Ausgeglichen wie nie! Deshalb macht die Handball-Bundesliga so viel Spaß
Nach zehn Spieltagen in der DKB Handball-Bundesliga
02.11.2017 | 13:14 Uhr
Länderspielpause in der DKB Handball-Bundesliga – Zeit für ein erstes Zwischenfazit aus der stärksten Liga der Welt. Die hat an den ersten zehn Spieltagen ihrem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht. So ausgeglichen wie selten präsentieren sich die 18 Teams bisher. Die Fans freuen sich über Höchstspannung - an der Tabellenspitze, wie im Tabellenkeller.
Ja wo sind sie denn? Wer den THW Kiel derzeit in der Tabelle sucht, der muss schon genau hinschauen: Auf Platz neun, im grauen Mittelfeld der Liga, befindet sich der ehemalige Serienmeister nach zehn Spieltagen. Nicht wenige hatten die Zebras vor der Saison zum Topfavoriten auf die Meisterschaft erklärt. Doch der Umbruch der letzten Jahre ist noch lange nicht abgeschlossen. Zudem fällt Superstar Domagoj Duvnjak seit Monaten verletzt aus. In der Champions League muss Kiel ums Weiterkommen bangen, im Pokal ist der THW raus. Aber immerhin: Der Punktgewinn bei Tabellenführer Berlin vor der Länderspielpause ist ein Lichtblick. "Wir werden weiter nach oben klettern", kündigte Manager Thorsten Storm an - bis ganz nach oben ist es aber ein extrem weiter weg.
Die Füchse grüßen vom Platz an der Sonne
Dort stehen aktuell die Füchse Berlin. Das Team um Torjäger Petar Nenadic startete furios, gewann die ersten acht Ligapartien und mauserte sich vom Geheimfavoriten zum ernsthaften Titelaspiranten. "Es macht Spaß jetzt von oben auf die Tabelle zu gucken. Aber ich bin erfahren genug um zu wissen, dass es noch zu früh ist, von der Meisterschaft zu sprechen", zeigte sich Trainer-Routinier Velimir Petković noch zurückhaltend. Träumen ist aber erlaubt.
Und träumen dürfen mit den Füchsen noch eine Handvoll weitere Teams. Zum Beispiel die Rhein-Neckar Löwen, die den dritten Meistertitel in Folge feiern wollen. Erst eine Partie haben die Mannheimer verloren. Vor allem die Achse Andy Schmid - Hendrik Pekeler treibt die Gegner regelmäßig zur Verzweiflung. Seit dem Karriereende von Kim Ekdahl du Rietz lastet noch mehr Verantwortung auf den Schultern von MVP Schmid. Wie der Schweizer damit umgeht ist beeindruckend.
Hannover ist ein Sinnbild der neuen Ausgeglichenheit
Beeindruckend schnell konnten Carlos Ortega und Iker Romero den Recken aus Hannover ihre Idee vom Handball beibringen. Innerhalb der Sommerpause verwandelte das neue spanische Trainerduo den Abstiegskandidaten, in der gesamten Rückrunde ohne Sieg, zu einem Spitzenteam. Die TSV steht sinnbildlich für die neue Ausgeglichenheit in der HBL. Eilten in den vergangenen Jahren die "großen Drei" von Sieg zu Sieg, streitet sich in dieser Saison die halbe Liga um die vorderen Plätze.
So sind Vizemeister Flensburg-Handewitt unter dem neuen Chefcoach Maik Machulla und die prominent verstärkte MT Melsungen nicht ganz überraschend erste Verfolger des Spitzenduos. Beide Teams konnten mit den wichtigen personellen Änderungen im Sommer offenbar gut umgehen. Nicht vollends zufrieden dürfte der SC Magdeburg sein, der zwar noch vorne dran ist, die Partien gegen die Top-Teams aber allesamt verlor. Leipzig und vor allem Lemgo, Abstiegskandidat der letzten Jahre, hingegen dürfte der Blick auf die Tabelle ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern: Beide Teams stehen noch vor Kiel.
Ab Platz zehn wird nach unten geschaut. Göppingen reagierte auf den enttäuschenden Saisonstart mit dem ersten Trainerwechsel der Saison. In Wetzlar sitzt Kai Wandschneider fest im Sattel. Trotz der 30:22-Sensation über Kiel konnte er mit seiner HSG aber bisher nur wenige Punkte holen, was auch am harten Auftaktprogramm lag. Minden und Stuttgart spielen die zu erwartende Rolle mit einem kleinen Vorsprung auf die Abstiegsplätze.
Hüttenberg und Ludwigshafen überraschen
Überraschend ist da schon eher die Rolle der Aufsteiger Hüttenberg und Ludwigshafen, die viele als erste Kandidaten für die beiden Abstiegsränge gesehen hatten. Nachdem der TVH sensationell von der dritten in die erste Liga durchmarschiert war, sorgt das Team mit seiner offensiven 3-2-1-Abwehr auch in der Beletage für Aufsehen. Aktuell stehen fünf Punkte zu Buche, doch mit etwas mehr Abgezocktheit in den entscheidenden Momenten könnten es auch schon deutlich mehr sein.
Drei Teams lassen die Eulen und Hüttenberg aktuell hinter sich. Sowohl der HC Erlangen, der VfL Gummersbach als auch der TuS N-Lübbecke enttäuschen bisher. So souverän wie Lübbecke vergangene Saison durch die zweite Liga marschiert war, so schwer tun sich die noch sieglosen Ostwestfalen nun eine Etage höher. Nicht recht viel besser läuft es bei Altmeister Gummersbach. Nach dem Umbruch im Sommer belegt der VfL aktuell den zweiten Abstiegsplatz.
Knapp über dem Strich befindet sich der Vorjahres-Neunte aus Erlangen. Bei den ambitionierten Franken schlagen die zahlreichen Neuzugänge nicht ein wie gewünscht, weshalb der HCE für den bisher wohl größten Aufreger der Saison sorgte: Als Nachfolger für den entlassenen Trainer Robert Andersson wurde Adalsteinn Eyjölfsson vom direkten Konkurrenten Hüttenberg verpflichtet. Eine Personalie, die für Aufsehen sorgte. Und zusätzliche Spannung bringt in eine Spielzeit, die richtig Spaß macht. An der Tabellenspitze, wie im Tabellenkeller.