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Chaotischer Trainerwechsel sorgt für Imageschaden beim DHB

Imageschaden beim DHB: Chaotische Zustände seit dem Trainerwechsel

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Der Imageschaden für den DHB ist groß, die vergangenen Tage haben für Aufruhr gesorgt (Videolänge: 0:47 Minuten).

Der Imageschaden beim Deutschen Handballbund (DHB) könnte derzeit nicht gravierender sein. Die Verantwortlichen geben nach dem überraschenden Trainerwechsel ein klägliches Bild ab. Liefert der neue Bundestrainer Alfred Gislason nicht, gibt es nur Verlierer.

Beim DHB herrschen derzeit chaotische Zustände: Während der EM gab es noch öffentliche Treueschwüre und eine Jobgarantie von Sportvorstand Axel Kromer und Vize-Präsident Bob Hanning für den damaligen Bundestrainer Christian Prokop. Elf Tage nach der EM sah das Ganze schon wieder anders aus: Der Verband vermeldete die Trennung von Prokop und die Bekanntgabe des Nachfolgers Alfred Gislason. Ein Trainerwechsel, der für einen gravierenden Imageschaden sorgt.

"Es ging um einen Philosophie-Wechsel"

Nach Platz 5 bei der EHF EURO 2020 haben sich die Verantwortlichen sehr dezidiert mit der Arbeit des Bundestrainers befasst. Dabei spielten auch die Zukunftsperspektiven eine Rolle. Die Entscheidung gegen Prokop und für Gislason "war für mich eine situationsbedingte Strategieänderung, die so vorher nicht abzusehen war", erklärt Ligaverbandspräsident Uwe Schwenker und ergänzt: "Es ging auch um einen Philosophie-Wechsel. Alfred ist eine erfahrene, souveräne und charismatische Persönlichkeit."

Rein sportlich betrachtet ist die Entscheidung für Gislason absolut nachvollziehbar. Er ist ein unbestrittener Handball-Fachmann mit sehr viel Erfahrung in dieser Sportart. Prokop wiederum hatte es seit seinem Amtsantritt 2017 nicht leicht, von Beginn an wurde seine Berufung kritisiert aufgrund der hohen Ablösesumme und sein Handeln genauestens beäugt. Bei zwei von drei großen Turnieren verpasste der Leipziger das angepeilte Ziel "Halbfinale". Der Job des Bundestrainers schien nie wirklich passend für den 41-Jährigen.

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Handball: DHB-Vizepräsident Bob Hanning über die Trennung von Christian Prokop (Videolänge: 1:35 Min).

Umgang mit Prokop war schlechter Stil

Den ersten Kontakt mit Gislason gab es laut Schwenker erst am Montagabend: "Vorher gab es keine Verhandlung mit Alfred. Ich wusste, dass er zu Verhandlungen im Ausland war, um dort zu unterschreiben. Er hätte am Ende der Woche nicht mehr zur Verfügung gestanden." Es musste schnell eine Entscheidung her - keine Frage. Und die Chance auf den Isländer konnte sich der DHB fast nicht entgehen lassen. Allerdings hinterlässt die Art und Weise, wie gehandelt wurde, einen faden Beigeschmack. Prokop wurde öffentlich eine Jobgarantie ausgesprochen. Menschlich war das Handeln somit mehr als fragwürdig. Selbst Hanning tat "die Entscheidung weh".

Was genau, wie abgelaufen ist, wissen wohl nur die Funktionäre selbst. Der Eindruck, dass Prokops Trainerstuhl schon während der EM wackelte, bleibt. Warum dann aber öffentliche Treueschwüre kommuniziert werden, ist kaum verständlich. Die ausführliche interne Analyse hat bei einigen wohl zu einem radikalen Umdenken geführt.

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Handball: Christian Schwarzer spricht über das Aus von Christian Prokop beim DHB (Videolänge: 6:32 Min).

Mammutaufgabe für Gislason

Die Glaubwürdigkeit des Verbandes leidet massiv darunter, immerhin sprachen die Verantwortlichen am Freitag selbst von einer "mehr als unglücklichen Außendarstellung". Der Vize-Präsident gibt selbstkritisch zu: "Wir haben das definitiv nicht gut gelöst und haben uns in der Situation ein bisschen dem Druck ergeben, einmal durchatmen zu können. Das war sicherlich nicht so, wie es einem Verband gerecht wird."

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Immerhin einsichtig, doch der Imageverlust bleibt. Auf Gislason wartet nun eine Mammutaufgabe, die er eigentlich fast nur mit Olympia-Gold meistern kann. Vorausgesetzt: ein erfolgreiches Quali-Turnier im April. Wenn es einem zuzutrauen ist, dann ihm. Geht die Qualifikation oder das Turnier in Tokio in die Hose, dann gibt es nur Verlierer. Da wäre ein weiteres Köpferollen unvermeidbar, denn schon das Prokop-Aus ist ein Stück weit ein Scheitern Hannings.

So oder so: Für den DHB ist der aktuelle, selbst verschuldete Imageschaden - nur gut ein Jahr nach der begeisternden Heim-WM - beträchtlich.

Mehr zur Autorin Isabel Barquero Pena

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