Wind-Chaos bei Olympia: Mittermüller übt harsche Kritik

Zwei Absagen, mehrere Verletzte

Silvia Mittermüller erleidet im Probelauf vor dem Slopestyle-Wettkampf einen Riss des Innenmeniskus.
Image: Silvia Mittermüller erleidet im Probelauf vor dem Slopestyle-Wettkampf einen Riss des Innenmeniskus.  © DPA pa

Die ersten Tage der Olympischen Spiele in Pyeongchang wurden von teils heftigen Winden begleitet - und diese forderten bereits ihren Tribut. Zwei Renn-Absagen stehen zu Buche und bei den Snowboardern gibt es sogar mehrere Verletzte zu beklagen. Sollten sich die Bedingungen nicht besser, droht den Alpinen ein Terminchaos.

Bei einem sehr fragwürdigen Slopestyle-Wettbewerb der Frauen erwischte es Silvia Mittermüller (Unterhaching). Die Snowboarderin wurde beim Einfahren von einer Böe erwischt und zog sich beim Landen einen Meniskusriss zu - Olympia-Aus. "Es war unverantwortlich", schimpfte Silvia Mittermüller. "Ich bin nach Südkorea gekommen, um Olympia mit allen Sinnen aufzusaugen und alles zu geben. Das habe ich trotz der herausfordernden und gefährlichen Bedingungen heute probiert und dafür bezahlt."

Es war nicht die einzige Blessur in Bokwang. "Ich hatte Angst um mein Leben", sagte die am Ende der Windlotterie viertplatzierte Norwegerin Silje Norendal unter Tränen.

Die Ski-Rennläuferinnen um Viktoria Rebensburg durften umkehren, ehe es für sie gefährlich wurde. Ihr Rennen soll nun am Donnerstag (9.30/13.15 Uhr OZ, 1.30/5.15 MEZ) stattfinden und die ebenfalls dorthin verschobene Abfahrt in Jeongseon (11.00 Uhr OZ, 3.00 Uhr MEZ) einrahmen.

Mikaela Shiffrin und die anderen Skiläuferinnen dürfen nicht auf die Piste.
Image: Mikaela Shiffrin und die anderen Skiläuferinnen dürfen nicht auf die Piste.  © Getty

Zwei Olympia-Rennen an einem Tag, das gab es zuletzt 2006 in Turin. Doch weil der starke Wind bei Temperaturen bis minus 25 Grad laut OK-Sprecher Sung Baik You bis Mittwoch anhalten wird, droht weiteres Ungemach. Für Dienstag war die Männer-Kombination, für Mittwoch der Slalom der Frauen geplant.

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TV-Kamera stürz nach Winböe von Podest

"Es ist schade, ich wäre wirklich sehr gerne ein Rennen gefahren. Aber wichtig ist, dass die Bedingungen gut sind und fair für alle", sagte Rebensburg. DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier sprach von "absolut irregulären Verhältnissen, da kann man leider nichts machen, aber das musste man verschieben". Das verstand der letzte Zweifler spätestens, als eine TV-Kamera im Zielraum aus mehreren Metern Höhe zu Boden krachte. Augenzeugen zufolge wurde dabei niemand verletzt.

Anders bei den Snowboardern in Bokwang, wo Mittermüller sich verletzte. Die 34-Jährige war trotz Fiebers an den Start gegangen, um sich ihren Olympia-Traum zu erfüllen. Auch Tess Coady (Australien), die im Training am Sonntag einen Kreuzbandriss erlitt, und der Niederländer Niek van der Velden (Oberarmbruch) führten ihre Stürze auf den Wind im Phoenix Snow Park zurück.

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Ein scharfer Wind fegt über die Piste des Jeongseon Alpine Centers.
Image: Ein scharfer Wind fegt über die Piste des Jeongseon Alpine Centers.  © Getty

Drohen Ausmaße wie 1998 und 1993?

Das IOC wies die Verantwortung dafür zurück, für die Durchführung der Wettbewerbe seien die jeweiligen Weltverbände zuständig. Der Internationale Skiverband, dem die Snowboarder untergeordnet sind, verwies darauf, dass die Slopestyle-Qualifikation am Sonntag wegen Windes abgesagt wurde.

Rebensburg verzichtete am Montag aufs Skifahren, oben am Berg sei es "eh so windig", sagte sie. Stattdessen stand Regeneration auf ihrem Programm. Mancher Alpine fühlt sich bereits an Nagano 1998 erinnert, als das Wetter für teils chaotische Zustände gesorgt hatte. Gleich an zwei Tagen wurden damals zwei Goldmedaillen ausgefahren. Noch schlimmer kam es bei der WM 1993 in Morioka, ebenfalls Japan: Nach mehreren Verschiebungen konnte der Super-G der Männer nicht mehr ausgetragen werden und wurde ersatzlos gestrichen.

Immerhin: Ab Donnerstang soll es in Pyeongchang wärmer werden.