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Die Kolumne von Sky Experte Stefan Kretzschmar

Kretzschmar: Sichere zwei Punkte? Kann kein Team einplanen!

Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.
Image: Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.  © Sky

Sky Experte Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Diesmal spricht er über die vergangenen drei Spieltage, seine Überraschungsteams und das anstehende Nordderby. Außerdem äußert er sich zur aktuellen Härte der Schiedsrichter in der Liga.

Drei Spieltage sind bisher gespielt, mit einigen Überraschungen, bitteren Pleiten und zahlreichen Roten Karten - aber das einzige Fazit, dass man ziehen kann, ist, dass man überhaupt keins ziehen kann. Jetzt ist ein Zeitpunkt in der Liga, bei dem offensichtlich alles möglich ist.

Alle HBL-Teams haben Qualität und Stärke

Es gibt aktuell keinen Gegner - egal ob zuhause oder auswärts - bei dem eine Mannschaft sicher zwei Punkte einplanen kann. Jedes Team in der Handball-Bundesliga hat eine gewisse Qualität und Stärke, um tatsächlich jeden in Bedrängnis zu bringen.

Was mir extrem auffällt, ist, dass es bei den Spielen Momente gibt, in denen dann eine ganze Partie entschieden wird - das kann die 20. aber auch die 40. oder 50. Minute sein. Beispiel Nordhorn - Flensburg, beide Mannschaften waren auf Augenhöhe. In der 16. Minute hatte Flensburg ein 7:0-Lauf und damit das Spiel für sich entschieden. Aber wenn man das gesamte Spiel betrachtet, war Nordhorn über 50 Minuten relativ ebenbürtig.

Es sind Kleinigkeiten, die ausschlaggebend sind und über Sieg oder Niederlage entscheiden, siehe auch Balingen gegen Stuttgart, als der TVB in der 40. Minute Torhüter Primoz Prost einwechselt, der dann auf einmal bei einem Tor Minus, vier oder fünf Paraden in Folge hat und Stuttgart damit auf die Gewinnerstraße bringt.

Heute Hero, morgen Depp

Wenn eins überhaupt kein Sinn macht, dann ein Resümee nach drei Spieltagen. Denn heute kannst du der absolute Hero sein - wie der Bergische HC zurzeit - und am nächsten Spieltag bist du der vermeintliche Depp, weil du gegen einen Underdog verlierst.

Diese Liga ist völlig verrückt und alles ist möglich - das ist nicht einfach nur so eine Floskel.
Der Sky Experte nach dem 3. Spieltag

Ich kann mich daran erinnern, dass ich letzte Woche mit Silvio Heinevetter telefoniert habe und wir darüber gesprochen haben, wie man mit zehn Toren zuhause gegen Magdeburg verlieren kann. Und eine Woche später verliert Melsungen mit zehn Toren in Erlangen. Und da hat er mir dann eine SMS geschrieben und meinte: Jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt.

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Diese Liga ist völlig verrückt und alles ist möglich - das ist nicht einfach nur so eine Floskel, sondern es ist tatsächlich so. Diese Spannung vermeintlich Klein gegen vermeintlich Groß - das macht die Liga gerade aus. Überraschungsteams sind für mich sicherlich der BHC und Wetzlar. Kai Wandschneider hat mir geschrieben, dass es jetzt eigentlich der perfekte Zeitpunkt wäre, aufzuhören. Ich hoffe, dass er nur einen Scherz gemacht hat. Auch Essen hat es bei den Rhein-Neckar Löwen gut gemacht. Sicherlich werden die Magdeburger mit ihrem Zehn-Tore-Sieg in Berlin zufrieden sein.

"Da hätte jede Mannschaft der Welt Probleme gehabt"

Kiel war in Wetzlar chancenlos, zu keiner Zeit hat die HSG den Zebras nur den Hauch einer Chance gegeben. Die haben eine sehr starke Abwehr gestellt mit einem guten Till Klimpke, der vor allem in der Anfangsphase den Kielern den Zahn gezogen hat. Egal was der THW gemacht hat, es wirkte wie Verzweiflungsaktionen. Ich will gar nicht darüber reden, wie schwach Kiel in diesem Spiel war, sondern Wetzlar war einfach verdammt stark. Da hätte jede Mannschaft der Welt Probleme gehabt. Dieses Ergebnis hat so auch nicht unbedingt jeder erwartet. Aber es ist eben möglich und deswegen ist es spannend und nervenaufreibend zugleich.

Alle Kolumnen von Stefan Kretzschmar
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Stefan Kretzschmar spricht in seiner Kolumne über die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.

