Trotz offensichtlicher Schmerzen quält sich Rafael Nadal in einem epischen Wimbledon-Drama ins Halbfinale. Dort wartet Nick Kyrgios.
Rafael Nadal biss die Zähne zusammen, die Qualen beim Aufschlag verzerrten seine Gesichtszüge. Doch niemand kann Leid auf einem Tenniscourt so gut ertragen wie der Spanier. In einem Wimbledon-Drama über 4:21 Stunden gewann Nadal den Kampf gegen sich selbst und den US-Amerikaner Taylor Fritz. Nach dem 3:6, 7:5, 3:6, 7:5, 7:6 (10:4) darf er weiter von historischen Taten träumen.
Nadal dachte an Aufgabe
"In den Bauchmuskeln ist irgendetwas nicht in Ordnung", sagte Nadal: "Es gab Momente, in denen ich gedacht habe, dass ich das Match nicht beenden kann." Er hoffe, dass er im Halbfinale "bereit ist zu spielen".
Noch zwei Siege fehlen Nadal (36) zum dritten Majortitel der Saison, der historische Kalender-Grand-Slam rückte wieder ein Stück näher. Doch der nächste Gegner hat es in sich: Nick Kyrgios (27), der Nadal im All England Club schon einmal eine schmerzhafte Niederlage zugefügt hatte, erfüllt endlich das Versprechen seines einzigartigen Talents.
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"Ich hätte nie gedacht, dass ich es in ein Grand-Slam-Halbfinale schaffe, ich dachte, der Zug wäre abgefahren", sagte Kyrgios nach dem 6:4, 6:3, 7:6 (7:5) über Cristian Garin (Chile). Der Wirbel um die juristische Auseinandersetzung in seiner Heimat Australien habe ihn dabei nicht belastet, sagte er. Mehr wollte er nicht dazu sagen - oder er durfte es auf Anraten seiner Anwälte nicht.
Zum dritten Mal in Wimbledon gegen Kyrgios
Wie am Dienstag bekannt geworden war, wird Kyrgios wegen des Verdachts eines tätlichen Angriffs in einer "privaten Beziehung" vor Gericht geladen. Vorher spielt er in Wimbledon am Freitag um den Finaleinzug gegen Nadal. Wie 2014, als er sich sensationell im Achtelfinale durchsetzte. Oder wie 2019, als Nadal die Revanche schaffte.
In diesem Jahr scheint Kyrgios gerüstet zu sein für den Blockbuster, auf den die Fans in Wimbledon hingefiebert hatten und von dem Kyrgios behauptet, er würde "das am meisten gesehene Match aller Zeiten" werden. Doch diesmal bereitet Nadal Sorgen, zwar sind es nicht seine chronischen Fußprobleme, die ihn vor dem Triumph bei den Australian Open und auf dem Weg zum Titel in Roland Garros begleitet hatten. Diesmal ist es Bauchmuskelverletzung.
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Im ersten Satz krümmte sich Nadal vor Schmerzen, nahm im zweiten eine Behandlungspause - und glich aus. Dabei hatten seine Aufschläge 30 km/h Geschwindigkeit verloren. Das Drama setzte sich fort, Nadal quälte sich mit all seiner Erfahrung in den fünften Satz - und behielt die Nerven. In der Royal Box des Centre Courts beobachtete Rod Laver das Spektakel.
Chance auf Grand Slam lebt
Der Australier hat bislang als einziger Tennisprofi die vier wichtigsten Turniere in einem Jahr gewonnen (1969). Nadal hat weiterhin die Chance dazu. Er revanchierte sich gegen Fritz für die Niederlage im Frühjahr in Indian Wells. Damals hatte er nach 20 Siegen in Serie im Finale verloren, geplagt von einem Rippenbruch, der ihn zu einer Pause von sechs Wochen zwang. Erst in der Sandplatzsaison kam Nadal zurück.