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NFL: Deutschland-Premiere in München - Sky Volontärin mit Erlebnisbericht

Was für eine Gaudi! Angestaute Football-Emotionen entladen sich

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Zahlreiche begeisterte Fans zeigten ihre Freude und Emotionen über das erste NFL-Spiel in München. Sky Volontärin Lea Meinhardt hat mit einigen Anhängern über die Football-Premiere gesprochen.

Sky Volontärin Lea Meinhardt war beim NFL-Spiel zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Seattle Seahawks in der Münchner Allianz Arena vor Ort. Ein Erlebnisbericht.

München war heiß auf die deutsche NFL-Premiere. Die Innenstadt war schon in den Tagen vor dem Spiel geflutet von Fans, die Insignien aller 32 Franchises prägten das Bild der bayerischen Landeshauptstadt. Der Strom, der sich am Sonntag in Richtung Stadion schiebt, trägt aber mehrheitlich Brady-Trikots. Ein niederländischer Pirat erzählt mir, dass er mit Kumpels seines Freizeit-Football-Teams angereist ist: Zweimal habe er ein London-Game besucht, aber die Stimmung hier sei "next level".

­­Mannheim, Göttingen, UK, USA: Die Menschen sind von überall hergekommen. Während der Halbzeitpause komme ich in der Getränkeschlange mit John aus Tampa ins Gespräch. Im Vergleich zwischen Spielen in den USA und dem ersten in Deutschland sei die Stimmung der größte Unterschied. "Ohne Zweifel! Das Stadion ist voll und die Menschen sind viel mehr am Spiel interessiert. In den Staaten ist es eher ein soziales Event." John ist außerdem überzeugt, dass das nicht Bradys letzte Saison sein werde: "Er ist ja jetzt geschieden."

NFL-Spiel in München: Gaudi mit ohrenbetäubender Lautstärke

Die einzigartige Stimmung zeigt sich etwa in einer Laola-Welle, die fünf, sechs, sieben Runden durchs Stadion schwappt - im ersten Viertel! Sportlich gibt es da gar nichts zu bejubeln, das tut aber nichts zur Sache. Man feiert sich selbst und das Event, auf das viele ja schließlich seit Jahren gewartet haben. Für Deutsche fand Football bislang im Privaten statt, zu Hause auf der Couch. Viele - ja die meisten der Zuschauer - haben Football noch nie so nah erlebt.

Da brechen auch angestaute Emotionen im kollektiven Taumel mit 67.000 Gleichgesinnten heraus. Eine Gaudi mit ohrenbetäubender Lautstärke. Es wird unermüdlich gepfiffen, gebuht und geschrien, um die gegnerische Offensive bei der Kommunikation zu stören. Und das, obwohl in der ausverkauften Arena weniger Personen Platz finden als beim Bundesligabetrieb - es gibt nämlich keine Stehplätze.

Die Stars, die man sonst nur auf Bildschirmen verfolgt, live und in Farbe zu erleben, das ist für viele schon die Erfüllung eines Traums - das Ergebnis ist nachrangig. Fans aller Teams tragen stolz ihre Trikots und Mützen zur Schau, das Spiel in München bringt stellvertretend für die ganze NFL das Lebensgefühl in den Münchner Norden. In Sport-Deutschland fristet der Sport trotz steigender Popularität weiter ein Nischendasein, doch nicht so hier und heute. Das mühsam angehäufte Wissen kann endlich dem Stadionnachbar ins Ohr geraunt werden.

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Bei Spielunterbrechungen wird getanzt und die Blöcke versuchen, sich mit Anfeuerungen zu übertrumpfen. "TAMPA - BAY" "SEA - HAWKS" tönt es. Irgendwann erklingt über die Lautsprecher "Take me home, country roads", das Stadion stimmt ein, Handylampen werden geschwenkt, ein Moment der kollektiven Ausgelassenheit. Da nähert sich das Geschehen auf dem Spielfeld gerade dem dramaturgischen Höhepunkt. Es ist kurz vor dem two-minute-warning, es steht 21 zu 16 für die Bucs: Jetzt gilt's. Ich hätte einen motivierenden Hip-Hop-Song erwartet, einen eindringlichen Gitarrenriff, aber kein ruhiges, friedliches Lied. Dem Publikum ist es egal. Es wird gefeiert.

