Anne Haug sank mit Lorbeerkranz um den Hals völlig erschöpft in die Knie, Sebastian Kienle blickte mit leerer Miene ernüchtert auf den Boden.
Die Euphorie der deutschen Hoffnungsträger hielt sich nach der wilden Achterbahnfahrt durch die Wüste von Utah bei unterschiedlichen Resultaten in Grenzen. Während Kienle bei der Ironman-WM am Ausweichort ratlos als 14. das Ende der deutschen Siegesserie nicht verhindern konnte, rettete sich Titelverteidigerin Haug mit einem furiosen Lauf auf den Bronzeplatz.
Dritte Medaille für Haug - Siegesserie der Männer gerissen
Für die Bayreutherin war es beim klaren Sieg der Schweizerin Daniela Ryf auf der Berg- und Talbahn von St. George die dritte WM-Medaille, neben dem Triumph bei der letzten Ausgabe vor 938 Tagen hatte sie auch 2018 schon Bronze geholt.
Der norwegische Olympiasieger Kristian Blummenfelt durchbrach dank eines bärenstarken Marathons die deutsche Regentschaft, die verletzt fehlenden Jan Frodeno und Patrick Lange sowie Kienle hatten sich die sechs Goldmedaillen seit 2014 untereinander aufgeteilt.
Kienle war nun froh, "überhaupt den Zielkanal" gesehen zu haben. "Ich musste mir zwischendurch neue Ziele setzen, das war allein für Tine und Nino (seine Frau und sein Sohn, d. Red.)", sagte der 37-Jährige nach seinem schlechtesten WM-Ergebnis.
Haug fand beim Start um 6.20 Uhr Ortszeit im 15 Grad kalten Süßwasser im Sand Hollow State Park bestens ins Rennen, hielt beim Schwimmen überraschend den Anschluss zu ihren Hauptkontrahentinnen Ryf und Kat Matthews. In der ersten größeren Verfolgergruppe ging es mit gut vier Minuten Rückstand auf die Radstrecke. Doch dort musste Haug die anderen Favoritinnen schnell ziehen lassen.
Einsam quälte sie sich in der Morgensonne durch die spektakuläre Hügellandschaft, verlor auf Ryf Minute um Minute. Mit einem Rückstand von 15:41 Minuten startete die Bayreutherin als Fünfte in ihre Lieblingsdisziplin - und ging bei mittlerweile über 30 Grad vom ersten Meter an aufs Ganze.
Nach 15 Kilometern zog Haug an der Schwedin Lisa Norden vorbei, doch danach musste sie dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Der Schritt wurde schwerer, die dreiminütige Lücke auf die zweitplatzierte Matthews konnte sie nicht mehr schließen. Die zweite deutsche Hoffnungsträgerin Laura Philipp hatte coronabedingt gefehlt.
Der 2014er-Champion Kienle lag im Männerrennen nach dem Schwimmen als 26. schon über viereinhalb Minuten zurück, die erhoffte Aufholjagd auf dem Rad blieb aus. Nach starkem Anfangsteil brach der Routinier in seiner Lieblingsdisziplin im letzten Renndrittel ein, startete mit gut zehn Minuten Rückstand als 13. einsam in seinen Lauf. Dann fiel er gar noch weiter zurück.
Debütant Angert überrascht
WM-Debütant Florian Angert hielt dagegen überraschend lang in der Spitzengruppe mit, ging als Zweiter in den Marathon. Dort warfen ihn erst Probleme bei einer Verpflegungsstation zurück, ehe er sich trotz Krämpfen als bester Deutscher auf Rang fünf ins Ziel kämpfte. "Ich kann es gar nicht beschreiben, was mir das bedeutet", schwärmte der 30-Jährige.
Im Oktober kehren bei der regulären Ausgabe Frodeno und Lange zurück - dann könnte es auch wieder einen Deutschen auf dem Triathlon-Thron geben.