Tennis-Kolumne von Michael Stich zum Karriereende von Roger Federer

Stich zum Federer-Rücktritt: Einer der Größten verlässt die Tennisbühne

Die Michael Stich Kolumne auf skysport.de.
Image: Die Michael Stich Kolumne auf skysport.de.  © Sky

Sky Experte Michael Stich beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen aus der Tennis-Welt. In der aktuellen Ausgabe blickt er auf das angekündigte Karriereende von Superstar Roger Federer.

Innerhalb von zwei Wochen beenden zwei Champions unseres Sports ihre außergewöhnliche Karriere: zuerst Serena Williams bei den US Open und nun auch Roger Federer.

Die Nachricht, dass Roger aufhört, geht natürlich um die Welt. Denn er war und ist einer der größten Sportler auf diesem Planeten. Und er hat dem Tennissport so unglaublich viel gegeben. Zweifellos ist Roger einer der größten Tennisspieler aller Zeiten und hat unseren Sport wie kaum ein anderer in den letzten zwanzig Jahren geprägt. Er hat Tennis auf ein anderes Level gehoben. Sein spielerisches Talent auf dem Platz wurde so vielfach beschrieben. Seine Eleganz und seine motorischen Fähigkeiten haben ihn von den meisten anderen Spielern abgehoben. Wie kaum ein anderer konnte sich Roger dem Belag und seinem Gegner immer wieder anpassen. Für ihn gab es nie Stillstand. Er war immer auf der Suche nach der Möglichkeit, sich noch weiter zu verbessern und sein Spiel weiterzuentwickeln. Das zeichnet einen großen Champion aus.

Federer besitzt einzigartige mentale Stärke

Dazu kam diese unglaubliche Rivalität mit Rafael Nadal und Novak Djokovic, die die Sportwelt faszinierte. Diese drei haben sich gegenseitig zu immer neuen Höchstleistungen gepusht und uns damit so viele besondere Momente auf den Center Courts rund um den Globus beschert.

Rogers Fähigkeit, sich immer wieder neu zu motivieren und ein weiteres Grand Slam-Turnier gewinnen zu wollen, hat mich dabei besonders fasziniert. Er schien unersättlich zu sein. Diese mentale Stärke ist einzigartig und so bewundernswert. Ich selbst hatte diese Fähigkeit nicht und ich weiß, wie schwer es ist, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen.

Federer hat sich nie über den Sport gestellt

Aber auch außerhalb des Tennisplatzes war und ist Roger ein großartiger Botschafter unseres Sports, denn er hat sich selbst nie über den Sport gestellt. Sich nie so wichtig genommen, sondern immer verstanden, dass kein Spieler größer ist als der Sport selbst.

Viele werden jetzt sagen, dass uns ein Roger Federer fehlen wird. Dazu habe ich eine klare Meinung: Mir wird er nicht fehlen. Ich bin vielmehr dankbar dafür, dass er so lange gespielt und uns mit seinem Tennis verzaubert hat.

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Aber nun haben die Spieler der jungen Generation die Möglichkeit, im Zentrum zu stehen und die volle Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdienen. Sie müssen nicht mehr gegen einen Mythos antreten, was umso schwerer ist, wenn dieser Spieler gar nicht mehr auf dem Platz steht.

Ich finde die Entscheidung von Roger gut und richtig. Sie zeigt, wie selbstreflektiert er ist und dass er nur spielen will, wenn er gewinnen kann. Und ich denke, er hat erkannt, dass er mit der jungen Generation körperlich nicht mehr mithalten kann.

Federers Entscheidung verdient Respekt

Ich hätte ihm von Herzen gewünscht, seine einzigartige Karriere mit einem großen Sieg zu beenden. Aber man kann sich den Moment nicht immer aussuchen. Rogers Entscheidung verdient Respekt. Nur ein Sportler kann nachempfinden, wie schwer es ist, den finalen Schlussstrich zu ziehen.

Ich ziehe meinen Hut vor dem Tennisspieler, vor allem aber auch vor dem Menschen Roger Federer, einem Vorbild für Millionen von Tennisfans. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute und freue mich, wenn wir ihn weiter in der Welt des Tennissports sehen und er ein Teil unserer großen Tennisfamilie bleibt.

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