Der FC Schalke 04 erlebt gegen ein arg corona-geschwächtes Holstein Kiel einen enttäuschenden Start ins Jahr 2022. Beim Bundesliga-Absteiger stellt sich abermals die Systemfrage - erstaunlicherweise auch wegen Simon Terodde.
In puncto Zielsetzung für das neue Jahr hat sich der FC Schalke 04 nach außen klar positioniert. "Wir wollen aufsteigen, das ist das Ziel. Absolut", erklärte Victor Palsson vor dem Rückrunden-Auftakt gegen Kiel. Sportdirektor Rouven Schröder nahm die Ansage des Vize-Kapitäns wohlwollend zur Kenntnis und nach dem verbalen Ausrufezeichen war eigentlich auch alles angerichtet für das erste sportliche Signal.
Schließlich musste der Gast aus dem hohen Norden corona-bedingt auf zahlreiche Stammspieler verzichten, dazu leistete sich das Top-Trio um St. Pauli, Darmstadt und dem HSV kollektiv Punktverluste. Das Problem: Schalke nutzte die Vorlagen der Konkurrenz nicht. Stattdessen erlebte das Team von Trainer Dimitrios Grammozis beim letztlich sogar glücklichen 1:1 gegen Kiel einen Rückfall in alte Muster.
Wie ist der S04 gefährlicher - mit oder ohne Terodde?
Eigentlich wollte sich der Traditionsklub vor allem in den Heimspielen derartige Ausrutscher nicht mehr erlauben, doch die Gelsenkirchener präsentierten sich in der Offensive wie über weite Strecken in der Hinrunde: zu behäbig, zu einfallslos, zu unpräzise im Aufbauspiel. Wenn dann auch noch der gefährliche Flankengeber Thomas Ouwejan auf der linken Seite aus dem Spiel genommen wird, ist die Not bei den Königsblauen groß. Es fehlt nach wie vor der Plan B.
Dabei befand sich der Tabellen-Sechste zum Ende des vergangenen Jahres scheinbar auf einem guten Weg. Schalke spielte vor allem in den Partien gegen Nürnberg (4:1) und Hamburg (1:1) mit mehr Tempo nach vorne, suchte häufiger den Abschluss und entwickelte deutlich mehr Wucht als noch zu Saisonbeginn. Diese Entwicklung überraschte viele Außenstehende, schließlich mussten die Blau-Weißen in dieser Phase ohne ihren Torjäger vom Dienst auskommen: Simon Terodde.
Der Routinier stellte bei seinem Comeback gegen die Störche seine Qualitäten erneut unter Beweis und bewahrte sein Team mit einem kaltschnäuzigen Abschluss vor einem kompletten Fehlstart. Mit 15 Torbeteiligungen (13 Tore, zwei Vorlagen) in 15 Spielen ist der Angreifer unverzichtbar für Schalke, das auch Teroddes Qualitäten als Ballfestmacher und dessen mannschaftsdienliche Spielweise enorm schätzt. Dennoch stellt sich merkwürdigerweise die Frage: Wie ist der S04 gefährlicher - mit oder ohne Terodde?
System-Anpassung als Lösung?
In den vier Spielen ohne den 33-Jährigen hat Schalke im Schnitt mehr Punkte (1,75) geholt und Tore (2,75) geschossen als in den Partien mit ihm (Punkte- und Torschnitt jeweils bei 1,6). "Gefühlt wirkte Schalke in den Partien ohne Terodde dynamischer. Sie waren stressiger für den Gegner und haben viel mehr Alarm in der Offensive gemacht", analysiert Sky Reporter Dirk große Schlarmann. Ein verwunderliches Dilemma, für das Grammozis nun eine Lösung finden muss.
"Schalke muss mit Terodde so spielen, als wenn er gar nicht dabei wäre", bringt es große Schlarmann auf den Punkt. Helfen könnte womöglich eine Anpassung des von Grammozis favorisierten 3-5-2-Systems. Auch wenn der 43-Jährige einer Systemdiskussion öffentlich nicht viel abgewinnen kann, denken seine Spieler laut über Veränderungen nach.
"Ich glaube auch, dass es mit drei Stürmern funktionieren würde", sagte beispielsweise Marius Bülter am Sky Mikro. Der ehrgeizige Stürmer war frustriert, saß er gegen Kiel zur Überraschung vieler zunächst nur auf der Bank. In einer Variante mit drei Angreifern könnte er zusammen mit Darko Churlinov das aggressive Anlaufen der gegnerischen Verteidiger übernehmen und für Tempo sorgen, um Terodde noch häufiger in gefährliche Abschlusspositionen zu bringen. Besonders in Spielen gegen vermeintlich "kleinere" Kontrahenten wie Kiel, Ingolstadt oder Sandhausen könnte diese Alternative dazu beitragen, dominanter und torgefährlicher aufzutreten.
Alarmierender Trend
Es liegt nun an Grammozis, die richtige Balance herzustellen - und zwar schnellstmöglich bis zur nächsten Partie beim Tabellen-Vorletzten Erzgebirge Aue (Samstag um 20:30 Uhr live auf Sky). Dort sollte Schalke seinen Worten Taten folgen lassen und so auftreten wie ein Team, das gewillt ist, aufzusteigen: kreativ, mutig, selbstbewusst. Andernfalls droht das selbst formulierte Ziel schnell in weite Ferne zu rücken.
Dass sich die Aufstiegsplätze überhaupt noch in Reichweite befinden, ist der Ausgeglichenheit der Liga geschuldet - und nicht der Stärke von Schalke. In den vergangenen acht Ligaspielen holten die Königsblauen nur neun Punkte und damit satte neun bzw. zehn Zähler weniger als die Konkurrenten aus Heidenheim und Darmstadt. Ein alarmierender Trend, vor dem Schröder & Co. die Augen nicht verschließen dürfen, denn eines ist garantiert: Ein Punkteschnitt von 1,1 wird nicht zur anvisierten Bundesliga-Rückkehr reichen.
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