Trotz enttäuschender EM
26.02.2018 | 15:53 Uhr
Der Deutsche Handballbund setzt die Arbeit mit Bundestrainer Christian Prokop trotz des enttäuschenden EM-Abschneidens fort. Für Sky Experte Stefan Kretzschmar eine mutige, aber sinnvolle Lösung. So reagieren Trainer und Spieler auf die Entscheidung.
"Die Tendenzen sprachen eindeutig dagegen", kommentierte Stefan Kretzschmar die DHB-Entscheidung, mit Christian Prokop weiterzuarbeiten. "Aber es macht aus mehrerlei Hinsicht Sinn: Zum einen hat man vor einem Jahr an etwas geglaubt, weswegen man ihn verpflichtet hat. Das kann man nicht von heute auf morgen über den Haufen werfen, schließlich hat man an eine Philosophie geglaubt. Ich finde es gut, dass man weiterhin daran glaubt. Zum anderen spielt natürlich auch der ökonomische Faktor eine Rolle, die man nicht außer Acht lassen darf. Eine Million Euro in den Wind zu schießen, kann sich auch der größte Handballverband der Welt nicht leisten."
Prokop war 2017 für 500.000 Euro aus seinem Vertrag in Leipzig gekauft worden und erhielt einen bis 2022 gültigen Vertrag. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie man einem Trainer mit Christians Vita einen Vertrag über eine so lange Laufzeit geben kann, um dann nach einem Turnier zu sagen ‚der kann das nicht'. Das ist Blödsinn", zeigte Mindens Trainer Frank Carstens Unverständnis für die Prokop-Diskussion. "Deshalb freue ich mich für ihn und denke, dass es die richtige und konsequente Entscheidung ist."
Bis die Entscheidung pro Prokop feststand, wurde die Situation durch die DHB-Verantwortlichen drei Wochen lang analysiert, auch Spieler sollen befragt worden sein. Für den ehemaligen Co-Trainer der Nationalmannschaft eine unglückliche Vorgehensweise: "Sollte es wirklich so gewesen sein, dass Spieler im Entscheidungsprozess mitgesprochen haben, finde ich das kritisch."
Auch für Kollege Maik Machulla ist die Fortführung der Zusammenarbeit mit Christian Prokop der richtige Weg: "Ich finde das ist absolut die richtige Entscheidung. Man hat Christian sehr viel Kredit gegeben, indem man ihm mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet hat. Nach dem ersten Turnier muss man nicht alles in Frage stellen", sagt der Trainer der SG Flensburg-Handewitt. "Natürlich verlief die EM enttäuschend, aber man hat es aufgearbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass man den Weg mit Christian weitergehen sollte, sonst hätte man ihm nicht so einen lang Vertrag geben sollen. Man muss an ihn glauben, das hat man jetzt gemacht, jetzt muss man auch liefern."
Schließlich steht 2019 die Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark an. "Man sollte jetzt in die Zukunft gucken und ihm die Chance geben", meint Ex-Nationalspieler mit Blick auf das Großereignis im eigenen Land. "Die Mannschaft reißt sich hoffentlich mit ihm zusammen. Wir hoffen alle auf eine starke Heim-WM. Das steht jetzt im Vordergrund, und kein hätte, wenn und Aber."
Leipzigs Nationalspieler Bastian Roscheck freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Christian Prokop: "Ich finde das ist eine gute Entscheidung. Es zeigt, dass man zusammensteht. Es gilt jetzt die Fehler, die wir alle gemacht haben, aufzuarbeiten. Das finde ich deutlich besser, als wenn man direkt einen Schlussstrich gezogen hätte."