"Versnobbter" Klub: Andretti genervt von Formel-1-Blockade
17.07.2022 | 14:55 Uhr
Michael Andretti arbeitet immer noch daran, mit einem eigenen Team in der Formel 1 an den Start gehen zu können. Aktuell sieht es aber alles andere als gut aus für den früheren Rennfahrer. Das stieß ihm zuletzt sauer auf.
2024 soll es soweit sein. Dann möchte Michael Andretti das elfte Team in der Formel 1 stellen. Aktuell sieht es jedoch eher danach aus, als würde es für den 59-Jährigen lediglich ein Traum bleiben. Die Formel 1 ist sich nicht sicher, ob ein elftes Team im Feld positiv für die Entwicklung der Königsklasse wäre. Andretti versteht dagegen die Welt nicht mehr.
"Wir werden einen höheren Wert bringen als wir nehmen", erklärte er vor wenigen Tagen gegenüber des Lifestyle-Magazins GQ. Während die aktuellen Teams befürchten, dass sie aus dem üppig gefüllten Kessel voll Gold weniger kassieren, möchten sie, wie der F1-Vermarkter Liberty Media, verhindern, dass das Produkt Formel 1 verwässert. Die höchste Motorsport-Rennklasse ist eine geschlossene Gesellschaft und dabei soll es bleiben.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte zuletzt betont: "Wir wollen den Wert nicht verwässern, indem wir einfach Teams addieren". Andretti reagiert mit Unverständnis: "Er benutzt das als Ausrede", sagte er und weiter: "Aber man sieht ihm an, dass er denkt: Ich werde eine Stimme weniger haben. Es wird eine Stimme mehr gegen mich sein, so denkt er darüber", ist sich Andretti sicher.
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"Ich habe das Gefühl, es ist immer noch ein europäischer Klub. So wie wir behandelt werden", wirft Andretti der "versnobbten" Formel 1 vor. Viele der Teams sind in England ansässig, ihre Motoren kommen von europäischen Herstellern. "Wir würden eine Bedrohung darstellen", glaubt Andretti. "Das erste echte internationale Team."
Andretti ist anscheinend auch bereit mit harten Bandagen zu kämpfen, stößt sein Plan weiter auf Ablehnung: "Du schwimmst mit den Haien. Man sollte also die Harpune dabei haben. Ich bin in dieser Hinsicht nicht naiv. Jeder hat sein Messer dabei und ist bereit, dir in den Rücken zu fallen."
Die Teamchefs der Formel 1 wehren sich teilweise gegen die Vorwürfe. "Ich weiß nicht, was er mit diesen Kommentaren erreichen möchte, aber das muss Michael selbst wissen", entgegnet beispielsweise Haas-Chef Günther Steiner. Wie Ferraris Mattia Binotto betont er, dass man nicht selbst entscheide, ob er eine Lizenz bekommt oder nicht."
Unterstützung dürfte Andretti unter gewissen Voraussetzungen von McLaren-Boss Zak Brown erhalten. Der US-Amerikaner erklärte vor wenigen Wochen: "Ein sehr verlässliches Team mit einer verlässlichen Marke, mit den richtigen Ressourcen, das ist denke ich eine Bereicherung für unseren Sport. Und das scheint das zu sein, was Michael zusammengestellt hat. Basierend darauf unterstützen wir es."
Auch Alpine dürfte dem Neueinstieg wohlwollend gegenüberstehen. Immer wieder wird gemunkelt, dass der Rennstall noch ein Kundenteam sucht, das man mit eigenem Motor ausstatten könnte.
Andretti in die Formel 1? Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Andretti muss noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Beim Großen Preis von Miami klapperte der Amerikaner eifrig die Rennställe ab, um für sein Projekt zu werben, sprach unter anderem mit Christian Horner und FIA-Boss Mohammed Bin Sulayem.
Die Skepsis ist weiterhin groß. Doch für den US-Rennstall wird die Zeit langsam knapp, wenn man 2024 an den Start gehen möchte.