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An vielen Stellen fällt auf, dass das erste NFL-Deutschland-Spiel keine Kopie der amerikanischen Ausgabe ist. Münchner in Lederhosen und Brady-Trikot, Glühwein und Riesenbrezn, Arena-Punsch und Backhendl-Wrap. Laola-Welle, noch dazu im ersten Viertel? In den USA undenkbar.

Tom Brady führt sein Team zum Sieg

Große Erwartungen ist der 45-jährige Tom Brady gewohnt - und er wurde ihnen gerecht. Er war der Mann des Spiels, fügte Deutschland seiner Liste internationaler Siege hinzu, nachdem er mit den New England Patriots bereits zweimal in London und Mexiko-Stadt gewonnen hatte. Julio Jones und Chris Godwin fingen jeweils einen Touchdown-Pass von Brady, der insgesamt 22 von 29 Pässen für 258 Yards an den Mann brachte. Runningback Leonard Fournette lief für einen weiteren Touchdown.

Im letzten Viertel warf Seattles Quarterback Geno Smith bei 3:21-Rückstand Touchdown-Pässe zu Tyler Lockett und Marquise Goodwin, sodass es 3:58 Minuten vor Schluss nur noch 21:16 für Tampa Bay stand. Das sollte dann aber auch der Endstand sein. Die Bucs verbesserten sich durch den Sieg auf eine Bilanz von fünf Siegen und fünf Niederlagen und beendeten die vier Spiele andauernde Siegesserie von Seattle.

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NFL-Wahnsinn in München! Es war ein aufregender Tag in der bayerischen Landeshauptstadt mit zahlreichen Fans. Am Ende setzen sich Superstar Tom Brady und die Tampa Bay Buccaneers deutlich gegen die Seattle Seahawks durch.

Ein Megaevent mit weltweiter Strahlkraft?

Zack, weg! Zwei Minuten hat es gedauert und alle Tickets für das erste NFL-Pflichtspiel in Deutschland waren ausverkauft. Fast 750.000 Menschen versuchten online ihr Glück - in die Allianz Arena gehen aber "nur" rund 75.000 Zuschauer - und für das Spiel selbst wurden sogar nur 67.000 Tickets freigegeben, eben wegen der fehlenden Stehplätze. Ich durfte eine davon sein: Mein Bruder hatte es geschafft, in der Ticket-Warteschlange durchzukommen, mein Geburtstagsgeschenk! Am 13. November war es dann so weit: Die Tampa Bay Buccaneers trafen in München auf die Seattle Seahawks. Ich habe Emotionen und Geschichten rund um den Gameday gesammelt. Dass es so "hyped" werden würde, habe ich nicht erwartet.

Fans klatschen mit Ryan Neal, Safety der Seattle Seahawks, ab
Image: Fans klatschen mit Ryan Neal, Safety der Seattle Seahawks, ab  © DPA pa

Das Event hat Aufmerksamkeit erzeugt. Der Sportstandort Deutschland konnte sich von seiner besten Seite zeigen. Und die NFL zieht noch mehr Profit aus dem europäischen Markt. Eine klassische Win-Win-Situation. Plus, vielleicht hat die beliebteste Sportart in den USA - in Übersee gefeiert von knapp 98 Millionen Anhängern - auch hierzulande den ein oder anderen Fan dazugewonnen. Vielleicht beschäftigen sich in Zukunft mehr Menschen mit dem schwer zu kontrollierenden Leder-Ei, dem komplizierten Regelwerk, den Zwei-Meter-Muskelpaketen, die da unten auf dem Rasen ihre Körper und Köpfe gegeneinander rammen, frei von jeglichem menschlichen Schutzreflex.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Für die eingefleischte deutsche NFL-Community ist der Sonntag der beste Tag der Woche, ob Spiele nun im eigenen Land stattfinden oder nicht. Eben jene gucken Woche um Woche Spiele, feiern jeden Touchdown des eigenen Teams, statt ausschließlich den Super Bowl im Februar zu zelebrieren. Unterm Strich steht: Die NFL-Premiere in Deutschland war ein reinster Erfolg und ich bin zuversichtlich, dass der Taumel anhält. Nächstes Jahr ist die NFL dann zu Gast in Frankfurt am Main.

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