Boris Becker äußert sich eine Woche nach der offiziellen Bankrott-Erklärung erstmals in einem Interview. Der ehemalige Wimbledonsieger wehrt sich gegen und weißt die Vorwürfe zurück.
"Ich bin weder zahlungsunfähig noch bankrott", erklärte das deutsche Tennis-Idol in der Süddeutschen Zeitung. Becker stellte zudem klar, dass weiterhin alles normal liefe: "Ich komme allen meinen Verpflichtungen gegenüber meinen Mitarbeitern und sonstigen monatlichen Ausgaben nach."
Ursprung des Rechtsstreit mit einer englischen Privatbank seien Differenzen über die Höhe der Zinsen für ein Darlehen. "Wir bestreiten die Höhe der Zinsen und halten diese sogar für rechtswidrig." Darüber hinaus sei "bis heute nicht einmal ganz klar, wie hoch die ausstehende Summe ist und wie sie sich zusammensetzt". Der 49-Jährige betonte jedoch ausdrücklich: "Das Problem werde ich lösen. Mein Vermögen reicht aus, um Forderungen dieser Größenordnung zu erfüllen. Die Schuld ist abgesichert durch eine Immobilie, die einen deutlich höheren Wert hat als die Schuld. Ich habe diesen Kampf aufgenommen, und ich werde den letzten Ball spielen."
Becker kritisiert die Bank und das Londoner Gericht wegen vermeintlich überzogener Reaktionen. Das Geldinstitut hätte den Antrag bei Gericht aufgrund von Angeboten seitens Beckers Anwälten zu Gesprächen über einen Aufschub von zuletzt einem Monat und die weitere Abwicklung des Geschäfts nicht stellen brauchen, und die Richterin hätte ihre Entscheidung in Unkenntnis seiner tatsächlichen Vermögensverhältnisse gefällt, klagte Becker. Da er mit seinen Anwälten bereits seit 18 Monaten an einer Lösung der Situation arbeite, könne auch nicht wie von der Richterin in London behauptet "davon die Rede sein, dass ich den Kopf in den Sand stecke".
In Bezug auf die Schlagzeilen der vergangenen Tage "hat mich besonders die fehlende Verhältnismäßigkeit getroffen", sagte der 49-Jährige. Seine derzeitige Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit wertet Becker offenbar als weiteres Beispiel für sein Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen. "Ich hatte schon immer eine kritische Auseinandersetzung mit Deutschland. Ich schätze dieses Land, da komme ich her. Aber: Ich hatte schon immer so ein Gefühl, missverstanden zu werden." Aufgrund des einstiges Hypes um seine Person "müsste ich doch, um die Kritiker zufriedenzustellen, Milliardär werden".
Er würde sich denn auch "als Europäer bezeichnen, mit deutschen Pass. Ich entdecke viele deutsche Qualitäten in mir, sobald ich im Ausland bin. Und wenn ich in Deutschland bin, spüre ich die internationalen Einflüsse".
Entgegen sämtlicher Medienberichte in der jüngeren Vergangenheit führt Becker nach eigenen Angaben ein zufriedenes Leben: "Ich bin mit meiner Ehefrau weiterhin glücklich verheiratet. Mir ist bewusst, dass ich unglaublich viel Glück hatte bisher und hoffentlich weiter habe. Und dass ich laut hinausschreien könnte, wie gut es mir geht. Nur würde mir das im Moment keiner glauben."