Einige Füchse haben eine Blockade

Die Füchse Berlin sind hingegen nicht optimal in die Saison gestartet. Es fehlt eine Mischung aus Selbstvertrauen und Eingespieltheit. Ich glaube, dass mit einem Erfolgserlebnis - dass wir hoffentlich am Donnerstag gegen die TSV Hannover-Burgdorf (ab 18:30 Uhr live auf Sky Sport 4) haben werden - sich auch etwas von den Spielern löst. Ich bin da aber sehr optimistisch.

Klar, wir machen zu viele technische Fehler während des Spiels, lassen zu viele Chancen liegen. In der Abwehr ist das schon ordentlicher gewesen. Aber im Angriff werfen wir einfach zu wenig Tore, da wollen wir einen schnelleren Ball und Gegenstoß spielen. Aber es muss sich eine Blockade lösen, die bei einigen Spielern da ist. Der Druck in Berlin ist natürlich ein anderer als in vielen anderen Vereinen. Wenn man das einmal adaptiert hat, dann bin ich zuversichtlich, dass wir eine sehr gute Mannschaft zusammenhaben.

13 Rote Karten nach drei Spieltagen

Nicht nur drei Spieltage sind gespielt, sondern auch 13 Rote Karten wurden bereits verteilt. Jede Rote Karte muss man natürlich unterschiedlich und unabhängig voneinander bewerten. Aber ich finde grundsätzlich schon, dass unser Sport körperbetont ist und das auch bleiben muss. Ich hoffe nicht, dass wir da in irgendwelche Gefahren abdriften, Basketball-Ähnlich zu werden. Unser Sport lebt davon.

Rote Karten müssen verteilt werden, wenn die Gesundheit der Spieler gefährdet wird. Das finde ich auch vernünftig, gerade für die Außenpositionen, dass man da ein bisschen genauer hinschaut. Aber ich erwarte - und dafür sind unsere Schiedsrichter auch gut genug ausgebildet - dass mit einem gesunden Augenmaß agiert wird und nicht nur Rote Karten verteilt werden, weil man das so im Sommer festgelegt hat.

Ich denke, dass unser körperbetonter Sport auch das bleibt, was er ist.
Stefan Kretzschmar über die aktuelle Härte der Schiris

Immer mit Augenmaß

Wenn ich das Spiel Minden gegen Wetzlar nehme, da wurden insgesamt drei Rote Karten verteilt. Nachdem bereits zwei gegeben wurden, kann man bei dem Foul von Rambo kurz vor Schluss die dritte Karte auch weglassen. Da wünsche ich mir noch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl.

Aber das wird sich sicherlich auch alles noch einpendeln, es ist zu Beginn der Saison erfahrungsgemäß so, dass da besonders Wert daraufgelegt wird und progressiv bestraft wird. Ich denke, dass unser körperbetonter Sport auch das bleibt, was er ist. Wenn jemand verletzt wird oder das Risiko in Kauf nimmt, dann ist eine Rote Karte berechtigt und soll auch gegeben werden. Ansonsten - immer mit Augenmaß.

Kein Favorit im Nordderby

Nun steht am Sonntag das Nordderby zwischen Kiel und Flensburg (ab 13 Uhr live auf Sky Sport 2) an. Ich bin weit entfernt, einen Favoriten ausmachen zu können. In der HBL ist es ein ewiges Auf und Ab, man muss in jedem Spiel das Optimum abrufen, um eine Chance zu haben.

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Dieses Video zeigt die Highlights von THW Kiel gegen SG Flensburg-Handewitt im Supercup. (Länge: 1:33 Minuten)

Beide Mannschaften sind personell stark gebeutelt. Lasse Möller auf Flensburger Seite war eine super Verstärkung, Sagosen auf Kieler Seite. Klar ist mit einer Steigerung und mit einer ordentlichen Portion Angefressenheit bei den Kielern zu rechnen. Und aufgrund der CL-Verlegung hatten sie mehr Zeit, sich vorzubereiten. Aber die Flensburger können dem was entgegensetzen, sie haben ihre beiden herausragenden Torhüter und daraus resultierend ein gutes Gegenstoßspiel in petto. Damit können sie natürlich auch in Kiel bestehen.

Trotz allem: Da ist für mich kein Favorit auszumachen, alles ist möglich. Ich freue mich einfach auf dieses Spiel, weil es immer eine Brisanz gibt beim Nordderby.

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Spiel mit Masken - völlig überreagiert

In der spanischen Liga gab es das erste Spiel mit Maskenpflicht. Dieses Szenario sorgte für viel Aufregung und Diskussion - ich halte das für völlig überreagiert. Unsere Jungs werden zwei Tage vorher wöchentlich immer getestet. Wir leben da in einer Art Blase. Einer der positiv getestet wird, kann auch nicht spielen - deswegen halte ich das für eine absolute Überreaktion. Ich hoffe, dass niemand auf die Idee kommt, dass bei uns zu praktizieren.

Das Interview führte Isabel Barquero Peña

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