Marius Bülter - in Fußball-Deutschland bis vor kurzem ein Unbekannter. Gegen Dortmund und Freiburg hat sich der 26-Jährige aber ins Rampenlicht geballert.
Seine drei Tore brachten Union sechs Punkte. Und die Fans stellen sich die Frage: Wo war dieser Instinktfußballer mit Eisenfuß all die Jahre? Die Antwort: Versteckt in der Fußballprovinz Rödinghausen, als Student und Regionalligakicker.
Keine Fußballakademie, sondern Akademiker
Die Vita von Bülter liest sich wie die eines Hobbykickers: Eintracht Rheine, Neuenkirchen, Rödinghausen. Der Fußball diente der Finanzierung der eigentlichen Zukunftsplanung: Bülter schaffte sein Abitur und studierte Maschinenbau. Statt Fußballakademie lernte der Stürmer an der Uni fürs Leben.
Ohne den Druck der Leistungszentren blühte Bülter auf und schoss sich von Liga zu Liga nach oben. Seine akademische Laufbahn entwickelte sich parallel zur fußballerischen und beide nahmen den erhofften Verlauf: Bülter ist mittlerweile Bundesliga-Profi und hat den Bachelor of Engineering.
Allzweckwaffe in Magdeburg
Geschafft hat das Bülter auch durch Selbstoptimierung. In Osnabrück wurde er einst bei einem Probetraining abgelehnt, danach stellte er seine Ernährung um. Bülter nahm zehn Kilo ab, seine Fitness wurde zu seiner Waffe. Aus dem Hobbykicker wurde eine Tormaschine.
In Rödinghausen schoss er sich in der Regionalliga in der Saison 2017/18 zum Torschützenkönig. Das war sein Sprung in den Profifußball - Zweitligaaufsteiger Magdeburg sicherte sich den Ballermann. Dort wurde Bülter als Allzweckwaffe eingesetzt - acht verschiedene Positionen bekleidete der Spätstarter - vom Rechtsverteidiger bis zum Mittelstürmer.
Sein Potential erkannte auch der Ligakonkurrent Union Berlin. Der Aufsteiger verpflichtete Bülter und seine Reise von der Regionalliga bis in die Oberklasse war perfekt. Knapp ein Jahr hat Bülter gebraucht, um drei Klassen zu überspringen.
Umschulung bei Union
Urs Fischer beobachtete den Neuzugang genau: Schneller Antritt, viel Instinktfußball, dazu ein eisenharter Schuss. Bülter ist für den Union-Coach ein Linksaußen und genau dort spielt er seitdem. In jeder einzelnen Partie der Eisernen lief Bülter auf, er ist der Topscorer des Teams und nicht wegzudenken aus dem Union-Kollektiv. Eigentlich ist Bülter aus Magdeburg nur ausgeliehen. Die Kaufoption über 700.000 Euro dürfte Union am Saisonende aber sicher ziehen.
Den besten Bülter gab es bisher gegen Dortmund - gleich zweimal traf der 26-Jährige. Jetzt wartet der nächste große Favorit mit den Bayern. Und die kommen zur richtigen Zeit: Die Münchner bewiesen in den vergangenen Wochen ihre Defensivanfälligkeit, dazu muss Niko Kovac nach den Abwehrverletzungen eine neue Innenverteidigung finden. Das könnte die Gelegenheit für Dortmund-Schreck Bülter sein, dem Märchen ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.