Nach Debakel in 2016: Hamilton will in Baku glänzen
Vor dem Aserbaidschan Grand Prix
24.06.2017 | 09:22 Uhr
Lewis Hamilton hat nach dem Sieg in Montreal wieder Oberwasser im WM-Kampf. Am Sonntag steigt das Rennen in Baku. Mit dem Stadtkurs in Aserbaidschans Hauptstadt hat der Mercedes-Star allerdings noch eine Rechnung offen. Hier blamierte er sich 2016 bis auf die Knochen.
Nach dem "Spaziergang" von Montreal ist Lewis Hamilton wieder mittendrin im Titelkampf. Die Pole-Marke von Idol Ayrton Senna ist egalisiert, der Rückstand auf Ferrari-Star Sebastian Vettel beträgt nur noch zwölf Punkte.
Die Voraussetzungen vor dem achten WM-Lauf in Aserbaidschan (Sonntag ab 14 Uhr live auf Sky) könnten für den Mercedes-Piloten also kaum besser sein - wären da nicht Hamiltons böse Erinnerungen an das Vorjahr.
Hamilton schwänzt die Vorbereitung - und landet in der Mauer
Die Premiere der schnellsten Stadtrundfahrt der Welt geriet für den nicht gerade an mangelndem Selbstbewusstsein leidenden Briten zu einer Lehrstunde in puncto Demut und Professionalität.
Vor dem ersten Training hatte Hamilton getönt, der Hochgeschwindigkeitskurs mit Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 360 km/h sei "ziemlich leicht". Auf eine Begehung der unbekannten Strecke verzichtete er deswegen, ebenso wie auf eine ausgiebige Vorbereitung im Simulator.
Die Quittung folgte im Qualifying, als Hamilton seinen Mercedes in die Mauer setzte. Von Startplatz zehn ging es nur bis auf Rang fünf nach vorne, auch weil Hamilton mit der Einstellung seines Boliden im Rennen überfordert war und verzweifelte Hilferufe an die Box funkte. "Lewis erlebt Radio Gaga live", spottete die Tageszeitung The Sun treffend. Kurzum: Baku 2016 war für Hamilton ein vermeidbares Desaster.
Dieses Mal gibt sich der Brite demütig
Entsprechend geerdet gab sich der dreifache Weltmeister vor seinem zweiten Auftritt am Kaspischen Meer. "Baku ist eine ganz andere Strecke als Montreal, sie erinnert an Russland. Das Wochenende wird eine Herausforderung", sagte Hamilton.
Damit beginnen die Probleme des 32-Jährigen, denn Ende April in Sotschi bekam der 56-malige Grand-Prix-Sieger seine Reifen nicht ins richtige Fenster, Platz vier war eine Enttäuschung. Noch schlechter lief es in Monaco, als aus demselben Grund am Ende Rang sieben stand.
Wie weit ist Mercedes mit dem Reifenproblem?
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erklärte den 2017er Silberpfeil danach zur "Diva" und verordnete der Mannschaft in der Fabrik in Brackley Sonderschichten. Der Lohn folgte in Kanada mit dem ersten Silberpfeil-Doppelsieg der Saison durch Hamilton und Valtteri Bottas (Finnland).
Nach der Triumphfahrt von Montreal, die Hamilton im Siegesrausch als "walk in the park" zusammenfasste, möchte bei den Silberpfeilen aber niemand vom Durchbruch sprechen. "Ich würde nicht sagen, dass das Problem jetzt gelöst ist. Wir haben das Auto aber auf jeden Fall besser verstanden", sagte Wolff.
Diese Einschätzung teilt auch Sky Experte Marc Surer im exklusiven Interview. Er glaubt, dass die Reifenproblematik bei den Silberpfeilen noch nicht gelöst ist.
Vettel in Baku unter Zugzwang
Damit wäre alles angerichtet für das nächste Duell mit Ferrari-Star Vettel, der sich nach Platz vier von Kanada wie gewohnt ins Private zurückzog. Für den Heppenheimer sprach bislang, dass er in allen Saisonrennen mit seiner "Gina" um die Spitze mitfuhr und sogar dreimal gewann.
Deswegen blickt auch Hamilton intensiv auf die Scuderia: "Sie waren bislang enorm konstant. Kanada ist das einzige Wochenende in diesem Jahr, an dem sie nicht das Optimum herausgeholt haben."
Für Mercedes werde es dagegen weiter "gute und schlechte Wochenenden" geben, prophezeite der Silberpfeil-Star. Um die bösen Geister aus dem letzten Jahr endgültig zu verscheuchen, wird Hamilton noch mehr denn je in Baku auf ein gutes hoffen. (sid)