Snooker WM: Kleckers über O'Sullivan, Robertson, Higgins & den Crucible-Traum

Kleckers zur Snooker-WM: "O'Sullivan lässt das Spiel so einfach aussehen"

Lukas Kleckers ist auf dem Weg nach oben auf der Snooker-Tour.
Image: Lukas Kleckers ist auf dem Weg nach oben auf der Snooker-Tour.  © Imago

Lukas Kleckers hat als erster deutscher Spieler die Snooker-WM-Endrunde im Crucible Theatre (16.4. bis 2.5.) nur ganz knapp verpasst. Im exklusiven Interview mit Skysport.de spricht der 25-Jährige über seine WM-Favoriten, Superstar Ronnie O'Sullivan sowie einen möglichen Snooker-Boom in Deutschland.

Kleckers unterlag in der dritten Qualifikationsrunde der Nummer 21 der Welt, Matthew Selt, erst im Decider mit 5:6. Zuvor hatte der Essener Soheil Vahedi (6:3) und den ehemaligen WM-Finalisten Nigel Bond (6:1) deutlich besiegt. Zwei weitere Siege fehlten zur erfolgreichen Qualifikation.

Kleckers ist als 85. der zweitbestplatzierte Deutsche in der Weltrangliste. Fünf Ränge vor ihm steht noch der Berliner Simon Lichtenberg. Lichtenberg (24) unterlag in der WM-Qualifikation ebenfalls in Runde drei mit 0:6 gegen den Iraner Hossein Vafaei.

Die beiden jungen Deutschen haben in diesem Jahr spielerisch einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht und haben in Zukunft sehr gute Chancen, bei der Endrunde dabei zu sein. Kleckers, Spitzname "Die Katze", freut sich dennoch auf die WM-Ausgabe in diesem Jahr in Sheffield.

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Kleckers ist nah an der Weltspitze dran

Skysport.de: Sie haben die Qualifikation für die WM-Endrunde knapp verpasst. Woran hat es gelegen?

Lukas Kleckers: "Es ist sehr schwer, über eine so lange Zeit eine konstante Leistung abzurufen, vor allem weil die Distanzen viel länger sind als bei anderen Turnieren. Mit meiner spielerischen Leistung bin ich trotzdem sehr zufrieden. Es hat letzten Endes an ein paar Kleinigkeiten gelegen, dass ich in der Qualifikation gescheitert bin. Das ist beim Snooker echt extrem, die Matches gehen dann vier, fünf Stunden und dann entscheiden häufig ein paar Schlüsselbälle. Beim Stand von 4:4 verschieße ich eine Schwarze [schwarzer Ball, Anm. d. Red.], dadurch war der Frame nicht mehr wirklich in Reichweite. Hätte ich diese gelocht, hätte ich eine gute Chance auf den Framegewinn gehabt, aber so Stand es halt 4:5 statt 5:4. Ich weiß aber, woran ich arbeiten muss, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Mein Gegner war zudem auch kein schlechter. Im Decider habe ich keinen großen Fehler gemacht, da war er einfach der bessere Spieler."

Skysport.de: Was fehlt Ihnen noch, damit Sie als erster Deutscher im Crucible dabei sind?

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Kleckers: "Die Spielpraxis ist entscheidend. Simon Lichtenberg und ich hatten da in diesem Jahr schon einen Vorteil gegenüber der Vorsaison, wo doch viele Events wegen Corona ausgefallen sind. Dennoch gab es im Spielplan einige längere Pausen, wenn wir in Qualifikationsturnieren früh ausgeschieden sind. Und dann kommt man als Spieler einfach nicht in einen Turnier-Rhythmus herein. Neben der Matchpraxis ist vor allem die Konstanz ein großer Punkt. Spielen können alle Spieler auf der Main Tour, da kann auch jeder jeden schlagen. Aber Konstanz, das beweisen dann die Topspieler. Und darum ist die Nummer eins der Welt nicht umsonst die Nummer eins der Welt."

Skysport.de: Wie werden Sie die WM nun verfolgen?

Kleckers: "Ich werde nicht jeden Tag acht, neun Stunden schauen, aber ich werde immer zwischendurch am TV hereinschauen und auch alle Ergebnisse verfolgen. Das WM-Finale ist immer das Highlight für alle Spieler, das wird sich jeder Spieler anschauen."

