Nach zwei Jahren Pausen aufgrund der Corona-Pandemie fährt die Formel 1 wieder in Australien. Die ersten beiden Trainingseinheiten haben gezeigt, dass Ferrari und Red Bull auch im Albert Park den Sieg unter sich ausmachen. Mercedes hingegen ist von Fortschritten weit entfernt.
Während Carlos Sainz das 1. Freie Training dominierte, setzte sich Teamkollege Charles Leclerc im 2. Freien Training gegenüber der Konkurrenz durch. Erster Verfolger war in beiden Einheiten jeweils Red Bull. "Es ist die Realität auch in Melbourne, das wir mit Ferrari und Red Bull nur zwei Topteams haben", machte Sky F1-Experte Timo Glock deutlich, wohin die Reise auch in Down Under geht.
Der Zweikampf zwischen Ferrari und Red Bull hat bereits an ersten beiden Rennwochenenden in Bahrain und Saudi-Arabien geprägt. Dieser Trend setzt sich nun wohl auch in Australien fort. Ein drittes Team kann derzeit nicht in den Kampf um Siege eingreifen. Ferrari und Red Bull sind der Konkurrenz deutlich voraus.
Interessant allerdings, dass Ferrari und Red Bull in Melbourne ganz andere Philosophien verfolgen. "Wie auch in Saudi-Arabien setzen die beiden Topteams auf unterschiedliche Abstimmungen. Ferrari setzt auf viel Downforce und Red Bull vor allem auf Höchstgeschwindigkeit", erklärte Sky F1-Datenanalyst Leo Lackner.
Ferrari-Probleme in Sektor zwei
Die Problemzone von Ferrari im Albert Park ist der zweite Sektor, wo es nach dem Umbau der Strecke und dem Wegfall der Schikane einen deutlich höheren Vollgas-Anteil gibt. "Die Daten zeigen, dass Ferrari vom Topspeed her am langsamsten von allen Teams auf der Geraden ist. Red Bull dominiert dort von der Höchstgeschwindigkeit her", so Lackner.
Über zwei Zehntel verlieren Leclerc und Sainz im zweiten Sektor auf Red Bull. Umso beeindruckender, wie viel Zeit die Scuderia in den anderen beiden Sektoren gutmacht. Max Verstappen und Sergio Perez müssen sich strecken, um nicht zu viel Zeit in den Kurven zu verlieren und somit auf eine Runde gesehen konkurrenzfähig zu sein. Von den ersten Eindrücken her, ist Ferrari für das Qualifying der Favorit.
Schwierigkeiten hatten am Freitag allerdings fast alle Fahrer mit der Strecke. "Anders als in Bahrain und Saudi-Arabien haben wir in Australien das übliche Problem, das wir wenig Grip haben. Wir haben entsprechend viele Rutscher und kleine Fehler gesehen, die Fahrer verzweifeln ein bisschen daran, Reifentemperatur zu finden", sagte Sky F1-Experte Ralf Schumacher.
Mercedes muss nach hinten blicken
Besonders auffällig: Mercedes, sowohl in Sakhir als auch in Jeddah noch dritte Kraft, fuhr der Musik weit hinterher. Anders als vermutet, kamen die Silberpfeile ohne Updates nach Melbourne. Lewis Hamilton und George Russell hatten offensichtlich so ihre Probleme mit dem Mercedes und verpassten in FP2 beide die Top Ten.
"Mercedes wird so schnell nicht mehr zu einem Topteam in dieser Saison. Sie kämpfen eher, um überhaupt in Q3 zu kommen. Russell scheint nach den ersten Trainingseindrücken etwas besser im Albert Park klarzukommen als Hamilton", meinte Ralf Schumacher. Der Konstrukteurs-Weltmeister muss eher nach hinten als nach vorne schauen.
Denn neben Alpine war etwas überraschend auch McLaren am Freitag schneller. "Alle Mercedes-Teams tun sich weiter schwer. McLaren ist 'best of the rest' unter den Mercedes-Teams sozusagen", bewertete Glock die Ergebnisse und Eindrücke vom Freitag. Besonders die australischen Fans dürfte das freuen, denn ihr Landsmann Daniel Ricciardo hat noch keinen WM-Zähler auf dem Konto.
Schumacher mit Luft nach oben
Dass sich aus Mercedes-Sicht schnell etwas an der aktuellen F1-Hierarchie ändern wird, glaubt Ralf Schumacher nicht: "Das dauert noch länger, bis bei Mercedes entscheidende Verbesserungen kommen werden. Ein Problem ist der Motor an sich, der Verbrennungsmotor. Vielleicht hat man da nicht den richtigen Sprit entwickelt, da scheint viel Leistung zu fehlen, bis zu einer halben Sekunde. Das Update am Auto, was kommen muss, muss riesig sein. Und das Problem dabei: Man kann ja nicht testen. Daher wird es sich ziehen."
Bis dahin müssen Hamilton und Russell mit dem derzeitigen Material klarkommen. Statt Ferrari und Red Bull werden die direkten Gegner in Australien erneut eher Valtteri Bottas und Alfa Romeo oder Pierre Gasly und AlphaTauri heißen. Auch Haas erlebte nach den zuletzt starken Leistungen von Kevin Magnussen keinen guten Start in Melbourne.
Sowohl Magnussen als auch Mick Schumacher, der noch nie zuvor im Albert Park ein Rennen gefahren ist, fanden sich weit hinten in der Zeitenliste wieder und drehten als Team dabei nach Aston Martin die wenigsten Runden. Schumacher fehlten in den Trainingseinheiten acht Zehntel bzw. 1,2 Sekunden auf den Teamkollegen. Nach einem Crash in Jeddah tastete sich der 23-Jährige noch an Auto und Strecke heran, bei ihm ist noch viel Luft nach oben.
Vettel-Comeback geht in die Hose
Ein Horror-Comeback erlebte Sebastian Vettel, der nach seiner überstandenen Corona-Infektion sein Saisondebüt in Down Under gibt. Der viermalige Weltmeister war im 1. Freien Training zunächst auch gut unterwegs und lag lange Zeit unter den besten Zehn, dann allerdings gab sein Aston Martin rund 15 Minuten vor Ende der Session den Geist auf. Vettel rollte auf der Strecke aus.
"Das sollte kein größeres Problem werden. Es ist etwas kaputt gegangen, aber der Motor sollte immerhin in Ordnung sein. Das ist das Wichtigste", gab der 34-Jährige erste Entwarnung am Sky Mikrofon. Ein Motorenwechsel würde eine Start-Platz-Strafe von zehn Plätzen bedeuten, bei dem aktuellen Leistungsniveau von Aston Martin würde das in der Startaufstellung wohl den letzten Rang bedeuten.
In FP2 der Heppenheimer aufgrund der technischen Probleme in FP1 zuschauen und konnte keine einzige Runde drehen. Ein großer Nachteil für Vettel mit Blick auf Qualifying und Rennen, der jede Runde braucht, um wieder Gefühl und Rhythmus für das Auto zu bekommen.
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