Eric Dier zählt in dieser Spielzeit nicht zum Stammpersonal in der Innenverteidigung des deutschen Rekordmeisters. Spielt er aber, ist er trotz alledem immer ein äußerst verlässlicher Akteur. Doch bleibt der Engländer das auch über diese Saison hinaus?
Von Torben Hoffmann und Niklas Korzendorfer
Er ist Mr. Zuverlässig beim FC Bayern München!
Wenn Eric Dier für den deutschen Rekordmeister aufläuft, erweist er sich stets als enorm zuverlässiger Rückhalt. Dier ist ein Musterprofi, der nahezu auf Knopfdruck liefert, wenn er gebraucht wird.
Diese besondere Qualität zeigte der Engländer, der einst in Portugal bei Sporting Lissabon (2003 bis 2011) ausgebildet wurde, einmal mehr im Bundesliga-Duell gegen Eintracht Frankfurt (4:0) am vergangenen Sonntag. Dier durfte von Beginn an ran, weil der eigentlich gesetzte Dayot Upamecano mit leichten muskulären Problemen verletzt fehlte.
Dier startet erst zum fünften Mal in dieser Bundesliga-Saison
Für den englischen Verteidiger war es überhaupt erst der fünfte Startelf-Einsatz in dieser Bundesliga-Saison, den er in der Tat mal wieder für sich zu nutzen wusste. Dier verteidigte sorgfältig, unaufgeregt und ließ über die volle Spielzeit hinweg gegen die gefährliche Frankfurter Offensive kaum bis gar nichts anbrennen.
Als Ergänzungsspieler kam Dier vor etwas mehr als einem Jahr aus Tottenham nach München. Mit 274 Premier League-Spielen und weiteren 30 Champions-League-Einsätzen für die Spurs sollte er den Bayern-Kader mit hochwertiger Erfahrung in der Breite vergrößern. Doch es sollte ganz anders kommen!
Unter Tuchel gesetzt, unter Kompany nur teilweise wichtig
Unter Ex-Coach Thomas Tuchel, dem jetzigen Nationaltrainer Englands, avancierte er schnell zum Stammspieler. Insgesamt 21 Pflichtspiele in Bundesliga (15), Champions League (5) und DFB-Pokal (1) absolvierte der 1,91-Meter große Innenverteidiger in seinem ersten Halbjahr bei den Münchnern - unter anderem auch die zwei wichtigen Halbfinalspiele gegen Real Madrid in der Königsklasse (2:2, 1:2).
Doch Neu-Trainer Vincent Kompany, seit vergangenem Sommer im Amt, hat in Upamecano und Min-jae Kim sein gesetztes Innenverteidiger-Duo gefunden. Dier musste sich seither mit der ungeliebten Backup-Rolle abfinden, die er aber ohne große Störgeräusche annahm. Der 49-malige englische Nationalspieler arbeitet weiter vorbildlich und wartet geduldig auf seine Einsatzminuten.
Insgesamt kommt Dier, der zehn Jahre in Lissabon lebte und fließend spanisch sowie portugiesisch spricht, auf bislang 475 Spielminuten in dieser Bundesliga-Saison. Zehnmal stand er in der Liga von Beginn an auf dem Platz. Dazu gesellen sich drei Einsätze in der Königsklasse sowie ein Auftritt im DFB-Pokal - beim Zweitrunden-Sieg über den 1. FSV Mainz 05 (4:0) vor rund vier Monaten.
Diese Qualitäten machen Dier stark
Keine Frage: Das sind freilich zu wenig Spielminuten für einen Spieler seiner Klasse. In der Bundesliga wartete der Defensivakteur seit dem 19. Spieltag (2:1-Sieg in Freiburg) auf einen Einsatz, ehe er am vergangenen Wochenende gegen Frankfurt rund einen Monat nach seinem letzten Liga-Auftritt aufgrund von Upamecanos Verletzungsproblemen wieder spielen dufte.
Diers Stärken sind dennoch bekannt - vor allem seine Qualitäten im Spielaufbau. Er eröffnet das Geschehen aus der Defensive heraus ruhig und überlegt. Manchmal fehlt es dem ehemaligen Tottenham-Akteur allerdings etwas an Geschwindigkeit.
Dafür zählt er mit dem Ball am Fuß - vor allem in der Spieleröffnung - zu den besten Verteidigern der Bundesliga. Seine Passquote liegt bei starken 94,7 Prozent (Quelle: Opta) - und damit über den Werten von Upamecano (93,9) und Kim (92,6).
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Dier in dieser Saison bislang deutlich weniger Einsätze verbuchen konnte als seine Positionskollegen. Doch wenn er spielt, tritt der großgewachsene Verteidiger äußerst souverän auf und leistet sich obendrein nahezu keine individuellen Fehler - anders als Kim und Upamecano, denen immer mal wieder die Nerven versagen.
Eberl weicht bei Frage zu Diers Zukunft aus
Diers Auftritt gegen Frankfurt war ein weiteres Bewerbungsschreiben um einen neuen Vertrag beim FC Bayern. Das ist auch Max Eberl nicht verborgen geblieben. "Er hat sehr, sehr gut gespielt. Wir wissen um seinen Wert", lobte ihn Bayerns Sportvorstand nach dem 4:0-Erfolg, und weicht im selben Atemzug auf die Frage nach einer möglichen Vertragsverlängerung dann doch geschickt aus.
"Du hast eine Kaderpolitik, die du entscheiden musst", fügt der 51-Jährige hinzu. "Wenn ich jetzt alle verlängere und noch drei Spieler hole, weiß ich nicht, ob das Sparen so funktionieren kann. Genau in diesem Kontext müssen wir uns bewegen. Was können wir? Was wollen wir? Was ist sinnvoll? Ist eine Verlängerung sinnvoll? Ist es sinnvoll, was Externes dazuzuholen? Das sind die Entscheidungen, die wir zu treffen haben".
Keine Zukunftsgarantie für Dier in München
Eberls Worte klingen nicht etwa nach einer klaren Zukunftsgarantie für Dier beim FC Bayern - ganz im Gegenteil. Die Zeichen stehen wohl auf Abschied im Juni, wenn das Arbeitspapier des Engländers beim deutschen Rekordmeister ausläuft.
Die mögliche Lücke, die Dier - ein stets zuverlässiger Ergänzungsspieler, der seine Rolle in München immer mit Bravour umsetzte - hinterlässt, könnte sich für Eberl und Co. womöglich erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick als äußerst schmerzlich erweisen.
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