entscheidende Komponente für Top 4 - oder gar den Titel.
Der Kampf um die Premier League ist Stand jetzt ein Vierkampf. Manchester United und Newcastle muss man zwangsläufig dazuzählen. Und das ist das Schöne an dieser Premier-League-Saison: Drei der vier Mannschaften hat man dort nicht erwartet.
Die Wachablösung in Nord-London nach Jahren der Tottenham-Dominanz ist vollzogen. Die Wachablösung in Manchester könnte eine Frage der Zeit werden. Das gilt auch für die Meisterschaft.