Nach zahlreichen Titelgewinnen bei seinen letzten Stationen ist Jose Mourinho in seiner zweiten Saison bei Tottenham Hotspur endgültig angekommen. Die "Spurs" grüßen von der Tabellenspitze der Premier League. Sky Sport nennt Euch Gründe für den Erfolg und beleuchtet den umstrittenen Star-Trainer.
"In Jose haben wir einen der erfolgreichsten Trainer im Fußball verpflichtet", ließ Tottenham-Präsident Daniel Levy nach Amtsantritt des neuen Cheftrainers Jose Mourinho vor rund einem Jahr verlauten.
Passt Mourinho zu Tottenham?
"The Special One" übernahm den Klub aus dem Norden Londons und sorgte bei Fans und im Umfeld des Vereins für gespaltene Meinungen. Mourinhos Ruf als Titelgarant stand seiner Vergangenheit bei Rivale Chelsea sowie der hohen Beliebtheit des Ex-Trainers Pochettino entgegen. Tottenham und Mourinho, passt das überhaupt? Die Saison 2019/20 lief für den für ergebnisorientierten Fußball bekannten Portugiesen nicht optimal. Dies hatte allerdings auch seine Gründe.
Der 57-Jährige startete in seiner Premierensaison immer wieder mit Erfolgsserien, die jedoch zumeist aufgrund von Verletzungen absoluter Leistungssträger (u.a. Harry Kane, Heung-Min Son & Moussa Sissoko) gestoppt wurden. "Mou" führte Tottenham schlussendlich auf einen sechsten Tabellenplatz und konnte mit der Europa-League-Teilnahme zumindest für eine kleine Versöhnung angesichts der hohen Zielvorgaben des Vereins sorgen. Die Führungsetage um den britischen Unternehmer Levy forderte eine "Top Four"-Platzierung in der Premier League sowie einen Titel.
Neue Saison, neues Glück
Die aktuelle Situation könnte für den Exzentriker kaum besser aussehen: Trotz der Auftaktniederlage gegen Everton stehen die "Lilywhites" aktuell dort, wo es Mourinho am liebsten hat: An der Spitze der Tabelle. Seit der angesprochenen Niederlage gegen die "Toffees" ist der Traditionsklub ungeschlagen (sechs Siege, drei Remis).
Mit dem 0:0-Remis gegen den FC Chelsea verteidigte Tottenham die Tabellenführung. Im Nachgang der Partie reagierte Mourinho auf die Frage bezüglich der Position seines Klubs im Titelrennen der Premier League mit einem amüsanten Vergleich: "Wir sind noch nicht einmal im Rennen. Wir sind kein Pferd. Ich weiß nicht, was das richtige Wort dafür ist. Wir sind die kleinen, jungen Pferde. Wir sind nur ein Pony".
Besonders die Kombination aus der starken Verteidigung (nur neun kassierte Tore - Ligabestwert) sowie der hohen Torgefährlichkeit (21 geschossene Tore - zweitbester Ligawert) lässt die Fans von der ersten englischen Meisterschaft seit 59 Jahren träumen.
Tormaschine Son - Kane in neuer Rolle
Die 21 PL-Tore gehen zum größten Teil aufs Konto zweier Publikumslieblinge. Heung-Min Son und Harry Kane. Während Son in dieser Saison bereits neun Treffer erzielte, glänzt Kane in neuer Rolle.
Der 27-Jährige traf bereits sieben Mal, legte zudem herausragende neun weitere Tore auf. Anders als unter Pochettino - der Kapitän der englischen Nationalmannschaft fungierte als klassischer Strafraumstürmer - spielt Kane unter Mourinho als hängende Sturmspitze. Mourinho gelang es somit, aus einem Weltklassestürmer neue Stärken herauszukitzeln.
Kluge Transferpolitik
Einen weiteren Stürmer, der sein Weltklasseformat schon mehrfach nachgewiesen hat, wurde in Person von Gareth Bale in den Kader geholt. Der Waliser kam in den vergangenen Jahren bei Real Madrid zwar kaum zum Einsatz, dürfte mit dem Wechsel aber neue Motivation geschöpft zu haben. Der Klub fährt mit dem Transfer kein großes Risiko, da der 31-Jährige zunächst per Leihe unter Vertrag steht.
Auch Transfers von Pierre-Emile Hojbjerg (FC Southampton), Sergio Reguilon (Real Madrid) und Matt Doherty (Wolverhampton Wanderers) scheinen sich auszuzahlen. Alle drei etablierten sich auf Anhieb.
Besonders der Ex-Bayer Hojbjerg schlug ein, der Däne ist im zentralen Mittelfeld die neue Schaltzentrale der "Spurs". Für den Tottenham-Coach ist der 25-Jährige ein Spieler, der "immer spielt und vorangeht, egal wo und in welchem Wettbewerb". Die drei genannten Neuzugänge kosteten den Klub lediglich 63,4 Millionen Euro.
Siege in großen Spielen
Mit Siegen gegen Manchester United und Manchester City sowie einem Punktgewinn beim FC Chelsea gelang es "The Special One" außerdem, große Konkurrenten um den Kampf um die Meisterschaft fernzuhalten.
Neben dem Erfolg über den langjährigen "Erzrivalen" Pep Guardiola dürfte vor allem die 6:1-Machtdemonstration bei United für Selbstvertrauen bei den Spurs gesorgt haben.
Mourinho gibt sich nahbar
Nicht nur in sportlicher Hinsicht sorgt Mourinho für positives Aufsehen. Seit einigen Monaten befüllt der in der Vergangenheit oft als "arrogant" betitelte Manager seinen persönlichen und öffentlichen Instagram-Account, dem inzwischen mehr als 1,4 Millionen Menschen folgen.
Auf der Social-Media-Plattform zeigt Mourinho vor allem seine humorvolle Seite. So kündigt der Ex-Real-Coach beispielsweise nach dem zähen 3:3 in der Partie der Europa-League-Gruppenphase gegen LASK den Startschuss der Trainingseinheit des kommenden Tages via Instagram-Post an. "Training morgen, aber um 12:00 Uhr", so die von ihm versehene Bildunterschrift.
North London Derby steht vor der Türe
Am Wochenende trifft Tottenham im Nord-London-Derby auf Erzfeind FC Arsenal (Sonntag, ab 17:15 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport 1).
Die "Gunners" zählen in ihrer derzeitigen Verfassung zwar nicht zu den Top-Teams der Premier League, ein Derby-Sieg würde Jose Mourinhos Tottenham allerdings weiter von einem "Pony" zu einem kräftigen Rennpferd mit Anspruch auf den Titel reifen lassen.