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Kretzschmar: Mir fehlt die Unterstützung für Andy Schmid

Die Handball-Kolumne

Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs
Image: Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs  © Sky

Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Dieses Mal blickt "Kretzsche" auf die Probleme der Rhein-Neckar Löwen, spricht über Transfers und hat einen Extra-Motivationsschub für Andy Schmid und Co.!

Bei den Rhein-Neckar Löwen läuft es nicht rund. Auf drei Pflichtspielpleiten in Serie folgte zuletzt ein Arbeitssieg über Minden. Das ist aktuell nicht das Top-Team, das die Mannheimer in den letzten Jahren waren. Warum? Die Löwen spielen viel inkonstanter. Oft haben sie innerhalb einer Partie zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Auch gegen Minden war die Performance der Löwen nicht dominant, allerdings spielt GWD auch eine sehr souveräne Saison.

Alles hängt an Andy Schmid

Es fällt immer wieder auf, wie abhängig die Löwen von Andy Schmid sind. Das thematisieren wir seit Jahren, hat aber immer gut funktioniert, weil er auf einem unfassbar hohen Niveau gespielt hat. Völlig zurecht wurde er fünf Mal in Folge zum MVP gewählt.

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Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs

In der Vergangenheit war es fast egal, wer auf den Halbpositionen spielte, es war immer eine sehr eingespielte und abgezockte Truppe. In den letzten Spielen aber merkte man, dass die Löwen mit den Abgängen zu kämpfen haben. Das mache ich nicht nur am Angriff fest. Es wird gerne vergessen, dass die Abwehr die Domäne der Löwen war. Guardiola und Pekeler im Innenblock, dahinter Palicka und Appelgren im Tor - das war jahrelang die beste Abwehr der Liga. Das neue Defensivzentrum mit Abutovic und Nielsen ist noch nicht so sattelfest! Sie sind zwar körperlich stark, lassen aber Lücken zu. Gerade die Abstimmung mit den Halb-Spielern passt noch nicht. Gute Spieler nutzen das aus.

Von den Mitspielern kommt zu wenig

Wenn ich mir den Angriff anschaue muss ich sagen, dass die Achse Kohlbacher-Schmid sofort funktioniert hat. Jannik hat eingeschlagen wie eine Granate! Aber offensichtlich gibt es Mannschaften, die das durchschaut haben. Dann ist die Frage: Wie helfen die Halbspieler Andy Schmid, wenn er mal nicht so gut drauf ist? Da kam bisher zu wenig!

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Schmid fehlt aktuell die Torgefahr. Bezeichnend dafür: Gegen Minden warf er erst kurz vor Abpfiff sein erstes Feldtor. Das sind wir ganz anders gewohnt. Mads Mensah Larsen ist aktuell noch der, der ihn am ehesten entlasten kann. Auch Alexander Petersson hätte die Veranlagung dazu. Der alte Haudegen agiert derzeit aber unglücklich im Abschluss. Lipovina ist auf diesem Niveau leider keine dauerhafte Hilfe. Auch im Sinne der Nationalmannschaft ist es schade, dass bei Steffen Fäth keine positive Entwicklung stattfindet. Bei ihm ist der Knoten im Löwen-Trikot noch nicht geplatzt.

Schmid nicht in Top-Form

Andy Schmid ist die Dynamik aktuell etwas abhanden gekommen. Er praktiziert den weiten Anlauf, fast von der Mittellinie, der ihn bislang stets auszeichnete, nicht mehr so konsequent. Das überträgt sich auf das gesamte Angriffsspiel. Hinzu kommt, dass die Löwen das taktische Mittel des siebten Feldspielers unglaublich statisch spielen. Dann ist gar keine Bewegung mehr zu sehen. Man gibt Andy den Ball, und der schaut, ob ein Kreisläufer oder ein anderer Mitspieler frei ist. Das ist fast schon Handballschach!

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Alles schlecht reden will ich jetzt aber auch nicht. Das Angriffsspiel der Löwen war ja schon immer abhängig von Schmid. So sind sie zwei Mal deutscher Meister und zuletzt Pokalsieger geworden. Und damit fahren sie nach wie vor nicht schlecht! Klar, gegen Flensburg war die zweite Hälfte ein kollektiver Black-Out. Aber gegen Veszprem waren sie spielerisch zurück in der Spur, haben die Chancen nur nicht genutzt. Die Löwen können keine Spitzenspiele ohne Andy Schmid gewinnen. In der Bundesliga ist es gegen fast jeden Gegner richtig schwer zu gewinnen, in der Champions League sowieso. Die Anzahl der Pausen, die Andy bekommen kann, ist also überschaubar! Er ist DER unangefochtene Leader und Mittelpunkt des Löwenspiels. Ihn kann man nicht ersetzen. Recht viel mehr Pausen als aktuell kann ihm Nikolaj Jacobsen nicht geben, wenn er gewinnen will. Aber gerade wenn es mal nicht so läuft bei Andy Schmid, erwarte ich mir mehr Hilfe von seinen Mitspielern.

Kirkelökke ist der erste Neuzugang

Mit Niclas Kirkelökke gaben die Mannheimer den ersten Neuzugang für die neue Saison bekannt. Der Junge ist dänischer Nationalspieler, kann also mit dem Ball umgehen und wird das System der Löwen schnell aufsaugen.

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Herzlich willkommen Niclas! Der dänische Nationalspieler wird ab nächster Saison ein Löwe und hat einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2021 unterschrieben. 🦁 #1team1ziel >> http://bit.ly/2QhDlS7

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Auch der Name Romain Lagarde kursiert immer wieder. Der Youngster aus Nantes hat offenbar zur übernächsten Saison unterschrieben. Ob er schon 2019 kommt, hängt wohl an der Ablöse. Das ist ein Mittespieler, der Andy Schmid eines Tages beerben kann. Zudem ist die Rückkehr von Uwe Gensheimer weiterhin ein heißes Thema. Melvyn Richardson soll auch im Gespräch gewesen sein, allerdings dürfte man mit Petersson und Kirkelökke die Planungen auf Rückraum rechts abgeschlossen haben.

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2016 ist Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen nach Paris gewechselt. Der Vertrag des 32-jährigen Linksaußen läuft zum Saisonenden aus. (Videolänge: 1:26 Min.)

Sollten die Löwen die Champions League gewinnen...

Die Löwen rüsten sich also für die Zukunft und versuchen für die Zeit nach Schmid vorzusorgen. Aber auch in Mannheim sind die ökonomischen Möglichkeiten nicht unbegrenzt! Gerade im Fall Gensheimer ist es die große Frage, wie man solch ein Budget stemmen könnte. Jennifer Kettemann und Oliver Roggisch werden weiterhin seriös wirtschaften und nicht plötzlich die großen Ablösen raushauen. Die Qualifikation für die Champions League spielt bei diesen Planungen vermutlich nicht die allergrößte Rolle, weil die Königsklasse für die Löwen finanziell zumindest aktuell noch kein großes Gewinngeschäft ist. Sportlich aber haben sich die Löwen in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben, das Final Four in Köln zu erreichen. Darauf scheinen sie sich zu fokussieren. Das wäre super für das eigene Prestige und den deutschen Handball. Das ist noch weit weg, aber wenn die Löwen tatsächlich den Titel holen würden, wäre das klasse! Dann würde ich mich persönlich vor den Rathausbalkon in Mannheim stellen und die Arme vor Freude in die Luft reißen.

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