Iran lässt erstmals Frauen ins Stadion
21.06.2018 | 11:09 Uhr
Unter dem Getöse der iranischen Vuvuzelas hat sich der Weltmeister von 2010 seinen ersten Sieg bei der WM 2018 erkämpft und ist mit Gruppenrivale Portugal nach Punkten gleichgezogen. Die "Furia Roja" gewann gegen den Iran mit 1:0 - das Tor schoss Diego Costa. Die Iraner sind nun unter Druck.
Es war ein hartes Stück Arbeit: Dank eines Billard-Treffers von Torjäger Diego Costa steht Spanien bei der WM in Russland mit einem Bein im Achtelfinale. Nach dem mühseligen 1:0 (0:0) gegen ein humorloses iranisches Abwehrbollwerk geht der Weltmeister von 2010 vier Jahre nach seinem Vorrunden-Aus in Brasilien mit vier Punkten in sein letztes Gruppenspiel gegen das bereits gescheiterte Marokko (0 Punkte). Da sich am Montag zeitgleich Portugal (4) und Iran (3) gegenüberstehen, würde Spanien schon ein Unentschieden zum Erreichen der K.o.-Runde reichen.
Gegen die eklige Igel-Taktik der Iraner benötigte Spanien ein kurioses Tor: Ramin Reazeian schoss bei einem Abwehrversuch das Bein von Costa an, der Ball prallte zum dritten Turniertreffer des Angreifers ins Tor (54.). Zudem hatte die Rote Furie kurz darauf Glück, dass nach einer Video-Überprüfung der Treffer von Saeid Ezatolahi wegen Abseits nicht anerkannt wurde (62): Schwer zu erkennen, aber zweifelsfrei richtig entschieden. Spanien ist nun seit 22 Spielen ungeschlagen, es ist nach Angaben der FIFA die aktuell längste Serie im internationalen Fußball.
Das Spiel vor 42.718 Zuschauern in Kasan war für die Spanier alles andere als ein Vergnügen. Griffen sie an, standen die Iraner nicht selten hinten mit sechs Mann auf einer Linie, davor sicherten dann noch drei Sechser ab. Das Bemühen, dieses bewegliche Dickicht an Beinen mit Pässen zu durchdringen, glich einem Handballspiel. Die Spanier spielten um den Strafraum herum, warteten auf eine Lücke, doch sie fanden kaum eine.
Gefahr brachten Standards, bei denen neben dem bulligen Diego Costa, zweifacher Torschütze beim 3:3 gegen Portugal, stets die kopfballstarken Innenverteidiger Sergio Ramos und Gerard Pique in den Strafraum rückten und versuchten, sich dort wenigstens die Lufthoheit zu erobern. Pique bestritt als fünfter der noch mitspielenden Weltmeister von 2010 sein 100. Länderspiel. Die anderen: Ramos, Sergio Busquets, Andres Iniesta und David Silva.
Spaniens Interimstrainer Fernando Hierro hatten nach dem Remis gegen Portugal und dessen Dreifach-Torschützen Cristiano Ronaldo zwei Änderungen vorgenommen: Der wiedergenesene Dani Carvajal besetzte wie gewohnt die rechte Außenbahn, für Koke kam der offensivere Lucas Vasquez - und doch dauerte es bis zur 30. Minute, ehe die Spanier nach einer Kopfballvorlage und einem Drehschuss von Silva die erste Chancen hatten.
Es blieb in der ersten Halbzeit bei diesem einen Schuss aufs Tor - bei 72 Prozent Ballbesitz für die Spanier. Danach wurde es ein wenig unterhaltsamer, auch zur Freude der etwa 15.000 Iraner im Stadion, die einen Schuss von Karim Ansarifard ans Außennetz bereits im Tor gesehen hatten. Spanien blieb auch nach seinem Führungstreffer überlegen, offenbarte aber auch einige Schwächen bei iranischen Kontern. So auch in der 82. Minute beim Kopfball von Mehdi Taremi.
Neben den Iranern in Kasan verfolgten auch Tausende im Azadi-Stadion in Teheran die Übertragung aus Kasan - darunter nach einer Kehrtwende der iranischen Behörden erstmals seit der Revolution 1979 auch Frauen. Das Provinzparlament von Teheran hatten sich dazu nach dem Sieg gegen Marokko (1:0) entschieden.(Sky Sport / SID)