Der WM-Kampf in der Formel 1 war schon lange nicht mehr so spannend wie in diesem Jahr. Max Verstappen und Lewis Hamilton liefern sich harte Duelle und faszinieren so die Fans. Doch auch dahinter ist ein heißer Fight um Platz drei in der Konstrukteurs-WM zwischen McLaren und Ferrari entbrannt.
Der Große Preis von Frankreich in Le Castellet am vergangenen Wochenende hat nicht nur im Kampf um die Spitze der WM-Wertung für Spannung und Gesprächsstoff gesorgt. Auch im Verfolgerfeld lieferte das Rennen in Südfrankreich mal wieder neue Erkenntnisse, die besonders dem McLaren Racing Team für die kommenden Tage ein breites Grinsen auf das Gesicht zaubern werden.
Seidl lobt Fahrer für "super Job"
Mit den Plätzen 5 und 6 seiner beiden Piloten Lando Norris und Daniel Ricciardo übernahm der Rennstall aus Großbritannien den dritten Rang in der Konstrukteurs-Wertung - ein Umstand, den am Samstag nach dem Qualifying nicht viele erwartet hätten. Von P8 (Norris) und P10 (Ricciardo) aus gingen die beiden McLaren-Piloten ins Rennen und überzeugten dort auf ganzer Linie.
"Es war ein super Rennen. Wieder mal ein super Sonntag, nach einem enttäuschenden Samstag im Qualifying. Es war super zu sehen, dass wir ein starkes Renn-Auto haben. Die Fahrer haben einen super Job gemacht, genau wie das Team. Ich bin mehr als zufrieden", zeigte sich Teamchef Andreas Seidl nach dem Rennen am Sky Mikrofon hochzufrieden mit der Performance aller Beteiligten.
Norris als einziger Fahrer immer in den Punkten
Besonders die Leistung von Norris war zum wiederholten Male in dieser Saison herausragend. Der britische Youngster ist der einzige Pilot im gesamten Formel-1-Fahrerfeld, der es in dieser Saison bislang in jedem Rennen in die Punkte geschafft hat. Selbst die beiden WM-Dominatoren Max Verstappen und Lewis Hamilton (beide in Baku außerhalb der Punkte) können in dieser Statistik nicht mit dem 21-Jährigen mithalten. Dennoch war Norris selbst am Ende des Rennens über die gute Platzierung überrascht:
"Natürlich bin ich sehr glücklich. Ich habe heute nicht wirklich mit P5 gerechnet, selbst wenn wir ein perfektes Rennen hatten. Ich hätte einfach nicht gedacht, dass wir die Pace haben würden, die wir hatten. Es war schwierig mit dem Reifenmanagement, aber viel besser als wir gehofft hatten. Ein gutes Ergebnis für uns als Team, eines der besten in dieser Saison."
McLaren steigert sich von Saison zu Saison - Ricciardo endgültig angekommen?
Damit schraubt McLaren seine Punktausbeute nach den ersten sieben Rennen auf stolze 110 Punkte nach oben. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag McLaren zum gleichen Zeitpunkt der Saison bei 68 Zählern, vor zwei Jahren bei gerade einmal 30. Die Entwicklung des Teams geht damit stetig weiter.
So auch bei Ricciardo, der vor dieser Saison zu McLaren Racing gewechselt ist. Bei den ersten Grands Prix in diesem Jahr tat sich der Australier mit dem neuen Boliden und damit auf ungewohntem Terrain etwas schwer. Doch in Le Castellet absolvierte der 31-Jährige sein bislang bestes Rennen, fuhr von P10 auf P6 vor und holte sich damit ein Extra-Lob von Teamchef Seidl am Sky Mikrofon ab.
"Ich denke, dass es ein Durchbruch für ihn war. Es war super, dass er nach zwei schwierigen Rennen am Samstag das Q3 erreicht hat. Auch im Rennen hat er einen super Job gemacht."
Dieser führte dazu, dass McLaren "wichtige Punkte für die Meisterschaft" eingefahren hat. "Für uns war auch super, dass Ferrari keine Punkte erzielen konnte", ergänzte Seidl und blickt damit auf ein rundum erfolgreiches Wochenende.
Ferrari mit starkem Qualifying - und desaströsem Rennen
Von einem solchen war der bereits erwähnte Rivale Ferrari meilenweit entfernt. Nach zwei starken Auftritten in Monaco (Platz zwei für Carlos Sainz) und Baku (Platz vier für Charles Leclerc) inklusive zweier Pole Positions erlebte die Scuderia nach einem starken Qualifying am Samstag in Le Castellet einen Sonntag zum Vergessen.
Von P5 (Sainz) und P7 (Leclerc) aus starteten die beiden Ferrari-Piloten in eigentlich aussichtsreichen Positionen. Doch im Rennen kämpften die beiden mit chronischen Reifenproblemen und wurden am Ende auf die Ränge elf und 16 zurückgereicht. Damit blieb Ferrari in dieser Saison erstmals punktlos und verlor damit auch den dritten Platz in der Konstrukteurs-Wertung an McLaren.
"Es ist ganz klar, ganz offensichtlich, dass wir etwas falsch gemacht haben müssen, um so weit von der Pace entfernt zu sein", gab Sainz gegenüber Sky F1 zu. Leclerc ergänzte: "Es war eines der schwierigsten Rennen in meiner Zeit in der Formel 1."
Ferrari kämpft mit Reifenverschleiß
Das Problem für Ferrari war jedoch nicht die Pace über eine Runde, wie das Qualifying und der Beginn der Stints am Sonntag gezeigt haben. Während aber andere Fahrer in der Lage waren, die Geschwindigkeit auf alten Reifen zu halten oder gar zu erhöhen, hatten Sainz und Leclerc massiv mit dem Abbau zu kämpfen und konnten mit ihren Rivalen im Mittelfeld nicht mithalten.
"Autos, die gestern drei Zehntel langsamer waren als wir, wie die beiden McLaren, waren heute, gegen Ende des Rennens, zwei Sekunden schneller pro Runde", sagte Sainz. "Es ist also klar, dass wir mit den Reifen ein Limit haben. Das ist etwas, das wir analysieren und im Laufe der Saison besser machen müssen."
Binotto hofft auf Lerneffekt
Die nächste Gelegenheit dazu hat Ferrari beim Doppel-Header in Österreich (LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1). Doch bis dahin ist für die Scuderia erstmal Aufarbeitung angesagt, wie Teamchef Mattia Binotto erklärt: "Es ist schwer zu akzeptieren, aber wir werden daraus lernen und sind entschlossen, nach vorne zu schauen. Die Erfahrung eines solchen Rennens kann dich zu einem stärkeren Team machen."
Beim GP der Steiermark werden wir sehen, ob dies bei Ferrari bereits so schneller der Fall ist ...