Neigt sich die Karriere des Kult-Racers Kimi Räikkönen dem Ende? Sein Crash mit Sebastian Vettel in der vorletzten Runde in Spielberg befeuert diese Annahme.
Ohne Kimi Räikkönen würde der Formel 1 definitiv etwas fehlen. Der Finne ist im Laufe seiner Karriere zu einer echten Kult-Figur des Motorsports geworden. Doch die letzten Jahre verliefen weniger erfolgreich. Und nach seiner Kollision am vergangenen Rennwochenende mit Sebastian Vettel stellt sich die Frage: Ist die Zeit des 41-Jährigen in der Formel 1 endgültig abgelaufen?
Iceman nur noch im Niemandsland des Fahrerfelds
Seit 2001 drückt der Iceman in der Formel 1 mit einer dreijährigen Unterbrechung auf das Gaspedal, 2007 tat er es am schnellsten und wurde in seiner ersten Saison mit Ferrari auf Anhieb Weltmeister. Es blieb bei einem Titel. Nach diesem Erfolg holte er nur noch sechs Siege in zwölf Saisons.
Seit seinem Wechsel 2019 zu Alfa Romeo ist Räikkönen nur noch im Niemandsland des Fahrerfelds anzutreffen. Nur einen Punkt holte Räikkönen in den bisherigen neun Rennen - eigentlich nicht der Anspruch eines ehemaligen Weltmeisters.
Dass die Fahrer ein schnelles Auto brauchen, um vorne mitfahren zu können, ist selbstverständlich. Damit kann der italienische Rennstall Räikkönen nicht dienen. Sich jedoch immer wieder hinten anstellen zu müssen, kann nicht im Sinne eines Vollblutsportlers der Marke Räikkönen sein.
Die eklatanten Fehler, wie gegen Vettel in Spielberg, dem er in der vorletzten Runde ohne Rücksicht bei einem Überholmanöver des Deutschen in die Parade fuhr, oder wie gegen seinen Teamkollegen Antonio Giovinazzi in Portugal, zeigen, dass es möglicherweise die letzte Saison des eigenwilligen Finnen in der Königsklasse ist. Die Medien stellen hier bereits einen Zusammenhang zum Alter her - Räikkönen ist 41.
Eine Frage des Alters?
David Coulthard dazu gegenüber der Bild: "Ich war 37 als ich aufgehört habe. Da machst du plötzlich Fehler und willst nicht wahrhaben, dass du schuld daran bist. Aber du bist es. Ich habe ja auch gemerkt, dass es mit Konzentrations-Schwächen zu tun hat, vor allem gegen Ende eines Rennens." Auch bei Michael Schumacher sei das am Ende seiner Karriere so gewesen.
Müsste Räikkönen also schon altersbedingt in den Ruhestand geschickt werden? Christian Danner geht das zu weit. Der ehemalige Rennfahrer dazu in der Sendung PS: Ich liebe Dich: "Im Motorsport gibt es regelmäßig Tests, um die Lizenz zu bekommen. Ich glaube, das Thema Kimi erledigt sich von selbst."
Räikkönen gibt sich nicht geschlagen
Ende dieser Saison läuft der Vertrag von Räikkönen aus. Eine Verlängerung bei Alfa scheint unwahrscheinlich. Gegen seinen Teamkollegen Giovinazzi verliert er im Qualifying regelmäßig (er gewann nur zwei der neun Duelle), kämpfte sich im Rennen aber oft zurück. Fünf Mal schnitt der Finne am Ende besser ab als der Italiener.
Auch nach über 300 Rennen kämpft der Iceman also wacker weiter. Dass der kühle Finne immer noch heißblütig sein kann, zeigte er zuletzt gegenüber dem Haas-Piloten Nikita Mazepin, dem er im FP1 in Spielberg den Mittelfinger zeigte, weil er sich über das langsame Tempo des Russen in der Boxeneinfahrt aufregte.
Schumacher der Kimi-Nachfolger bei Alfa?
Doch das Feuer im Finnen allein wird nicht reichen. Der Vertrag des Ex-Weltmeisters läuft mit Ende der Saison aus und seine Fehler und Resultate sprechen nicht gerade für eine gemeinsame Zukunft. Räikkönen hielt sich bisher wie gewohnt bedeckt. Ein möglicher Nachfolger wird jedoch schon gehandelt: Mick Schumacher.
Doch dessen Onkel und Sky Experte Ralf Schumacher bezweifelt, dass ein Schumacher-Wechsel zu Alfa sinnvoll wäre. "Ich bin mir nicht sicher, ob Alfa Romeo wirklich die bessere Option (zu Haas, Anm. d. Red.) ist", schreibt der ehemalige Formel-1-Fahrer in seiner Sky Kolumne. "Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Ferrari. Die scheint gut zu funktionieren - auch mit dem jetzigen Team."
Neue Saison ohne Räikkönen?
Karriereende hin, Schumacher-Ablösung her. Räikkönen begeisterte in den vergangenen 20 Jahren die Formel 1. Unvergessen bleibt beispielsweise sein Besuch 2006 auf der eigenen Yacht in Monaco, wenige Minuten nachdem er mit einem Motorschaden ausgeschieden war. Statt in die Box zurückzukehren, besuchte er lieber seine Freunde.
Doch trotz aller Sympathien merken die Zuschauer und Zuschauerinnen, dass es Räikkönen immer schwerer fällt mitzuhalten. Seine Zeit im Formel-1-Zirkus wird mit Ende der Saison wahrscheinlich ablaufen. Eine spektakuläre Karriere, die am Ende nur noch wenige Höhepunkte bot.
Schwer zu sagen, ob und wer 2022 einen dann 42-Jährigen beschäftigen möchte. Zumal die Formel 1 mit zahlreichen Regeländerungen und neuen Autos in der kommenden Saison einen Umbruch vollzieht.