Der Deutsche Fußball-Bund wird bei der Vergabe der WM 2026 für die USA, Kanada und Mexiko stimmen. Das gab der DFB am Dienstagabend bekannt. Die Endrunde wird am Mittwoch (ab 8.00 Uhr/MESZ) durch den FIFA-Kongress vergeben, zur Wahl stehen außerdem Marokko und die Neuausschreibung der Vergabe. Donald Trump hat in den vergangenen Wochen für ein offenes Rennen gesorgt.
Hinter der schweren Flügeltür im Moskauer Luxushotel Metropol gaben die Kandidaten noch einmal alles. Auf der Zielgeraden zur politisch belasteten Vergabe der WM 2026 buhlten am Dienstag erst die Vertreter der USA, Kanadas und Mexikos und dann die Marokkaner um die letzten Stimmen aus der UEFA.
DFB-Präsident Reinhard Grindel hörte aufmerksam zu - und war am Abend von "United 2026" überzeugt. Der Weltmeister stimmt für Nordamerika!
"Es ist erfreulich, dass beide Bewerbungen nach einem fairen und transparenten Verfahren auf dem Kongress zur Abstimmung stehen. Umso bedauerlicher waren die politischen Interventionen des US-Präsidenten, die dem Fairplay-Gedanken der FIFA widersprechen. Sie haben dementsprechend auf die Entscheidung des DFB keinen Einfluss gehabt", sagte Grindel. Die Entscheidung fällt beim FIFA-Kongress am Mittwoch (8.00 Uhr/MESZ).
Nordamerika-Verbund ist Favorit
Auf dem Papier ist der Nordamerika-Verbund im Expocenter der russischen Hauptstadt der haushohe Favorit. Die USA, Kanada und Mexiko erhielten von den FIFA-Experten für ihre Bewerbung 4,0 von 5 möglichen Punkten. Marokko kam nur auf 2,7 Zähler, teilweise würde eine Ausrichtung in dem nordafrikanischen Land ein "hohes Risiko" darstellen, steht in dem Evaluierungsbericht.
Gegen Marokko spreche laut DFB zudem die Ausweitung des Teilnehmerfeldes: "Wegen des neuen Formats eines WM-Turniers mit 48 Mannschaften haben es kleinere Länder ohne umfangreiche Stadionkapazitäten schwerer, erfolgreich als Ausrichter anzutreten. Insofern sollten kleinere und mittlere Verbände bei künftigen Weltmeisterschaften über gemeinsame Bewerbungen nachdenken", sagte Grindel.
Trump wettert auf Twitter gegen Marokko-Bewerbung
Dass das alles nichts heißen muss, liegt vor allem an Donald Trump. Der US-Präsident wetterte in den vergangenen Wochen sogar persönlich auf Twitter gegen die Marokko-Bewerbung, deren Unterstützern er indirekt politische Konsequenzen androhte. Viele der bis zu 207 wahlberechtigten FIFA-Nationen sind ohnehin anti-amerikanisch eingestellt, Trump dürfte das mit seinen Eskapaden weiter verschlimmert haben. Ob sich der Friedensgipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un doch noch positiv auswirkt, bleibt abzuwarten. Trumps Erzrivale, Russlands Präsident Wladimir Putin, kündigte sich derweil für den Kongress an.
Zum Sieg reicht den Bewerbern am Mittwoch die einfache Mehrheit der abgegeben und gültigen Stimmen. Das Hickhack um die Statuten - Marokko hatte wegen der vier wahlberechtigten US-Territorien Beschwerde eingelegt - will die FIFA bis zum Kongress-Beginn klären. Erst dann werde die Wählerliste veröffentlicht, teilte der Weltverband auf SID-Anfrage mit. Die Delegierten dürfen allerdings auch für die erneute Ausschreibung der WM unter Ausschluss der aktuellen Kandidaten stimmen. China soll daran interessiert sein.
Nordamerika wirbt mit Geld, Marokko mit Roberto Carlos
Die Nordamerikaner warben auch am Dienstag mit einem prognostizierten Geldsegen. Gerechnet wird mit elf Milliarden US-Dollar für die FIFA - das wäre fast das Doppelte von dem, was eine eine Endrunde in Marokko einbringen würde. Die Nordafrikaner ließen dafür Brasiliens früheren Starspieler Roberto Carlos als ihren Botschafter auf die Fußballbegeisterung hinweisen: "Das erinnert ein bisschen an den Brasilianer, der den Fußball 24 Stunden auf der Straße lebt."
Das Turnier in acht Jahren wird erstmals mit 48 Teams ausgetragen. In den USA, wo von den 80 Spielen 60 stattfinden würden, stehen die Stadien dafür jetzt schon bereit. In Marokko hingegen müsste erst einmal ein zweistelliger Milliardenbetrag investiert werden, die meisten Stadien existieren nur als Computer-Entwurf.
Auf die FIFA würde wohl eine ähnliche Zitterpartie zukommen wie vor der WM 2010 in Südafrika oder 2014 in Brasilien, wo die Arenen erst kurz vor knapp eingeweiht worden waren. FIFA-Präsident Gianni Infantino, der händeringend nach neuen Geldquellen sucht, gilt auch deshalb als großer Befürworter von "United 2026". (sid)