DIE STARS DER SNOOKER-WM 2022

  1. RONNIE O'SULLIVAN: Der Superstar im Snooker. Die Nummer eins der Welt hat bereits sechsmal den WM-Titel gewonnen. Mit "The Rocket", der in dieser Saison den World Grand Prix gewann, ist im Crucible immer zu rechen.
    Image: RONNIE O'SULLIVAN: Der Superstar im Snooker. Die Nummer eins der Welt hat bereits sechsmal den WM-Titel gewonnen. Mit "The Rocket", der in dieser Saison den World Grand Prix gewann, ist im Crucible immer zu rechen. © DPA pa
  2. MARK SELBY: Der Titelverteidiger im Crucible. Selby sicherte sich im Vorjahr durch ein 18:15 im Finale gegen Shaun Murphy seinen bereits vierten WM-Titel. In dieser Saison blieb er bisher allerdings ohne Turniersieg.
    Image: MARK SELBY: Der Titelverteidiger im Crucible. Selby sicherte sich im Vorjahr durch ein 18:15 im Finale gegen Shaun Murphy seinen bereits vierten WM-Titel. In dieser Saison blieb er bisher allerdings ohne Turniersieg. © DPA pa
  3. NEIL ROBERTSON: Der beste und konstanteste Spieler in dieser Saison. Der Australier holte sich gleich vier Turniersiege, darunter das prestigeträchtige Masters im Londoner Alexandra Palace.
    Image: NEIL ROBERTSON: Der beste und konstanteste Spieler in dieser Saison. Der Australier holte sich gleich vier Turniersiege, darunter das prestigeträchtige Masters im Londoner Alexandra Palace. © DPA pa
  4. JUDD TRUMP: Die Nummer vier der Welt ist eins der größten Talente am grünen Tisch in der Snooker-Geschichte. Der Weltmeister von 2019 gewann in dieser Saison zwei Ranglistenturniere.
    Image: JUDD TRUMP: Die Nummer vier der Welt ist eins der größten Talente am grünen Tisch in der Snooker-Geschichte. Der Weltmeister von 2019 gewann in dieser Saison zwei Ranglistenturniere. © DPA pa
  5. JOHN HIGGINS: Mister zuverlässig. Higgins spielte wie so oft ein konstantes Jahr. Der viermalige Weltmeister erreichte gleich sechs Finals in dieser Saison, holte am Ende jedoch nur einen Titel.
    Image: JOHN HIGGINS: Mister zuverlässig. Higgins spielte wie so oft ein konstantes Jahr. Der viermalige Weltmeister erreichte gleich sechs Finals in dieser Saison, holte am Ende jedoch nur einen Titel. © DPA pa
  6. MARK WILLIAMS: Eine Ikone des Sports. Unvergessen sein nackter Auftritt auf der Pressekonferenz nach seinem dritten WM-Titel 2018. Amtierender British-Open-Champion.
    Image: MARK WILLIAMS: Eine Ikone des Sports. Unvergessen sein nackter Auftritt auf der Pressekonferenz nach seinem dritten WM-Titel 2018. Amtierender British-Open-Champion. © DPA pa
  7. ZHAO XINTONG: Der Shootingstar des Jahres. Der junge Chinese feierte mit dem Gewinn der UK Championship im Dezember den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Anschließend gewann er auch das German Masters - mit 9:0 im Finale gegen Yan Bingtao.
    Image: ZHAO XINTONG: Der Shootingstar des Jahres. Der junge Chinese feierte mit dem Gewinn der UK Championship im Dezember den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Anschließend gewann er auch das German Masters. © DPA pa
  8. LUCA BRECEL: Der Belgier hat sein Durchbruchjahr hinter sich. Bei der UK Championship unterlag er Zhao im Finale. Die Scottish Open gewann er mit einem brillanten 9:5-Erfolg gegen Higgins. Erstmals bei der WM gesetzt.
    Image: LUCA BRECEL: Der Belgier hat sein Durchbruchjahr hinter sich. Bei der UK Championship unterlag er Zhao im Finale. Die Scottish Open gewann er mit einem brillanten 9:5-Erfolg gegen Higgins. Erstmals bei der WM gesetzt. © DPA pa

Kleckers schwärmt von Robertson & O'Sullivan

Skysport.de: Wer sind für Sie die Favoriten und wer ist Ihr Weltmeister-Tipp?

