Der Reds-Star spricht dabei über die Unterschiede zwischen Liverpool und seinem Ex-Klub Bayer 04 Leverkusen und darüber, wie er sich in England eingelebt hat.
Florian Wirtz über …
… die Unterschiede zwischen Leverkusen und Liverpool: "Ich habe es geliebt, in Leverkusen zu spielen. Ich habe die Fans geliebt, den Verein. Man merkt, wenn man in Liverpool im Stadion steht: Das hier ist einfach nochmal ein kleiner Step drüber. Es ist beeindruckend, wenn an der Anfield Road 'You'll Never Walk Alone' gespielt wird. Das macht etwas mit einem, wenn so viele Leute dieses Lied singen. Es geht auf jeden Fall unter die Haut."
… wie er in Liverpool aufgenommen wurde: "Schon bevor ich das erste Mal hier war, habe ich sehr viel Support und Liebe bekommen von allen, von den Fans. Als ich dann hier hingekommen bin von den Mannschaftskollegen, von allen, die im Verein sind. Es fühlt sich sehr familiär an."
… ob dieses Gefühl auch ein Grund für seine Entscheidung pro Liverpool war: "Ich hatte im Hinterkopf, dass Liverpool ein familiärer Verein ist. Aber natürlich war das, was mich am meisten überzeugt hat, das Fußballerische."
… ob Jürgen Klopps Ausspruch 'I'm the Normal One' auch auf ihn zutrifft, oder eher Jose Mourinhos 'Special One': "Ich habe auch schon gehört, wie ich so ankomme, dass ich sehr ruhig und zurückhaltend bin. Das bin ich auch eher. 'Normal One' trifft es nicht ganz genau, würde ich sagen. Irgendwas dazwischen."
… Jürgen Klopps Hinweis an ihn ("Bleib cool, Florian") und ob es schwer ist, cool zu bleiben: "Ne, also für mich nicht. Ja, natürlich hätte ich mir auch schon gewünscht, dass ich schon ein Tor gemacht hätte oder schon ein bisschen Scorer-Punkte gesammelt hätte. Aber egal, was irgendwer sagt, ich bleibe cool. Ich weiß, was ich kann und ich weiß auch, dass ich das irgendwann so richtig auf den Platz bekomme, deswegen bleibe ich einfach cool. Das ist ein guter Hinweis."
… ob er das Gefühl hat, dass er in Liverpool genügend Zeit bekommt: "Ja, ich höre es schon oft. Ich will das gar nicht die ganze Zeit hören, 'gib dem Zeit, gib dem Zeit'. Sondern ich versuche einfach jedes Mal aufs Neue, es besser zu machen als vorher. Und manchmal gibt es einfach so Phasen, in denen dann vielleicht nicht alles für dich läuft, das hatte ich tatsächlich noch nicht so oft in meiner Karriere. Wenn ich es überstanden habe - das ist jetzt vielleicht hart gesagt, weil ich nicht schlecht spiele, sondern halt einfach die Scorer-Punkte noch nicht da sind - wird das schon irgendwann kommen und dann ist auch alles gut."
… ob er sich selbst die Zeit gibt oder ob er zu ungeduldig ist: "Es ist auch kein Geheimnis, dass ich schon gerne mehr hätte bis jetzt, aber ich bin geduldig und wie ich eben gesagt habe, ich weiß ganz genau, dass ich gut Fußball spielen kann. Früher oder später bin ich mir sicher, dass das dann auch wieder zur Normalität wird."
… sein neues Leben in Liverpool: "Es ist auf jeden Fall anders als in Deutschland. In der letzten Woche hat es ein bisschen viel geregnet, ansonsten fühle ich mich sehr wohl. Ich habe mich gut eingelebt. Es gab keinen riesigen Kulturschock. Die Menschen sind sehr freundlich, sehr zuvorkommend und deswegen fühle ich mich wohl und freue mich, hier zu sein."
… ob er in Liverpool erkannt und ständig nach Autogrammen gefragt wird: "Ich war noch nicht so viel draußen, wenn dann im Supermarkt, aber da kann ich ganz normal hin. Mir wurde gesagt, dass er in der Stadt ein bisschen Aufruhr geben könnte. Aber dort bin ich nicht so häufig, weil ich immer bis nachmittags trainiere und dann noch ein Stückchen zurückfahre. Und dann freue ich mich auch, wenn ich zu Hause bin und da einfach entspannen kann."
… Besuche seiner Familie: "Die kommen fast für jedes Spiel und dann sollen sie sich einfach wohlfühlen. Ich versuche, mich mehr um sie zu kümmern, als sie sich um mich. Wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen und deswegen freue ich mich immer, wenn sie kommen."
… Liverpools Kapitän Virgil van Dijk und ob er Tipps von ihm bekommt: "Ja, er ist ein Spieler, der gerne Verantwortung übernimmt und vorangeht, einen auch mal zur Seite nimmt, mit ihm redet und versucht, ihn stark zu machen. Deswegen ist er auf jeden Fall ein sehr guter Kapitän und ich genieße es, mit ihm in der Kabine und in einer Mannschaft zu sein."
