Bayerns Notnagel? Was für und gegen einen Sokratis-Deal spricht
17.10.2023 | 12:32 Uhr
Die Personalsituation in der Abwehr des FC Bayern hat sich durch den wochenlangen Ausfall von Dayot Upamecano nochmals extrem verschärft. Kommt nun ein Ex-BVB-Star als Notnagel? Sky Sport erläutert, was für und gegen eine Verpflichtung des vereinslosen Sokratis spricht.
Nach aktuellen Sky Informationen wartet der Grieche auf einen Anruf des FC Bayern. Er ist seit Juli auf Vereinssuche und hatte am Mittwoch vergangener Woche dem spanischen Erstligisten Betis Sevilla konkret wegen den Münchnern eine Absage erteilt. Er hofft darauf, dass sich der deutsche Rekordmeister bei ihm meldet. Warum?
Durch den jüngsten Ausfall von Dayot Upamecano, der den Münchnern nach Sky Informationen vier bis sechs Wochen fehlen wird, spitzt sich die angespannte Defensivlage an der Säbener Straße immer mehr zu. Auch Matthijs de Ligt fiel zuletzt aus, hat nun aber zumindest wieder mit dem Lauftraining begonnen. Mit Min-jae Kim steht dem FCB aktuell aber nur ein komplett fitter Innenverteidiger zur Verfügung - alles andere als optimal.
Sky Sport schaut auf die Gründe, die für, aber auch gegen eine Verpflichtung von Sokratis sprechen könnten.
Der Verteidiger ist aktuell vereinslos und damit sofort verfügbar, denn arbeitslose Spieler dürfen auch abseits der Transferphase bei einem neuen Klub anheuern. Am 30. Juli war sein Vertrag bei Olympiakos Piräus ausgelaufen.
Sokratis hat in seiner langen Karriere bereits 649 Spiele im Profibereich absolviert und seine Fähigkeiten in drei europäischen Top-Ligen unter Beweis gestellt. Mit 20 Jahren feierte er sein Debüt in der Serie A (56 Spiele für die AC Milan und CFC Genua), in der Bundesliga lief er zwischen 2011 und 2018 für Werder Bremen und Borussia Dortmund auf (189 Spiele, neun Tore) und in der Premier League streifte er sich 44 Mal das Trikot des FC Arsenal über.
Dazu kommen 90 Länderspiele für sein Heimatland sowie 31 Begegnungen in der Champions League und 43 Spiele in der Europa League.
Das Duo kennt und schätzt sich aus Dortmunder Zeiten. Sokratis zählte unter Tuchel zwischen 2015 und 2017 zum Stammpersonal, absolvierte insgesamt 81 Spiele unter dem aktuellen Bayern-Coach - so viele wie unter keinem anderen Trainer.
2017 feierten sie gemeinsam den Gewinn des DFB-Pokals, der Grieche stand dabei 90 Minuten auf dem Platz. "Papa ist ein echter Spieler, ein echter Mann. Er spielt Männerfußball", sagte Tuchel einst über seinen ehemaligen Schützling.
Nach seiner Rückkehr in seine Heimat trug Sokratis bei Olympiakos Piräus oftmals die Kapitänsbinde, auch bei Borussia Dortmund und in der Nationalmannschaft lief er einige Male als Kapitän auf. Sein Vorteil: Neben seiner Muttersprache spricht er auch Italienisch, Deutsch und Englisch.
"Er hat eine Super-Mentalität, ist ein echter Führungsspieler. Sokratis trägt das Sieger-Gen in sich", schwärmte Ex-Bremen-Manager Klaus Allofs 2012 über den Verteidiger.
Sokratis dürfte den Bundesliga-Kennern mit seiner robusten und kompromisslosen Abwehrarbeit in Erinnerung geblieben sein. Er definiert sich über eine harte Spielweise und kann seinen Gegenspieler auch beim Kopfball bekämpfen. Tuchel beschrieb Sokratis seinerzeit folgendermaßen: "Er ist fast ein bisschen besessen vom Verteidigen. Er will das Tor bis zum Schluss beschützen. Und er hat Lust, Zweikämpfe zu führen."
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Mit seiner beinharten Spielweise eroberte er sowohl in Bremen als auch in Dortmund die Gunst der Zuschauer, war Publikumsliebling. Dagegen zählt der Spielaufbau nicht zu seinen großen Stärken. Eine Qualität, die beim FC Bayern wiederum gefragt ist.
Dem Rechtsfuß unterlaufen mitunter zu viele leichte Abspielfehler, dazu bekommt er Probleme, wenn schnelle, wendige Spieler mit Tempo auf ihn zulaufen.
Ähnlich wie zuvor bei Jerome Boateng täte der FC Bayern gut daran, Sokratis in einem mehrtägigen Probetraining auf Herz und Nieren zu testen und erst im Anschluss eine Entscheidung zu fällen. Sollten die Fitnesswerte stimmen, ist die Frage, wie schnell eine Matchfitness wiederhergestellt werden kann. Schließlich müsste der Routinier in kürzester Zeit als Back-up funktionieren, zu angespannt ist die derzeitige Personallage.
Sein letztes Spiel auf Vereinsebene bestritt der Abwehrhüne am 14. Mai für Piräus über die komplette Spielzeit. Immerhin: Anfang September bestritt er noch zwei Spiele für die Nationalmannschaft in der EM-Quali gegen Finnland und Liechtenstein jeweils über 90 Minuten.
Verfügt Sokratis noch über ausreichend Qualität, um bei einem europäischen Top-Klub den höchsten Ansprüchen (auch als Back-up) zu genügen? Beim FC Arsenal wurde er zu Beginn der Saison 2020/21 nicht mehr für die Premier League gemeldet, im Januar 2021 einigten sich die Parteien auf eine Vertragsauflösung.
Zudem fiel er in seiner Zeit bei Piräus häufiger mit muskulären Problemen aus, das Niveau in Griechenland ist zudem überschaubar. Die Super League belegt in der aktuellen Fünfjahreswertung nur Platz 19. Nicht zu vergessen: Mit Daley Blind hatte zuletzt ebenfalls ein hochdekorierter Spieler trotz seiner langjährigen Erfahrung massive Probleme, sich beim FC Bayern einzufinden und als Back-up zu funktionieren.
Es gibt zwar einige Pluspunkte, aber auch erhebliche Minuspunkte, die gegen einen Deal sprechen. Nach Sky Infos ist es gut möglich, dass es noch im Verlaufe dieser Woche eine finale Zu- beziehungsweise Absage seitens der Bayern geben wird.
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