Formel 1: Die Chancen auf einen Ferrari-Sieg von Leclerc in Monza stehen gut

Fast alles spricht für einen Ferrari-Heimsieg - ein Aber bleibt

Von Peer Kuni

Sky Experte Timo Glock spricht über die Kräfteverhältnisse zwischen Ferrari & Red Bull.

Nach zuletzt vielen Rückschlägen für Ferrari stehen ausgerechnet beim Heimspiel in Monza die Chancen auf einen Sieg sehr gut. Doch eine Erkenntnis aus den Freien Trainingseinheiten am Freitag spricht dagegen.

Ferrari hatte sowohl in FP1 als auch in FP2 alles im Griff.

Charles Leclerc und Carlos Sainz setzten jeweils einmal die Bestzeit und sorgten somit für eine positive Grundeuphorie bei den Tifosi. Nach zuletzt vielen enttäuschenden Ergebnissen sowie einer Durststrecke von vier Rennen in Folge ohne eigenen Sieg hat die Scuderia beste Karten, beim Heimspiel auf dem Autodromo Nationale di Monza zurückzuschlagen.

Denn Leclerc ist der große Favorit auf die Pole Position im Qualifying (am Samstag, ab 16 Uhr LIVE & EXKLUSIV bei Sky Sport F1) und das könnte ein erheblicher Vorteil sein, denn: In 15 der vergangenen 22 Rennen in Monza startete der spätere Sieger von Platz eins aus ins Rennen. Aber was spricht noch für einen Erfolg des Monegassen im Temple of Speed?

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Verstappen mit Gridstrafe

Allen voran ist da die Strafe für Max Verstappen zu nennen. Aufgrund einer Motorenstrafe geht es für den Weltmeister fünf Plätze in der Startaufstellung nach hinten. Das heißt: Sollte der Red-Bull-Superstar selbst im Qualifying die schnellste Runde drehen, würde er nur von Startposition sechs aus ins Rennen gehen.

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Auch bei Verstappens Teamkollegen Sergio Perez hat Red Bull den Motor getauscht. Für den 32-Jährigen geht es sogar zehn Plätze nach hinten. Damit sind auch die strategischen Möglichkeiten während des Grand Prix für die Österreicher limitiert. Somit kann Leclerc, der in der WM-Wertung punktgleich mit Perez auf Rang zwei liegt, dem Mexikaner etwas davonziehen.

Ein Erfolgserlebnis für Leclerc, der zu Saisonbeginn die WM-Wertung anführte und Verstappen einen engen Titelkampf liefern wollte, wäre Balsam auf die Seele des Monza-Siegers von 2019. Denn nach seinen Erfolgen in Bahrain, Australien und Österreich fuhr Leclerc in den vergangenen vier Rennen nur in Zandvoort als Dritter auf das Podium - während Verstappen alle vier Grands Prix gewann.

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Russell als einziger Gegner

Neben Verstappen und Perez bekommen auch Sainz und Lewis Hamilton Gridstrafen und müssen von ganz hinten starten. Somit muss sich Leclerc weder mit seinem Ferrari-Teamkollegen noch mit dem Rekordweltmeister um die Pole streiten. Der einzige ernstzunehmende Rivale, der keine Strafe für die Startaufstellung bekommt, ist somit George Russell im zweiten Mercedes. Russell schnappte sich in dieser Saison überraschend in Ungarn die Pole.

Allerdings stehen die Voraussetzungen für die Silberpfeile in Monza schlecht. "Wir wussten, dass Monza schwierig für uns wird. Wir waren in FP1 noch gut dabei, haben dann aber die Balance vom Auto verloren. Wir hatten totales Überhitzen bei den Hinterreifen und einfach keine Performance. Wir haben das Auto ein bisschen in die falsche Richtung entwickelt", erklärte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky.

Fehlten Russell in FP1 nur knapp drei Zehntel auf Leclerc, lag er in FP2 bereits über sieben Zehntel hinter Sainz. "Wir sind einfach von unserem Fahrzeugkonzept zu weit weg und nicht effizient. Verstappen ist einfach in einer eigenen Liga und Ferrari ist auch besser. Da passt unser Auto einfach nicht hin", analysierte Wolff.

Mercedes-Boss Toto Wolff spricht am Sky Mikro über die Probleme & Strafen bei seinen Fahrern und zudem äußert er sich zum Theme Reservefahrer - Stichwort: Daniel Ricciardo.

Windschattenspiele im Qualifying

Mercedes wird in Q3 auf Teamwork setzen und so versuchen, die optimale Rundenzeit herauszufahren. "Lewis wird George im Qualifying helfen. Die Frage ist aber: Wie viel machen wir bei so einem Windschattenspiel? Entweder, dass er nur auf der langen Geraden vor ihm fährt oder dass er ihm auf der ganzen Runde den Windschatten gibt. Es ist noch nicht ganz klar, was da das Beste ist", so Wolff.

Auf der Highspeed-Strecke in Monza kann der Windschatten auf eine Runde gesehen so einige Zehntelsekunden bedeuten. Daher hofft sicherlich auch Leclerc darauf, dass Ferrari ebenfalls diesen Trick benutzt und Sainz in Q3 direkt vor ihm fahren lassen wird. Doch Mercedes dürfte wie auch Alpine und McLaren vom Speed her auf eine Runde gesehen sowieso zu weit weg von der Scuderia sein. Vor allem Fernando Alonso und Lando Norris hinterließen aber zumindest bei ihren Longruns einen guten Eindruck.

Dennoch sollte Ferrari auch auf die Distanz gesehen mit Leclerc vor diesen Kontrahenten bleiben. Allerdings ist da ja auch noch Verstappen. Der 24-Jährige hatte bereits in Budapest und Spa-Francorchamps gezeigt, dass er auch von weiter hinten in der Startaufstellung noch gewinnen kann.

Verstappen mit starkem Longrun

"Auf eine Runde gesehen ist Ferrari auf Augenhöhe mit Verstappen. Aber die Longrun-Pace von Verstappen war mal wieder beeindruckend. Man muss natürlich abwarten, wofür er sich dann auch mit der Startplatzstrafe letztendlich qualifiziert, aber das sieht doch schon wieder sehr gut aus", sagte Sky Experte Timo Glock nach den Trainingssessions am Freitag.

Verstappen war durchschnittlich über eine halbe Sekunde im Longrun schneller unterwegs als der Rest. Insbesondere auf den langen Geraden ist der Red Bull deutlich besser als der Ferrari und kann sich somit selbst beim Setup weniger Flügel erlauben, um auch in den Kurven mehr Grip zu haben. Der Weltmeister sollte sich somit relativ schnell durch das Feld kämpfen und zu Leclerc aufschließen können.

"Wir haben uns auf Anraten unseres Motorenpartners für diese Strafe entschieden, und fünf Plätze hier sind nicht zu drakonisch, also haben wir diesen zusätzlichen Motor in unseren Pool für die verbleibenden sieben Rennen aufgenommen. Wir dachten einfach, dass es strategisch das Richtige ist, das zu tun", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Verstappen kann somit im Rennen von Monza trotz der Rückversetzung noch die von Leclerc herbeigesehene große Ferrari-Party verderben.

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