… den Spirit in der Kabine, im Training und Unterschiede zu Leverkusen: "In der Kabine ist es nicht viel anders als in Leverkusen, es ist eine gute Stimmung. Wir hören Musik zusammen, wir reden, spielen Karten. Aber wenn es Richtung Platz oder auch Richtung Gym geht, merkt man, dass die Spieler schon mehr daran gewöhnt sind und vielleicht auch ein Stück weit noch mehr im Gym arbeiten. In Leverkusen war das auch schon gut. Aber man merkt schon, dass es für mich persönlich ein bisschen anspruchsvoller ist."
… ob er durch die Arbeit im Gym schon mehr Muskeln hat: "Ich habe tatsächlich schon ein paar Kilo zugelegt. Man sieht es nicht so krass, aber so ein bisschen."
… seine aktuellen Leistungen auf dem Platz und die Unterschiede zu seiner Spielweise in der Bundesliga: "Ja, kann sein, dass ich den Ball versuche, schneller abzuspielen. Ich habe letztens mit dem Trainer darüber gesprochen und er hat eine Vermutung geäußert, woran es liegen kann, dass ich vielleicht noch nicht so in die Situation komme, in die ich normalerweise komme. Also dass ich das Spiel schnell mache mit einem Dribbling oder einem Pass. Er meinte, dass es daran liegen kann, dass wir viel pressen und ich viel laufe. Zum Beispiel die Laufstatistiken: Da bin ich ja immer oben mit dabei, weil ich auch versuche, viel Gas zu geben und das zu machen, was der Trainer verlangt. Dafür brauche ich viel Kraft und Energie. Wenn ich dann den Ball habe, dann fehlt mir vielleicht ein bisschen was. Dass das einfach Step-by-Step kommt, indem ich mehr Spiele mache, fitter werde, auch dann einfacher die Sachen gehen kann und dann, wenn ich den Ball habe, auch fit genug bin und erholt genug bin, um dann Gas zu geben."
… ob das Anlaufen in Liverpool noch intensiver ist als in Leverkusen: "Ja, in Leverkusen konnte ich mich schon ab und zu mal nicht rausnehmen, aber so ein bisschen zurückjoggen. Ich habe schon ab und zu einen Anschiss bekommen vom Xabi (Alonso; Anm. d. Red.), wenn ich nicht komplett zurückgesprintet bin. Hier kann ich mir es nicht erlauben, mich auszuruhen und deswegen muss ich halt jeden Weg gehen, den ich kann."
… die Qualität im aktuellen Kader des LFC: "Ohne irgendwen schlechtreden zu wollen, aber es ist halt einfach noch mal einen Step höher. Jeder muss hier um seinen Platz kämpfen und Gas geben, dass man besser ist als sein Konkurrent. Da muss ich mich genauso anstrengen wie jeder andere, um einen Startplatz zu haben oder einer der Besten sein zu können. Man merkt schon, dass hier auf jeder Position mehrfach sehr, sehr gute Spieler sind."
… Belastungssteuerung und Gespräche mit Trainer Arne Slot: "Nach dem Champions-League-Spiel hat er mir gesagt, dass ich in der Liga nicht anfangen werde, weil er die Belastung ein bisschen steuern wollte und geschaut hat, in welchem Spiel ich besser spielen kann. Da hat er sich für das Champions-League-Spielen entschieden, dass ich da anfange und dann in der Liga erstmal auf der Bank sitze. Da hatte ich volles Verständnis für. Ich konnte mich ein bisschen erholen und hatte nicht so viel Anstrengung."
… die Ablösesumme von über 125 Millionen Euro und inwieweit ihn das unter Druck setzt: "Es ist so, wie es ist. Man ist das nicht gewöhnt von Liverpool, dass sie so viel ausgeben. Sie haben das in den letzten Jahren nicht gemacht und konnten das diesen Sommer dann machen. Es ist natürlich nicht normal, dass ein Spieler so viel kostet. Das weiß jeder. Aber im Moment wird das einfach bezahlt. Der Trainer hat mir gesagt, dass man sich hier im Kader keinen Druck machen muss, wie viel man gekostet hat oder nicht, weil gefühlt jeder um einen herum genauso viel kosten könnte, wenn er irgendwo anders spielen würde."
… welcher seiner neuen Mitspieler ihn besonders beeindruckt: "Wer sehr, sehr stark spielt im Moment, ist (Ryan) Gravenberch. Im Moment sticht der heraus."
… den Zeitpunkt, wann man 100 Prozent Florian Wirtz in der Premier League sehen wird: "Das ist schwer zu sagen. Ich würde es auch gerne wissen, aber bis man richtig irgendwo ankommt und eingelebt ist und mit allem vertraut ist, kann es einfach eine Zeit dauern, und die gestehe ich mir auch zu. Ich hoffe einfach, dass es irgendwann so weit ist, dass ich mich dann auch richtig wohl und zu Hause und bereit fühle."
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