Kleckers: "Wenn ich etwas vorhersage, geht das in der Regel nicht in Erfüllung. Aber Neil Robertson war für mich mit Abstand der beste Spieler in dieser Saison. Er hatte jedoch in den vergangenen Jahren einige starke Saisons gespielt und dann bei der WM ist er eingebrochen. Dennoch ist Robertson für mich der Topfavorit. John Higgins, Ronnie O'Sullivan, Judd Trump und Mark Selby muss man immer auf der Rechnung haben. Es kann wieder viel passieren bei dieser WM."

Skysport.de: Warum gilt der sechsmalige Weltmeister Ronnie O'Sullivan als der beste Spieler überhaupt?

Kleckers: "O'Sullivan wird von den Leuten anders wahrgenommen als alle anderen Spieler. Wenn die Leute Snooker kennen und verfolgen, dann kennen sie auch O'Sullivan. Das ist wirklich bemerkenswert. Und wenn es bei ihm gut läuft, dann lässt er das Spiel so einfach aussehen. Da schaue ich auch einfach gerne zu."

Superstar Ronnie O'Sullivan geht als Mitfavorit in die Snooker-WM 2022.
Image: Superstar Ronnie O'Sullivan geht als Mitfavorit in die Snooker-WM 2022.  © Imago

Skysport.de: Was können Sie sich noch von O'Sullivan und den großen Spielern abschauen?

Kleckers: "Ich kann immer etwas lernen von den Topstars. Bei schwierigen Situationen am Tisch, wo man selbst auf Anhieb keine Lösung hat, da ist es dann besonders interessant zu schauen, welche Lösung findet jetzt ein O'Sullivan, Higgins oder Selby. Das schaue ich mir dann ab."

Kleckers hofft auf Snooker-Boom in Deutschland

Skysport.de: Welche Spieler begeistern Sie persönlich?

Kleckers: "Begeistert war ich immer von Selby, Robertson und Higgins. Alle drei sind sehr sympathisch. Selby schafft es sogar, auch wenn er mal nicht seine Topleistung bringt, Turniere zu gewinnen. Das zeichnet seine große Qualität aus und ist beeindruckend. Robertson und Higgins schaue ich einfach gerne zu, wenn sie am Tisch stehen. In den Trainingsräumen läuft man sich auch mal über den Weg und wenn ich sie mal etwas frage, da geht keiner einem aus dem Weg und hilft gerne. Wenn ich ein Problem in meinem Spiel habe, geben sie auch gerne ihre Einschätzung ab, da sind sie alle ziemlich offen."

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Skysport.de: "Was erwarten Sie von den jungen Durchstartern Zhao Xintong und Luca Brecel bei der WM?

Kleckers: "Zhao hat die UK Championship gewonnen, eines der wichtigsten Turniere im Kalenderjahr. Das war die Überraschung. Durch den Sieg hat ihn jeder auf dem Zettel, er kann bei der WM quasi nicht noch einmal überraschen, weil er gezeigt hat, wie gut er spielen kann. Brecel war die ganze Saison über sehr solide. Beide können auch in großen Duellen gegen jeden gewinnen. Ich glaube zwar nicht, dass einer der beiden in diesem Jahr schon den Titel holt, aber es ist auch nicht mehr so unwahrscheinlich wie noch vor ein oder zwei Jahren."

Skysport.de: Was fehlt noch, damit Snooker in Deutschland noch auf mehr Resonanz stößt?

Kleckers: "Das Einfachste wäre natürlich, wenn wir in Deutschland auch einen Star wie Zhao oder Brecel haben würden. Snooker genießt in Deutschland, dafür dass wir keinen Spieler in der absoluten Weltelite haben, schon ein hohes Ansehen. Ich kann nicht einschätzen, ob Snooker, wenn Simon oder ich den WM-Titel gewinnen würden, einen Boris-Becker-Boom erleben würde, aber das wäre sicherlich wünschenswert. Aber erst einmal möchte ich mich für die WM-Endrunde im Crucible qualifizieren, das ist und bleibt immer noch mein großer Traum."

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