Trapp, Rode, Borré: Eintracht Frankfurt gewinnt Europa League dank Trio

Die magische Nacht der neuen Eintracht-Helden

Von Andreas Kloo

Image: Rafael Borré (3.v.l.) und Kevin Trapp waren entscheidend am Erfolg von Eintracht Frankfurt in der Europa League beteiligt

Beim Final-Triumph in der Europa League gegen Glasgow Rangers macht sich ein Trio von Eintracht Frankfurt unsterblich. Kevin Trapp, Sebastian Rode und Rafael Borré sind die Schlüsselfiguren des Erfolgs von Sevilla.

Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Charly Körbel - drei Helden, deren Namen wirklich jeder Fan von Eintracht Frankfurt kennt. Sie sind untrennbar verbunden mit der großen Zeit der Frankfurter in den 70ern, die im UEFA-Pokal-Sieg 1980 gipfelte.

Kevin Trapp, Sebastian Rode und Rafael Borré - auch diese Namen wird von nun an jeder Anhänger der Hessen für immer in Erinnerung behalten. Das Trio stach beim Final-Triumph von Sevilla aus einer intakten Mannschaft hervor.

Kevin Trapp:

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8. Juli 1990: Am Tag, als Deutschland im Finale von Rom seinen dritten WM-Titel gewann, kam Kevin Trapp zur Welt. Wer an diesem Datum Geburtstag hat, ist zum Helden geboren.

Der Torhüter sorgte mit seinem sensationellen Reflex in der 118. Minute gegen Ryan Kent dafür, dass es die Eintracht überhaupt erst ins Elfmeterschießen schaffte. Im anschließenden Shootout wurde Trapp endgültig zum Helden, als er den Schuss von Aaron Ramsey abwehrte.

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Das sind die Helden von Eintracht Frankfurt beim Gewinn der Europa League.

Seine Mitspieler hatten volles Vertrauen in ihn: „Wir wussten, dass er einen Elfer hält", bestätigte Ansgar Knauff hinterher. Die Zahlen geben Knauff recht. 29 Prozent aller Elfmeter hat Trapp in seiner Profi-Karriere gehalten. (Quelle: transfermarkt.de).

Trinkflaschen-Trick nicht gebraucht

Die Notizen über die möglichen Schützen, die ihm auf seiner Trinkflasche mitgegeben wurden, hatte Trapp gar nicht nötig: „Die Trinkflasche hat mir bei den ersten beiden Malen nicht geholfen, dann habe ich mich auf mein Gefühl verlassen."

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Dieses Gefühl war die ganze Partie vom festen Glauben über an den Triumph bestimmt. Die bittere Halbfinal-Pleite im Elfmeter-Krimi gegen Chelsea vor drei Jahren war Trapps Antrieb: „Wenn du so eine Situation überstehst, hast du das Gefühl, du bist heute an der Reihe. Dieses Gefühl hatte ich."

Die Final-Noten der Eintracht-Helden

KEVIN TRAPP: Während der regulären 90 Minuten kaum beschäftigt, beim Gegentor ohne Chance. In der Verlängerung (Glanztat, 118. Minute) und im Elfmeterschießen dann einer der Eintracht-Helden. NOTE 1
ALMAMY TOURE: Der Malier fällt mit seinen zahlreichen Balleroberungen auf. Ist defensiv sehr stabil und weiß auch mit vertikalen Pässen das Angriffsspiel anzukurbeln. Spielt absolut fehlerfrei und gehört zu den stärksten Frankfurtern. NOTE 2
TUTA: Übernimmt in Abwesenheit von Hinteregger die zentrale defensive Position. Wackelt ab und an beim Passspiel, macht dies aber durch gute Zweikampfführung wett. Ausnahme: Sein Stolperer beim 0:1 gegen Aribo. Muss danach verletzt runter. NOTE 4
EVAN NDICKA: Sorgt wie seine beiden Nebenmänner dafür, dass die Rangers kaum zu gefährlichen Abschlüssen kommen. Weist am Ende starke sechs klärende Aktionen auf (Eintracht-Bestwert). NOTE 2
ANSGAR KNAUFF: Zunächst zurückhaltend, dann mutiger. Kommt in der 20. Minute zur bis dahin besten Chance für die SGE. Defensiv über weite Strecken aufmerksam. Holt in der Verlängerung nochmal alles aus sich heraus. NOTE 3
SEBASTIAN RODE: Muss nach nur fünf Minuten aufgrund einer Platzwunde an der Stirn behandelt werden. Beißt auf die Zähne und gibt den Mittelfeldabräumer. Läuft viele Lücken zu und geht als Leader voran. NOTE 1
DJIBRIL SOW: Erledigt seine defensiven Aufgaben gut, traut sich auch immer wieder mit nach vorne, wo er jedoch mit zwei Schlenzern erfolglos bleibt. Sieht beim 0:1 nicht gut aus, als er einen hohen Ball unfreiwillig auf Aribo verlängert. NOTE 3
FILIP KOSTIC: Ist einer der auffälligsten Frankfurter. Beackert seine linke Seite sowohl vorne als auch hinten und besticht dabei durch Tempo. Bereitet das 1:1 durch Borre mit seiner Hereingabe mustergültig vor. Auch beim Elfmeter eiskalt. NOTE 1
JESPER LINDSTRÖM: Tut sich zunächst schwer gegen die extrem körperlich spielenden schottischen Abwehrspieler. Wird dann aber immer auffälliger und kommt am Ende auf die meisten Frankfurter Abschlüsse. Muss in der 71. Minute für Hauge runter. NOTE 3
DAICHI KAMADA: Technisch wie gewohnt stark, jedoch in seinen Aktionen und bei seinen Pässen häufig einen Tick zu ungenau. Wird mit zunehmender Spieldauer aber immer präsenter, verpasst mit seinem Lupfer in der 67. Minute aber den Ausgleich. NOTE 3
RAFAEL BORRE: Sieht zunächst überhaupt kein Land. Muss sich immer wieder fallen lassen, um den Rangers-Verteidigern zu entgehen. In der 69. Minute dann aber hellwach, als er eine Kostic-Flanke einschiebt. Trifft den entscheidenden Elfmeter. NOTE 1
MAKOTO HASEBE: Der Japaner kommt in der 58. Minute für den angeschlagenen Tuta ins Spiel und fügt sich sofort gut ein. Gewinnt alle seiner sechs Zweikämpfe und sorgt dafür, dass die Eintracht ohne weiteren Gegentreffer bleibt. NOTE 2
JENS PETTER HAUGE: Der Norweger kommt in der 71. Minute für Lindström ins Spiel, ist aber längst nicht so auffällig wie der ausgewechselte Däne. Hat seine beste Aktion bei der Vorarbeit zur Hrustic-Chance in der 107. Minute. NOTE 4
KRISTIJAN JAKIC: Der Kroate kommt in der 90. Minute für den müden Rode in die Partie. Sorgt dafür, dass die Eintracht defensiv ihre Stabilität behält. Tritt offensiv in der 114. Minute per Weitschuss in Erscheinung. NOTE 3
Zudem wechselt Eintracht-Trainer OLIVER GLASNER noch CHRISTOPHER LENZ für NDICKA (101. Minute) und AJDIN HRUSTIC für SOW (106. Minute) ein. Beide OHNE BEWERTUNG

