Nach 21 Jahren steht der SC Magdeburg wieder vor dem Gewinn der deutschen Meisterschaft. Bennet Wiegert war 2001 als Spieler dabei. Der Trainer und Geschäftsführer ist der Spiritus Rector des Erfolgs. Nun will er die Früchte seiner Arbeit ernten. Sky stellt ihn und sein Team vor.
Drei Spieltage vor Saisonende führt der SC Magdeburg die Tabelle mit sechs Punkten Vorsprung auf den THW Kiel an. Mindestens ein Unentschieden am Donnerstag gegen HBW Balingen-Weilstetten (ab 19:05 Uhr live auf Sky) brauchen die Bördestädter, um den Triumph vorzeitig perfekt zu machen.
Beim Gewinn des ersten und bislang einzigen Meistertitels in der Handball-Bundesliga war Wiegert als Jungspund im Team des heutigen Bundestrainers Alfred Gislason dabei.
"Ganz ehrlich, daran kann ich mich nicht mal richtig erinnern", sagt Wiegert: "Ich habe es als 19-Jähriger erleben dürfen." Auch ein Jahr später, als den Magdeburgern mit dem Triumph in der Champions League der bislang größte Erfolg der Vereinsgeschichte gelang, war er Backup von SC-Legende Stefan Kretzschmar.
"Ich bin nicht der Typ, der in Erinnerungen schwelgt", meint der 40-Jährige: "Der schönste Titel ist immer der aktuellste. Außerdem will ich mit der aktuellen Mannschaft eine eigene Geschichte schreiben."
Wiegert der Spiritus Rector des Magdeburger Höhenflugs
Von 1998 bis 2013 dauerte Wiegerts Spielerkarriere - abgesehen von Gastspielen in Wilhelmshaven (2004 bis 2006) und Gummerbach (2006 bis 2007) immer in Magdeburg, seiner Heimatstadt. Seit 2015 trainiert der Sohn von Vereins-Ikone Ingolf (Olympiasieger von 1980) die Bundesligamannschaft.
Damals arbeitete er als Nachwuchskoordinator im Verein, der einige Jahre zuvor nur mit Mühe eine Insolvenz abgewendet und sportlich den Anschluss an die Top Drei der Liga verloren hatte.
Wiegert präsentierte ein Zukunftskonzept, das die Bosse überzeugte. Sie überredeten den Ex-Profi, seine Ideen selbst an verantwortlicher Stelle umzusetzen. "Eigentlich wollte ich das damals gar nicht - Bundesligatrainer zu sein, erschien mir viel zu schnelllebig", erzählte Wiegert jüngst im Magazin "Bock auf Handball".
Der Vater zweier Töchter (10 und 7 Jahre alt), der beim SCM auch als Sport-Geschäftsführer fungiert, hat sich in den vergangenen Jahren sukzessive eine homogene Mannschaft zusammengestellt, die auf und neben dem Parkett prächtig harmoniert. Als Herzstück gilt der Rückraum um die isländischen Nationalspieler Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson, der mit 212 Treffern derzeit zweitbester Liga-Schütze ist.
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Mit einer Mischung aus harter Arbeit und wilder Entschlossenheit düpierten die Magdeburger in dieser Saison in der HBL die Favoriten aus Kiel und Flensburg.
Kein Nervenflattern im Saison-Endspurt
Der Konkurrenz, die angesichts der jüngsten und schmerzhaften Niederlage im Europacup-Endspiel (39:40 in Lissabon) nun womöglich auf ein Magdeburger Zitterhändchen hofft, erteilt Wiegert eine Absage. "Daraus wird nichts", so der 40-Jährige: "Wir haben es die ganze Saison nicht bekommen und werden es auch jetzt nicht kriegen."
Verdient hätten es die Grün-Roten allemal. 55 Pflichtspiele absolvierte Magdeburg in dieser Saison bereits - und verlor davon gerade einmal vier. Zwei Mal in der Bundesliga sowie das Finale im DHB-Pokal gegen Kiel und das Endspiel in der European League am Sonntag.
"Dass wir Meister werden - das ist das Entscheidende"
Wiegert ist Perfektionist - und Realist. Als bereits nach dem Gewinn der Klub-WM im Herbst viele in der Öffentlichkeit von der Meisterschaft sprachen und den Ur-Magdeburger schon auf Gislasons Spuren wähnten, ließ sich Wiegert nicht locken. Selbst die gefährliche Phase nach der Pokalniederlage gegen Kiel durchschifften er und sein Team souverän.
Am Donnerstagabend kann der Spiritus Rector des Magdeburger Höhenflugs vor seiner Familie und den Fans in der heimischen Getec-Arena die Ernte einfahren. "Wie, wann und wo - das ist mir alles schnuppe", sagt Wiegert in seiner typischen Art: "Dass wir Meister werden und dass sich die Mannschaft am Ende belohnt für eine überragende Saison - das ist das Entscheidende."
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