Boris Becker im Interview nach seiner Gefängnisstrafe

Emotionaler Boris Becker: "Ein Häftling wollte mich umbringen"

Boris Becker war230 Tage im Gefängnis.
Image: Boris Becker war 230 Tage im Gefängnis.  © DPA pa

Boris Becker hat aus seiner schwierigen Zeit im Gefängnis auch positive Energie gezogen und etwas in sich wiederentdeckt. Und: Er zeigt Reue.

Boris Becker redete nicht drumherum, manchmal kämpfte er auch mit den Tränen. "Natürlich", sagte er mit Nachdruck, "war ich schuldig." Ganz in Schwarz gekleidet und deutlich erschlankt stellte sich das tief gefallene Sportidol in seinem ersten Interview nach 230 Tagen hinter Gittern. Ein Auftritt, der nicht nur in Deutschland und in Beckers Herzensheimat Großbritannien mit Spannung erwartet wurde - und in dem er jene Reue zeigte, die bei ihm vor Gericht noch vermisst worden war.

Becker hat feuchte Augen, als er an den Tag seiner Inhaftierung zurückdenkt. Das Gefängnis hat ihn verändert. Er habe "zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, ich bin hungrig eingeschlafen", erinnerte sich der 55-Jährige, der beim Vergleich mit einem Foto vor seiner Verurteilung einen deutlichen Unterschied feststellte: "Ich sehe den gleichen Menschen. Davor nervös und unsicher. Danach etwas schlauer, demütiger. Der gleiche Mensch, aber zwei verschiedene Leben."

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Boris Becker: "Meine Nummer war A2923EV"

Hinter englischen Gittern war Becker nach eigenem Empfinden plötzlich "nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Im Gefängnis bist du niemand." Aus der schwierigen Zeit hat die Tennisikone aber auch Kraft gezogen, "ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", so Becker bei Sat.1.

Am Donnerstag hatte Becker das Huntercombe-Gefängnis nahe London verlassen dürfen. Gut acht Monate nach seiner Verurteilung wegen Vergehen im Insolvenzverfahren profitierte er kurz vor Weihnachten davon, dass die britischen Haftanstalten überfüllt sind und ist wieder ein freier Mann. Nur seine Wahlheimat musste er verlassen.

Unruhig erwartete Becker seine Abreise. In den letzten Stunden vor seiner Abschiebung nach Deutschland war für Becker wie schon zuvor viel Geduld gefragt. "Ich saß ab sechs Uhr in der Früh auf meiner Bettkante und hoffte, dass die Zellentür aufgeht", erzählte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger im "Sat.1 Spezial. Boris Becker": "Sie kamen um halb acht, schlossen auf und fragten: Bist du fertig? Ich sagte: 'Los geht's!' Ich hatte auch schon alles gepackt."

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Gefängniszeit hat bei Becker Spuren hinterlassen

Bei Becker hat die schwierigste Zeit seines Lebens Spuren hinterlassen. Optisch, aber natürlich vor allem psychisch. Er habe "eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte", gab Becker zu. Und nun versucht er, in Freiheit etwas daraus zu machen. Denn das Ganze habe ihn eben "etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund."

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Die Bild hatte bereits am Montagabend, gut 24 Stunden vor der Ausstrahlung des Exklusiv-Interviews, berichtet, dass Becker bei Mithäftlingen und Wärtern beliebt gewesen sei. Die erste Zeit verbrachte er in Wandsworth, später wurde er nach Huntercombe verlegt.

Wandsworth beschrieb Becker als "extrem schmutzig, extrem gefährlich". "Ich hatte Angst um mein Leben - auch bei der Essensausgabe. Da sitzen Mörder, Kinderschänder und Drogendealer direkt nebenbeinander. Und man trifft sie alle. Ich habe nur auf den Boden geschaut und niemanden angestarrt. Es geht dort ums nackte Überleben und man muss auf seine Haut aufpassen, weil es die Wärter nicht machen", sagte Becker.

Zudem erzählte Becker, dass ein Mithäftling, der für mehrfachen Mord verurteilt ist, den Tennisspieler erpresse und mit Gewalt drohte. "Ich hatte auch einen Mithäftling, der mich umbringen wollte. Er saß schon 16 Jahre im Gefängnis. Man sagt auch, dass Häftlinge nach sieben Jahren Probleme mit der Außenwelt haben, dass die Psyche geschädigt ist."

Für den 55-Jährigen sorgten diese Szenen für Panik. "Das sind Schwerverbrecher - ich nicht. Die wissen, wie man Menschen umbringt - ich nicht", so Becker. Ihm kam laut eigener Aussage jedoch zugute, dass ihm drei Insassen während der Haft beschützten.

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Der Tiefpunkt könne auch ein Wendepunkt im Leben der Tennis-Legende sein. "Ich glaube, dass Boris Becker wirklich willens ist, aufzuräumen und viele Dinge klarzustellen", so Gätjen. Kurz tritt Becker nun wieder ins Scheinwerferlicht. Man darf gespannt sein, wie es danach weitergeht.

SID

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