Track Limits kosten Verstappen den Sieg - fair oder zu engstirnig?
30.03.2021 | 13:33 Uhr
Das erste Saison-Rennen 2021 in Bahrain ist Geschichte. Lewis Hamilton setzt sich knapp vor Max Verstappen durch. Am Ende eines hektischen Grand Prix sorgt aber eine spezielle Szene in Runde 53 für Gesprächsstoff.
Noch vier Runden sind zu fahren, Lewis Hamilton liegt knapp vor Max Verstappen in Führung, der sich jedoch Kilometer für Kilometer näher an den Mercedes-Piloten heranschiebt. In Kurve vier ist es dann soweit. Verstappen geht außen an Hamilton vorbei, verlässt beim Überholmanöver allerdings die Strecke.
Die Folge: Die Rennleitung schaltet sich ein, gibt die Anweisung, dass der Niederländer Hamilton wieder vorbeilassen muss, da er die Track Limits an dieser Stelle nicht eingehalten habe. Red Bull kommt dieser Anweisung nach. Hamilton geht wieder vorbei und gewinnt letztendlich wenige Minuten später den Großen Preis von Bahrain.
Doch auch danach beschäftigt die Regelauslegung der Rennleitung um Michael Masi alle Beteiligten. Der Grund: Auch Hamilton verließ im Verlauf des Rennens häufiger an dieser Stelle die Strecke, allerdings - anders als im Fall Verstappen - ohne dabei direkt einen Überholvorgang umzusetzen. Dies sei laut Regelwerk jedoch der Knackpunkt.
Dennoch entflammte nach dem Rennen eine Diskussion, ob diese Entscheidung bzw. Regelauslegung fair ist oder doch zu engstirnig getroffen wurde.
Selbst Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der dadurch profitiert hatte, zeigte sich am Sky Mikrofon leicht irritiert.
"Die Regeln wurden gefreestylt. Plötzlich musste man die Track Limits einhalten. Und das hat Verstappen letztendlich den Sieg gekostet. Ich denke, dass das der entscheidende Punkt war. Mir wurde erklärt, dass wenn man einen Vorteil durch das Verlassen der Strecke erhält, ist dieser Vorgang nicht erlaubt. Am Ende braucht es einfach konsistente Regeln. Schlussendlich müssen die Fahrer wissen, was sie dürfen und was nicht."
Auch sein Pendant bei Red Bull, Christian Horner, schlug bei Sky in die gleiche Kerbe: "Ja, das ist ein Nachteil für uns. Es ist nicht gut, wenn die Regeln mittendrin geändert werden. Wir müssen da vorsichtiger sein mit solchen Dingen. Es darf natürlich keine Inkonsistenzen geben. Man kann nicht sagen, dass es im Rennen okay ist, aber dass man dort nicht überholen darf. Es sollte schwarz oder weiß sein - und nicht grau."
Für Sky Experte Ralf Schumacher war die Entscheidung der Rennleitung zu hart. "Ich finde Max hat das fair gemacht und die Lücke zugemacht. Es war kein schlimmes Überholmanöver. Aber es ist halt so. Beide hätten es heute verdient. Man kann natürlich auch argumentieren: Wo soll Max denn hinfahren? Er musste ja schon wegbleiben, um Lewis die Luft zu geben. Ich finde es ein bisschen engstirnig. Da hätte man auch mal 5 gerade sein lassen können."
Es hätte aus Red Bull-Sicht auch die Möglichkeit gegeben, die Anweisungen zu ignorieren und eine Zeitstrafe nach dem Rennen zu kassieren. Gut möglich, dass Verstappen diese in den letzten verbleibenden Runden hätte noch herausfahren können, um danach auch noch auf Platz eins zu stehen, doch das Risiko war aus Sicht von Sky Experte Timo Glock zu hoch.
"Man hätte auch eine größere Zeitstrafe - beispielsweise 20 Sekunden - kassieren können. Die clevere Variante ist, in diesem Moment auf den Rennleiter zu hören und die Anweisung umzusetzen."
So hat es am Ende mal wieder für Rekordweltmeister Hamilton zum Sieg gereicht. Doch der Saisonauftakt in Bahrain hat gezeigt, dass alle Motorsport-Fans sich in dieser Saison auf einen engen Fight zwischen Mercedes und Red Bull und im Speziellen zwischen Hamilton und Verstappen freuen dürfen.
Fortsetzung folgt am 18. April in Imola (LIVE auf Sky Sport F1) ...