Der größte deutsche Sporterfolg seit 1985!
10.09.2023 | 21:21 Uhr
Die deutschen Basketballer haben sich sensationell zum ersten Mal den WM-Titel gesichert. Für Sky Reporter Alex Bonengel ist dieser Erfolg eines der größten in der deutschen Sportgeschichte - ein Kommentar.
Es ist schwierig, Worte zu finden. Nach dem USA-Spiel bin ich gefühlt um 30 Jahre gealtert, nach dem Finale sind noch mal mindestens 20 dazugekommen.
Seit langer Zeit bin ich aktiver Teil dieses Sports. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, einen WM-Titel des deutschen Basketballs zu erleben.
Schon seit ich denken kann, existiert Basketball hierzulande als Randsportart. Schrempf, Nowitzki, der sensationelle EM-Titel 1993, die Medaillen der Nowitzki-Ära: In der Rückschau bleibt das Gefühl kleiner Strohfeuer, die im Großen und Ganzen nachhaltig wenig geändert haben. "Weltmeister" dieser Gedanke war in diesen Zeiten stets Lichtjahre entfernt. Auch wenn wir immer mal wieder ein bisschen schnuppern durften und der ein oder andere ehemalige Nationalspieler möge es mit bitte verzeihen: Zu viel war abhängig vom langen Blonden. Das hatte uns die Weltspitze stets voraus: Die Last war immer auf mehrere Spitzenspieler verteilt.
Was in Manila geschehen ist, ist ein Basketball-Wunder. Nicht, weil Deutschland etwa über sich hinausgewachsen ist, nein. Ein Wunder deshalb, weil Deutschland, der Basketballzwerg, eine Mannschaft aufbieten konnte, die qualitativ einfach Weltklasse ist und völlig leistungsgerecht den Titel gewonnen hat.
Und ihnen wurde wahrlich nichts geschenkt: Australien und Slowenien in der Gruppenphase, USA im Halbfinale, am Ende Serbien - diese Mannschaft hat die internationale Top-Elite bezwungen, mit einer geradezu unglaublichen Coolness und Selbstverständlichkeit, was sich vor allem in den engen Phasen bewiesen hat.
Ich bleibe dabei: Für mich ist das die größte deutsche Sportgeschichte seit Boris Beckers erstem Wimbledon-Sieg 1985!
Ich bin mir ebenso sicher, dass wir mit dieser goldenen Generation um Schröder, Theis und die Wagner-Brüder noch viel Spaß haben werden.
Was jeder einzelne dieser Jungs und ihr Trainer Gordon Herbert für Basketball-Deutschland getan haben, ist unbezahlbar, auch abseits der Leistungsspitze: Es ist auch eine Goldmedaille für all die "Zocker" auf dem Freiplatz, Amateure, all die Ehrenamtlichen, die sich aus Leidenschaft zu diesem wunderbaren Sport aufopfern, Spiele pfeifen, Mitglieder rekrutieren und bei der Stange halten, die Jugendmannschaften durch die Gegend kutschieren und nach den Spielen die Hallen aufräumen. Auch wenn die Anzahl Menschen im Vergleich zum Fußball verschwindend gering erscheinen mag: Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Emotionalität dieser Randsportart eine besonders intensive ist. Vielleicht auch, weil einem in dieser kleinen Bubble die Helden deutlich näher erscheinen.
Und noch was: Diese Mannschaft hat gezeigt, welche Parameter bei einer Nationalmannschaft wichtig sind: Keiner nimmt sich über die Maßen wichtig, jeder ist bereit, sich jederzeit in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Einem Dennis Schröder war es letztendlich egal, wie viele Punkte er auf dem Konto hatte. Die Teamchemie war letztendlich der Schlüssel und die Basis dafür war der allseitige Respekt vor dem großen Ganzen.
Ich könnte noch etliche weitere Zeilen darüber schreiben, wie großartig diese Mannschaft ist, wie wichtig auch ein Bonga war, wie grandios ich die Auftritte von Andi Obst fand, was der gerade erst 22-jährige Franz Wagner abgerissen hat, die entscheidenden situativen Momente von Voigtmann oder Thiemann - es würde den Rahmen sprengen.
Nur so viel: Ein großer Empfang am Frankfurter Römer, nach der Rückkehr am Dienstag, wäre wohl das Mindeste an Anerkennung. Wird nicht passieren. Das bleibt wohl auf ewig dem Fußball vorbehalten.
Fest steht: In Manila sind Helden geboren worden! Nach EM-Bronze hat der DBB eindrucksvoll nachgelegt. Mehr geht in dieser Sportart nicht, um vielleicht diesmal den Sprung aus der Nische zu schaffen. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass es nicht nur bei einem weiteren Strohfeuer bleibt.
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