Jannik Sinner zweimal positiv getestet - und freigesprochen
Doping-Wirbel um Sinner - Konkurrenz um Kyrgios empört
20.08.2024 | 17:28 Uhr
Der Tennis-Weltranglistenerste Jannik Sinner ist im März zweimal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet und anschließend durch ein unabhängiges Gericht von jeder Schuld freigesprochen worden.
Das gab die International Tennis Integrity Agency (ITIA) am Dienstag bekannt. Auch Fahrlässigkeit sei dem Italiener nicht vorzuwerfen, der in der Nacht zum Dienstag beim ATP-Masters in Cincinnati seinen fünften Titel in diesem Jahr gewonnen hatte.
"Ich werde diese herausfordernde und zutiefst unglückliche Zeit jetzt hinter mir lassen", teilte der Südtiroler in einer Erklärung bei X mit. Er werde "weiterhin alles tun, um sicherzustellen, dass ich das Anti-Doping-Programm der ITIA einhalte".
"Es ist ermutigend für uns, dass Jannik Sinner kein Verschulden oder Fahrlässigkeit vorgeworfen werden konnte", teilte die Spielervereinigung ATP in einer Reaktion mit. Man würdige die "unabhängige Bewertung der Fakten im Rahmen des Tennis-Anti-Doping-Programms (TADP)", die es dem 23-Jährigen ermöglicht habe, "weiterhin an Wettkämpfen teilzunehmen".
Sinner erklärt: Kontamination durch Betreuer
Der erste positive Test stammt vom 10. März 2024, beim Masters in Indian Wells wurde bei einer Wettkampfkontrolle Clostebol in geringen Mengen festgestellt. Eine weitere Probe, die acht Tage später in einer Trainingsphase genommen wurde, erbrachte dasselbe Ergebnis. Laut ITIA wurde damals jeweils eine vorläufige Sperre verhängt - in beiden Fällen habe Sinner erfolgreich Berufung eingelegt.
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Sinner hat demnach erklärt, die Substanz könne nach einer Kontamination durch ein Mitglied des Betreuerteams in seinen Körper gelangt sein. Dieser habe ein in Italien rezeptfrei erhältliches Spray mit Clostebol auf seine eigene Haut aufgetragen, um eine Wunde zu behandeln. Da das Mitglied des Betreuerteams Sinner vom 5. bis 13. März täglich massierte und sporttherapeutisch behandelte, soll es zu einer "unwissentlichen transdermalen Kontamination" gekommen sein.
Unabhängiges Gericht stellt weder Verschulden noch Fahrlässigkeit fest
Nach Rücksprache mit Experten, für die Sinners Erklärung glaubwürdig gewesen sei, habe die ITIA den Einsprüchen des Spielers zur Aufhebung der vorläufigen Sperren nicht widersprochen. Die Agentur verwies den Fall nach eigenen Angaben an ein unabhängiges Gericht, "um die spezifischen Fakten zu prüfen, vergleichbare Anti-Doping-Entscheidungen zu überprüfen und festzustellen, welche Schuld der Spieler gegebenenfalls trug und welches Ergebnis angemessen war".
Am 15. August wurde laut Mitteilung schließlich eine Anhörung einberufen, "bei der das unabhängige Gericht feststellte, dass in dem Fall kein Verschulden oder keine Fahrlässigkeit vorlag, was zu keiner Sperre führte".
WADA und italienische Anti-Doping-Agentur können Berufung einlegen
"Wir nehmen jeden positiven Test äußerst ernst und werden immer die strengen Verfahren der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur, d.Red.) anwenden. Die ITIA hat eine gründliche Untersuchung der Umstände durchgeführt, die zu den positiven Tests geführt haben, bei der Herr Sinner und seine Vertreter uneingeschränkt kooperierten", sagte ITIA-Geschäftsführerin Karen Moorhouse: "Nach dieser Untersuchung akzeptierte die ITIA die Erklärung des Spielers. Dies wurde auch vom Gericht akzeptiert."
Trotz des doppelten Freispruchs werden Sinner gemäß der Anti-Doping-Regeln das Preisgeld und die Ranglistenpunkte von Indian Wells aberkannt. Gegen die Entscheidung können die WADA und die italienische Anti-Doping-Agentur (NADO Italia) Berufung einlegen.
Konkurrenten reagieren deutlich
Erste Reaktionen auf den dubiosen Fall gibt es bereits aus dem Tennis-Zirkus. So schreib Nick Kyrgios bei X: "Lächerlich - ob es nun versehentlich oder geplant war. Du wirst zweimal mit einer verbotenen (Steroid-)Substanz getestet... du solltest für 2 Jahre gesperrt werden. Deine Leistung wurde gesteigert. Massagecreme.... ja schön", kommentierte der Australier.
Auch der kanadische Tennisprofi Denis Shapovalov machte aus seiner Meinung kein Geheimnis: "Andere Regeln für andere Spieler", postete er auf X.
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