Ende des Jahres winkt Trapp noch ein weiteres Highlight. Ein Platz im WM-Kader für Katar scheint ihm nach dem Auftritt von Sevilla sicher. Bundestrainer Hansi Flick lobte den Frankfurter: „Ich freue mich ganz besonders auch für unseren Nationaltorhüter Kevin Trapp, der maßgeblich zu diesem Titelgewinn beigetragen hat und seiner Mannschaft die gesamte Saison über ein sicherer Rückhalt, aber auch Antreiber und Motivator war."

Sebastian Rode:

Fünf Minuten waren gespielt, da mussten die Eintracht-Fans um ihren Kapitän bangen, Rangers-Spieler John Lundstram hatte Rode mit dem Schuh am Kopf getroffen. Blutend lag der 31-Jährige am Boden. Rode spornten diese bangen Momente nur noch mehr an, wie er erzählte: „Ich habe direkt an Schweini im WM-Finale 2014 gedacht, das war ein gutes Omen."

Wie Bastian Schweinsteiger gegen Argentinien kehrte Rode aufs Feld zurück, biss sich mit Turbanverband 89 Minuten durch und suchte im Mittelfeld jeden Zweikampf. Die blutige Wunde nahm er dafür gerne in Kauf. „Hauptsache das Ding geholt!!! Alles andere ist egal", twitterte er nach dem Spiel mit einem riesigen Pflaster auf dem Kopf.

Hessische Identifikationsfigur

Wie Schweinsteiger ist Rode einer, der im Mittelfeld vorangeht. Beim FC Bayern und bei Borussia Dortmund konnte er sich zwar nicht durchsetzen. Doch bei der Eintracht erweist er sich als Laufwunder als unheimlich wertvoll und ist als echter Hesse eine Identifikationsfigur für die Fans.

Unter Trainer Oliver Glasner gelang Rode in dieser Saison noch einmal ein Sprung. Der Coach machte ihn zu Saisonbeginn zum Kapitän. Ein Vertrauensbeweis, den Rode mit Leistung zurückzahlt.

Rafael Borré:

Borré erzielte nicht nur den wichtigen 1:1-Ausgleich in der regulären Spielzeit, sondern machte mit dem nervenstark verwandelten fünften Elfmeter auch den Deckel drauf. „Ich bin sehr glücklich und aufgeregt, denn ich hatte von dieser Nacht geträumt, einer historischen Nacht für den Klub und für mich", sagte der Matchwinner im Interview nach dem Triumph.

Der Kolumbianer war einer der ersten Spieler, zu denen Glasner noch vor der Siegerehrung ging. Gemeinsam blickten die beiden auf die Europa-League-Saison zurück. „Trainer, am Anfang war es schwierig. Aber wir sind Schritt für Schritt gegangen und haben immer zusammengehalten", sagte Borré zu seinem Coach, wie dieser bei „RTL" berichtete.

Torquote ausbaufähig

Glasner weiß, was er an seinem Mittelstürmer hat. Der 26-Jährige, der im Sommer von River Plate aus Argentinien kam, galt schon als Fehleinkauf. 12 Tore gelangen ihm in 45 Pflichtspielen. Im Vergleich zu Vorgänger Andre Silva, der in 34 Partien 29mal traf, fällt seine Quote deutlich ab.

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Doch Borré ist ein Mann für die wichtigen Tore. Bereits im Halbfinal-Rückspiel gegen West Ham United hatte er den 1:0-Siegtreffer markiert. Glasner schätzt ihn aber nicht nur wegen seiner Torgefahr, sondern lobt auch Borrés Mentalität: „Als Typ ist Rafael, wie er vorangeht, ganz wichtig für uns."

Trapp, Rode, Borré - drei Typen, die vorangehen. Drei echte Helden.

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