Deutsche Biathletinnen chancenlos bei Röiseland-Triumph
12.02.2022 | 11:37 Uhr
Auf den Jubel über Denise Herrmanns Einzel-Gold folgt die große Enttäuschung: Die deutschen Biathletinnen fahren im Sprint ihr schlechtestes Olympia-Ergebnis ein.
Denise Herrmann stand ratlos im Zielraum und rang nach Erklärungen, Franziska Preuß weinte bittere Tränen und stellte völlig bedient sogar die Sinnfrage: Die deutschen Biathletinnen haben vier Tage nach Herrmanns sensationeller Einzel-Goldmedaille ein historisches Debakel erlebt, statt Euphorie herrscht nach dem schlechtesten Sprint-Ergebnis der Olympia-Geschichte Katerstimmung. Und schon im Verfolger am Sonntag (10.00 Uhr MEZ) droht die nächste Klatsche.
Olympiasiegerin Herrmann schoss in Zhangjiakou über 7,5 km zwei Strafrunden und musste sich mit Rang 22 begnügen, Vanessa Voigt war als 18. beste Deutsche - der Frust war immens. "Es fehlt die Lockerheit, es fehlt der Spaß", haderte Preuß nach Rang 30.
Vor allem in der Loipe ließen die deutschen Biathletinnen überraschend viele Sekunden liegen, der heftige Rückstand von 1:45,1 Minuten auf die überlegene Siegerin Marte Olsbu Röiseland stellte Herrmann vor ein großes Rätsel. "Rein physiologisch ist es nicht möglich, von einem Tag auf den anderen so viel Zeit zu verlieren", sagte die 33-Jährige: "Da müssen wir auf Ursachenforschung gehen."
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Im Einzel hatte Herrmann noch mit der drittbesten Laufzeit überzeugt, am Freitag waren 14 Konkurrentinnen schneller. Ähnlich erging es Preuß, die nach dem verkorksten Rennen mit zwei Fehlern im Stehendschießen untröstlich war.
"Mich nervt es einfach richtig, weil ich nicht die Biathletin sein kann, die ich sein möchte und eigentlich auch bin", sagte die Gesamtweltcup-Dritte der Vorsaison sichtlich enttäuscht in der ARD: "So sehe ich auch einfach keinen Sinn mehr, da noch weiterzumachen."
Preuß, die wegen einer Fußverletzung nach einem Treppensturz und einer Corona-Infektion eine zweimonatige Wettkampfpause hatte einlegen müssen, sei "einfach gerade viel zu verkopft in allem". Wie der Spaß wieder zurückkommt? "Das weiß ich aktuell auch noch nicht", rätselte die 27-Jährige: "Ich bin gerade schon relativ bedient."
Das zuvor schlechteste Sprint-Ergebnis bei Olympischen Winterspielen, bei denen die Biathletinnen seit 1992 um Medaillen kämpfen, hatten die Athletinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV) 2014 in Sotschi eingefahren. Damals war Evi Sachenbacher-Stehle als beste Deutsche Elfte geworden.
Unantastbar war die fehlerfreie norwegische Topfavoritin Röiseland, die nach dem Sieg mit der Mixed-Staffel schon ihre zweite Goldmedaille in Peking holte. Die elfmalige Weltmeisterin siegte vor der Schwedin Elvira Öberg (0 Strafrunden/+30,9 Sekunden) und der Italienerin Dorothea Wierer (0/+37,2).
Ins Jagdrennen gehen die Deutschen mit einer großen Hypothek. Voigt muss einen Rückstand von 54,2 Sekunden auf die Medaillenränge aufholen. Auch für Herrmann und Preuß sind die Podestchancen am Sonntag schon vor dem Startschuss auf ein Minimum gesunken, Vanessa Hinz schaffte es als 55. nach drei Strafrunden sogar nur ganz knapp in den Verfolger.
Herrmann, die über die kürzeste aller Renndistanzen schon drei Weltcupsiege gesammelt hatte, ärgerte sich über ein Malheur beim ersten Schuss des Liegendanschlags. "Aus Versehen ist der erste Schuss schon rausgekommen", sagte Wahl-Ruhpoldingerin: "Einfach den Abzug schon zu betätigen, obwohl man noch nicht auf der Scheibe ist, das kann passieren - aber es ist natürlich blöd, wenn es beim ersten Schuss und im Olympia-Rennen passiert."
Sport-Informations-Dienst (SID)
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