Glock: "Verstappen hat extrem dazugelernt"
25.05.2021 | 19:00 Uhr
Sky Experte Timo Glock beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Diesmal blickt er auf den Monaco-GP zurück und wirft seinen Fokus dabei auf den WM-Kampf & das Drama um Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Außerdem wagt er eine erste Prognose für den anstehenden Grand Prix in Aserbaidschan.
Den Formel-1-Fans und -Zuschauern hätte nichts Besseres passieren können, als dass Max Verstappen den Monaco-GP gewinnt und bei Mercedes eben ausnahmsweise nicht alles rund läuft. Es hat sich gezeigt, dass auch das Weltmeister-Team kleine Fehler machen kann, die aber große Auswirkungen haben können. Für die Spannung im WM-Kampf konnte es nicht besser laufen.
Verstappen hatte am Wochenende einen super Speed und hat keine Fehler gemacht. Über die freien Trainings gesehen hatte er mit dem Verkehr sogar etwas Pech und selten eine freie Runde. Im Qualifying ist ihm dann auch noch die Pole Position "geklaut" worden. Er hat sich aber davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Hinblick darauf hat er extrem stark dazugelernt und er geht die Dinge jetzt deutlich ruhiger und kontrollierter an. Er hat absolut verdient gewonnen.
Jetzt kommt es darauf an, wie Mercedes seine Lehren aus diesem Wochenende ziehen wird. Wir wissen aber, dass Mercedes schon immer ein Auto baut, dass auf 90 Prozent der Rennstrecken funktioniert. Es gibt aber auch seltene Strecken wie in Monaco, auf denen Mercedes nicht ganz so gut aussieht, weil der längere Radstand auf solchen Kursen von Nachteil ist. Das hat man vor allem bei Lewis Hamilton am Wochenende gemerkt.
Aber auch im Fall Valtteri Bottas wird das Team in die Analyse gehen, so wie man das bereits in der Vergangenheit gemacht hat und gestärkt zurückkommen. Fakt ist aber auch: Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist ein Unterschied da. Während Mercedes zuletzt immer ein großes Polster auf die Konkurrenz hatte, sind nun Red Bull und Max Verstappen absolut auf Augenhöhe. Das verspricht große Spannung für die kommenden Rennen.
Ein weiterer Schwerpunkt in Monaco war natürlich das Drama um Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Das war sehr extrem und intensiv, als er auf dem Weg in die Startaufstellung ein Problem mit seinem Auto gemeldet hat. Ferrari ging ja sogar soweit zu sagen, dass dieses keinen Zusammenhang mit dem Unfall im Qualifying hatte. Das ist irgendwo schwer nachzuvollziehen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Einschlag in die Mauer mit der rechten Seite des Autos auch bis auf die linke Seite des Wagens durchging und so die Antriebswelle eine mitbekommen hat.
Aber hätte, wäre, wenn - so war es nun mal. Es ist extrem schade, weil direkt am Anfang des Wochenendes zu sehen war, dass Ferrari sehr stark unterwegs ist. Das Auto lag sehr gut. Und es kommt nicht von ungefähr, dass sich Sainz am Donnerstag ins Auto setzt und direkt die Bestzeit fährt. Ihn galt es im 1. Freien Training zu schlagen. Im 2. Freien Training war es dann Leclerc, nachdem er am Vormittag noch Getriebeprobleme hatte. Auch da hat man gesehen, wie gut der Ferrari ging.
Das Gleiche kann man auch zu Sebastian Vettel sagen. Er hat bei uns am Mikrofon gesagt, dass wenn man sich ins Auto reinsetzt und direkt ein gutes Gefühl hat, ist es viel, viel einfacher in ein Wochenende zu starten. Das war bei ihm der Fall und deswegen hat er auch ein so gutes Rennen absolvieren können - mit einem starken 5. Platz. Auch seine Qualifikation war sehr stark, weshalb dies ein durchweg positives Wochenende für ihn war - auch zur richtigen Zeit. Ich hoffe, dass das ihm und dem Team jetzt einen Aufschwung gibt und wir von ihm noch mehr in Baku sehen können.
Für unseren zweiten deutschen Fahrer lief es leider nicht ganz so gut. Es war natürlich schade, dass Mick Schumacher im 3. Freien Training seinen zweiten Crash hatte und so das Auto nicht mehr fürs Qualifying fertig wurde. Das gehört aber dazu bei einem Rookie, wenn man nach Monaco kommt - und das auch noch mit einem Auto, das wirklich schwierig zu fahren und teilweise unberechenbar ist. Vor seinem Crash war er mit guten Zeiten unterwegs, was im Hinblick auf die Quali interessant gewesen wäre. Aber soweit kam es letztlich nicht. Er muss jetzt daraus lernen. Er hatte ein fehlerfreies Rennen, weshalb man die beiden Unfälle nicht überwerten sollte. In zwei Wochen in Baku hat er die nächste Möglichkeit, sich zu beweisen.
Mit Blick auf den GP von Aserbaidschan bin ich auch sehr gespannt, ob Red Bull die Performance aufrechthalten kann. Es ist zwar auch ein Stadtkurs allerdings von der Charakteristik völlig anders als Monaco. Dort gibt es nicht so viele extrem enge Kurven, sondern mehr 90-Grad-Kurven. Deshalb wird Mercedes in Baku auch nicht mehr einen so großen Nachteil haben, was den größeren Radstand angeht. Mercedes wird mit Red Bull auf Augenhöhe sein.
Zudem gibt es dort auch die extrem lange Gerade, was für Ferrari ein Nachteil sein wird. Beim Top-Speed und der Motorleistung hinkt die Scuderia zurück. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass wir Ferrari dort nicht als dritte Kraft sehen werden. McLaren in Person von Lando Norris traue ich diese Rolle dort eher zu.