Rafael Nadal wird in Wimbledon von einer Bauchmuskelverletzung gestoppt. Die Liste seiner körperlichen Blessuren ist lang,
Am Ende musste Rafael Nadal einsehen, dass er dieses Duell nicht für sich entscheiden kann, den Kampf gegen seine Schmerzen.
"Ich kann so nichts gewinnen. Ich kann nicht aufschlagen. Ich kann mich nicht bewegen beim Aufschlag. Ich will nicht rausgehen und nicht in der Lage sein mitzuhalten", sagte er, als er auf einer Pressekonferenz in Wimbledon den Verzicht auf das Halbfinale gegen Nick Kyrgios mitteilte.
Ein Riss im Bauchmuskel hatte ihn bereits im Viertelfinale gegen Taylor Fritz am Mittwoch gequält. Nun waren die Schmerzen einfach zu stark. Nadal verpasst damit die historische Chance auf den Kalender-Grand-Slam.
Sein Körper, das ist wohl der Gegner, der Nadal in seiner langen Karriere am häufigsten geschlagen hat. 77 Mal hätte er seit 2003 theoretisch ein Grand-Slam-Turnier gewinnen können. 22 Mal gelang ihm dies tatsächlich. 15 Mal wurde er von seinem Körper gestoppt. Also nur in knapp der Hälfte der Fälle wurde der Mallorquiner sportlich bezwungen.
Die Knie machen den Anfang
So richtig los ging es 2009. Schmerzhafte Sehnenentzündungen in beiden Knien quälten ihn, so dass er seine Wimbledon-Teilnahme - als Titelverteidiger wohlgemerkt - absagen musste. Bei den US Open machte er dann erstmals Bekanntschaft mit Bauchmuskelproblemen. Bis ins Halbfinale kämpfte sich Nadal mit einer Zerrung, ehe er gegen Juan Martin del Potro am Ende seiner Kräfte scheiterte.
Auch beim darauffolgenden Grand-Slam-Turnier machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung. Bei den Australian Open stoppte Nadal im Viertelfinale gegen Andy Murray eine Knieverletzung. Danach blieb er eine Zeit lang verletzungsfrei, ehe sich die Probleme mit den Knien zurückmeldeten - und zwar heftiger als jemals zuvor.
Von Juli 2012 bis Februar 2013 fiel er 222 Tage aus und verpasste unter anderem die Olympischen Spiele, die US Open und die Australian Open.
Entschuldigung bei Publikum
Hatte er die Knieprobleme im Griff, meldeten sich andere Körperteile zu Wort. Im Finale der Australian Open 2014 gegen Stan Wawrinka quälten den Spanier Rückenschmerzen, mehrfach musste er sich behandeln lassen. Am Ende war er nur noch ein Schatten seiner selbst und verlor ihn vier Sätzen.
"Es tut mir leid, dass das Match auf diese Art und Weise enden musste", entschuldigte er sich unter Tränen beim Publikum, das ihn frenetisch feierte.
Ende des Jahres setzte ihn eine Handgelenksverletzung außer Gefecht. Er musste die US Open absagen und nach einer Blinddarm-OP die Saison vorzeitig beenden. Handgelenksprobleme zwangen ihn auch 2016 zur Absage der Drittrundenpartie der French Open gegen Marcel Granollers.
Gegner haben Mitleid mit Nadal
Nadal und der Kampf gegen seinen Körper, ein ständig hin und her wogendes Match. 2018 schien wieder der Körper die Oberhand zu gewinnen. Wegen einer Verletzung am Hüftbeuger musste er bei den Australian Open das Viertelfinale gegen Marin Cilic aufgeben. Bei den US Open verließ er im Halbfinale gegen Juan Martin del Potro den Platz wegen einer Patellasehnen-Entzündung vorzeitig.
Selbst der Gegner hatte damals Mitleid: "Das ist nicht die beste Art, ein Match zu gewinnen. Rafa ist der größte Kämpfer in unserem Sport, ihn so leiden zu sehen wie heute, tut weh", sagte Sieger del Potro.
Wieder meldete sich Nadal zurück, gewann 2019 zwei Grand-Slam-Turniere.
Chronische Fußprobleme
2021 wurde schließlich sein wohl hartnäckigstes und am schwersten zu behandeltes körperliches Problem offensichtlich: das Müller-Weiss-Syndrom im linken Fuß, unter dem er bereits seit seiner Kindheit leidet. Dabei bilden sich äußere Teile des Kahnbeins zurück.
Nadal sagte Wimbledon ab und pausierte auf unbestimmte Zeit, dachte sogar an Rücktritt. Doch stattdessen kehrte er abermals als Champion zurück. Bei den Australian Open gewann er seinen 21. Titel und legte in Paris Grand-Slam-Titel Nummer 22 mit einem betäubten Fuß nach. Zwischen den beiden Turnieren quälten ihn ein Rippenbruch und die bekannten Fußprobleme.
Nadal gibt noch nicht auf
Seine Teilnahme für Wimbledon schien fraglich, Nadal unterzog sich einer Spezialtherapie für seinen Fuß. Er wurde tatsächlich fit. Doch mit der Bauchmuskelverletzung trat wieder eine andere Baustelle an seinem Körper auf.
Zu Ende ist der Kampf gegen seine körperlichen Probleme noch nicht. Aufgeben ist für Nadal keine Option. "Ich werde jetzt nicht zurücktreten", stellte der 36-Jährige auf der Pressekonferenz klar.
In drei bis vier Wochen wolle er wieder trainieren. "Das Wichtigste für mich ist Glück, nicht Titel", sagte Nadal am Donnerstag ebenfalls. Und glücklich ist Nadal nach wie vor vor allem auf dem Tennisplatz.