Eishockey News: Fragen und Antworten zur WM in Riga
Deutschland ein Titel-Kandidat? Fragen und Antworten zur Eishockey-WM
26.05.2021 | 09:03 Uhr
Vom 21. Mai bis zum 6. Juni läuft die 84. Eishockey-WM in Riga. Vor einem Jahr war das Turnier in der Schweiz wegen Corona abgesagt worden, jetzt wird in Lettlands Hauptstadt in einer Blase gespielt. Wer sind die Favoriten? Welche Chancen hat das deutsche Team? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wo wird gespielt?
Nicht in Minsk, nur in Riga. Der belarussischen Hauptstadt, als Co-Gastgeber vorgesehen, war nach heftigen Diskussionen im Januar die Ausrichtung entzogen worden. Weil Machthaber Alexander Lukaschenko die Opposition brutal niederknüppeln ließ, war der Druck der internationalen Öffentlichkeit und der Sponsoren zu groß geworden. Nun werden alle Partien in zwei Arenen in der lettischen Hauptstadt ausgetragen.
Wie funktioniert die WM in der Corona-Pandemie?
Gespielt wird in einer Blase. Nach ihrer Ankunft mussten alle Spieler zunächst drei Tage in Einzel-Isolation in ihren Hotelzimmern verbringen. Dann wurde die Quarantäne für drei weitere Tage auf die gesamte Mannschaft erweitert, die das Training aufnehmen konnte. Am siebten Tag gibt es das erste Spiel. Jeden zweiten Tag werden PCR-Tests durchgeführt. Funktionäre und Journalisten bewegen sich in eigenen Blasen. Die Ränge bleiben zunächst leer, DEB-Präsident Franz Reindl rechnet aber im weiteren Verlauf mit Zuschauern. Die Corona-Inzidenz in Lettland liegt bei 200.
Gegen wen spielt das deutsche Team?
Die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm trifft zum Auftakt am Freitag (21. Mai) auf Italien, weitere Gegner in der Gruppe B sind Norwegen (22. Mai), Kanada (24. Mai), Kasachstan (26. Mai, Finnland (29. Mai), USA (31. Mai) und Gastgeber Lettland (1. Juni).
In Gruppe A spielen Russland, Schweden, Tschechien, Schweiz, Slowakei, Dänemark, Belarus und Großbritannien.
Wie ist der Modus?
Die jeweils vier Gruppenbesten ziehen in die K.o.-Runde ein. Bei Punktgleichheit entscheidet der direkte Vergleich.
Im Viertelfinale spielen die Erstplatzierten der Gruppenphase gegen die Vierten sowie die Zweiten gegen die Dritten der jeweils anderen Vorrundengruppe. Die Sieger ziehen ins Halbfinale ein. Die beiden Halbfinalgewinner ermitteln im Endspiel den Weltmeister, während im kleinen Finale um Bronze gespielt wird. Absteiger gibt es diesmal nicht, weil die unterklassigen WM-Turniere wegen Corona abgesagt und keine Aufsteiger ausgespielt wurden.
Mit welchem Ziel geht Deutschland ins Turnier?
In der Vergangenheit war das WM-Viertelfinale das Maß aller Dinge. Das hat sich geändert: Die Spieler sprechen enorm selbstbewusst von Medaillen oder gar dem Titel. "Wir haben alle riesengroße Ziele", sagte Jungstar Moritz Seider und will "die Sensation schaffen".
Vorbild ist Finnland, das vor zwei Jahren mit einem Team der Namenlosen Gold gewann. "Sie haben gezeigt, wie's funktionieren kann", meinte Stürmer Markus Eisenschmid: "Es spricht eigentlich nichts dagegen, dass wir das auch können."
Wie stark ist das DEB-Team ohne Leon Draisaitl?
Superstar Leon Draisaitl fehlt, er spielt wie Olympiaheld Dominik Kahun mit Edmonton um den Stanley Cup - ebenso wie Weltklassetorhüter Philipp Grubauer mit Colorado. Tobias Rieder ist der einzige NHL-Stammspieler im deutschen Team.
Doch vor allem die künftigen NHL-Profis Moritz Seider (20), Lukas Reichel und John Peterka (beide 19) stehen im Blickpunkt. Sie bringen "eine positive, jugendliche Energie" mit, lobt Bundestrainer Toni Söderholm. Wichtige Führungsspieler sind der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl und die Silbermedaillengewinner Moritz Müller, Matthias Plachta und Marcel Noebels.
Wer sind die Favoriten? Chance für Außenseiter
Das ist ganz schwer zu sagen. Bei allen Teams fehlen die besten Spieler. Und diesmal nicht nur, weil zeitgleich die Play-offs um den Stanley Cup laufen, sondern auch, weil viele NHL-Stars keine Lust auf eine WM in der Blase haben. Die haben sie schon im vergangenen Sommer bei ihren Play-offs erlebt.
"Diese WM ist eine Überraschungstüte", sagte Reindl und wollte keine Prognose abgeben. "Viele Teams haben mehr unerfahrene Spieler dabei", hat Söderholm festgestellt. Natürlich ist auch eine junge Auswahl aus Schweden, Russland, Tschechien oder Kanada stärker einzuschätzen als die Konkurrenz. Aber es könnte die Stunde der Außenseiter schlagen. Der Schweiz, vor drei Jahren Vizeweltmeister, könnte mit einer eingespielten Mannschaft und vier NHL-Spielern der große Wurf gelingen.