Showdown zwischen Kiel & Flensburg: Entscheiden die Löwen den Titel?
27.06.2021 | 19:23 Uhr
104 Nordderbys, unzählige spektakuläre Duelle - und in der Saison 2020/21 entscheidet sich die Meisterschaft erneut zwischen diesen beiden Mannschaften.
Zum letzten Mal geht das Licht aus, zum letzten Mal erheben sich die Fans zur einsetzenden Musik und zum letzten Mal laufen die Mannschaften ein. Es sind Momente, die bei jedem Handball-Fan am letzten Spieltag einer langen, intensiven und oftmals gefährdeten Bundesligasaison Gänsehaut verursachen.
Am 38. und letzten Spieltag entscheidet sich der Meisterkampf - und die Rivalen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt sind erneut die Protagonisten. Das sind 104 Duelle, gut 70 km Distanz und und immer wieder Handball-Geschichte. Das Einzige, was man vor der Entscheidung mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die Meisterschale im Norden bleibt. Ob nun bei Rekordmeister und dem amtierenden Meister Kiel oder beim Vizemeister und Meister von 2019 Flensburg.
Alle Augen der HBL richten sich an diesem Sonntag auf die Nordklubs. Der THW Kiel hat gemäß der Tabelle die bessere Ausgangssituation, mit 67:7 Punkten steht man in der Tabelle vor der SG Flensburg-Handewitt (66:8) auf Rang 1. Man hat somit alles in der eigenen Hand. Sicherlich ein Vorteil, doch die Zebras haben auch den schwierigeren Gegner - es geht gegen die Rhein-Neckar Löwen (Sonntag ab 14:45 Uhr live auf Sky Sport 3).
Durch den direkten Vergleich bei Punktegleichheit, den die Kieler gewannen, würde ihnen sogar ein Unentschieden zur Meisterschaft reichen. Doch im Handball auf ein Remis zu spielen, ist in etwa so erfolgsversprechend, wie Sky Experte Stefan Kretzschmar es eloquent beschreibt: "Das geht in die Hose."
Die Flensburger müssen zwingend gewinnen und auf einen parallelen Ausrutscher der Kieler hoffen, sie treffen auf die HBW Balingen-Weilstetten (Sonntag ab 14:45 Uhr live auf Sky Sport 2). Die Balinger machten den Klassenerhalt am vorletzten Spieltag klar und können nun befreit aufspielen. Befreit aufspielen könnten die Rhein-Neckar Löwen eigentlich auch; Platz 3 ist für sie nicht mehr zu erreichen, einen europäischen Startplatz haben sie dennoch sicher.
Doch nach einer schwierigen Saison sind die Mannheimer sicher auch hochmotiviert, ihren Fans und ihrem scheidenden Trainer Martin Schwalb einen würdigen Abschluss zu bieten - und es besteht noch die Möglichkeit, auf Rang 4 zu springen.
Bei einer solch engen Konstellation wird viel spekuliert und gerätselt: Gönnt es eine der Mannschaften, die es entscheiden könnte, einer mehr als der anderen? Bei den Löwen und Kiel fällt einem sofort die engste Meisterschaftsentscheidung der HBL-Geschichte ein: 2014 gewannen die Kieler wegen zwei läppischer Tore vor den Löwen und schnappten ihnen auf der Zielgeraden die nahezu sicher geglaubte Schale weg.
Treibt einen als Löwen-Spieler nun die verspätete Revanche an? Sky Experte Stefan Kretzschmar hat dazu eine klare Meinung und räumt zwar Freundschaften zwischen Spielern verschiedener Mannschaften ein, sagt aber auch: "Wenn man selbst nicht feiern kann, gönnt man es irgendwie gar keinem." Revanche-Gefühle sind demnach zu vernachlässigen, vielmehr kommt es auf die Motivation der Löwen an - dass der THW alles auf der Platte lassen wird, ist glasklar.
Was beide Mannschaften diese Saison geleistet haben, ist bemerkenswert. Trotz aller Umstände mit Quarantänen, Spielverlegungen, Verletzungen und einem nahezu unmenschlichen Spielplan mit lediglich sieben beziehungsweise acht Minuspunkten in den letzten Spieltag zu gehen, verdient höchsten Respekt.
Der Norden kann stolz sein auf die Saison und auf diese Mannschaften, die erneut beweisen, dass sie die stärksten Teams der stärksten Liga der Welt sind. Bevor nun die letzte Entscheidung fällt, kann man der SG Flensburg-Handewitt, dem THW Kiel und dem gesamten Norden jetzt schon für eine beeindruckende Saison gratulieren. Ungeachtet aller gelebten und geliebten Rivalität.