Formel 1 News: Max Verstappen fehlt beim Australien-Qualifying die Ruhe

WM-Titel verfehlt Wirkung! Verstappen verfällt in alte Muster

"Nur" Platz zwei beim Qualifying in Australien. Aus Sicht von Weltmeister Max Verstappen verlief die Startplatz-Jagd im Albert Park in Melbourne nicht optimal. Dabei verfällt der Niederländer in alte Muster, die ein besseres Ergebnis verhindern.

Seit 2015 fährt Max Verstappen in der Formel 1. Erst für Toro Rosso, seit 2016 für Red Bull. In dieser Zeit fiel der mit 24 Jahren nach wie vor junge Niederländer vor allem durch seine Unerschrockenheit und Impulsivität auf. Zweiteres machte sich nicht nur regelmäßig mit Motz-Attacken via Teamfunk bemerkbar. Auch auf der Strecke verlor Verstappen in den vergangenen Jahren hin und wieder die Fassung bzw. Geduld, was letztendlich in Fehlern und damit in Ausfällen mündete.

Verstappen mit zweithöchster Ausfallquote aller F1-Fahrer

So kommt es nicht von ungefähr, dass der amtierende Champion nach Nicholas Latifi (Williams) mit 20,98 Prozent die höchste Ausfallquote aller aktiven F1-Fahrer aufweist*. Dies war zwar nicht immer seine Schuld - erinnert sei an den Reifenplatzer in Baku beim GP von Aserbaidschan im Jahr 2021.

Doch es gab zuletzt auch andere Fälle, in denen Verstappen die Schuld oder zumindest eine Teilschuld trifft. So zum Beispiel beim Crash mit Lewis Hamiton beim GP von Italien in Monza 2021, als er in einer engen Kurve zu viel wollte und von Hamilton regelrecht aufgebockt wurde.

Oder das Qualifying in Saudi-Arabien in der vergangenen Saison, als er deutlich auf Pole-Kurs übers Limit ging und in der letzten Kurve die Wand küsste. Dies ging zwar nicht in die Statistik der Ausfälle ein, dennoch verhinderte in diesem Fall sein ständiger Drang zu pushen eine bessere Startplatzierung in Jeddah.

Verwandlung bei Verstappen zu erkennen - aber (noch) nicht dauerhaft

Am Ende der vergangenen Saison reichte es für den Niederländer dennoch zum ersten Weltmeister-Titel in seiner Karriere und viele Beobachter der Szene bescheinigten Verstappen im Laufe des vergangenen Jahres eine Wandlung - vom ungeduldigen Hitzkopf hin zu einem kontrollierten, aber gleichzeitig schnellen Racer, der weiß, was in welcher Situation zu tun ist, um den Erfolg nicht zu gefährden.

Doch in der noch aktuell jungen Saison scheint Verstappen wieder in alte, ungestüme Muster zu verfallen. Dies war bereits in den ersten beiden Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien zu erkennen, als er mehrmals an der falschen Stelle seinen Kontrahenten Charles Leclerc überholte, nur um kurz darauf den Konter zu erhalten. In Jeddah reichte es - auch dank einer gelben Flagge dennoch zum Sieg.

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Verstappen und Dr. Marko mit unterschiedlicher Wahrnehmung

Doch das neue, alte Bild von Verstappen verfestigte sich nun im Qualifying in Australien. "Ich habe mich das ganze Wochenende bislang noch nicht wirklich wohlgefühlt im Auto. Es gab nicht eine Runde, in der ich volles Selbstvertrauen hatte", erklärte der Niederländer nach der Quali. "Klar, der zweite Platz ist ein ganz gutes Ergebnis, aber ich habe mich nicht so gut gefühlt, voll ans Limit zu gehen."

Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko widersprach seinem Schützling im Anschluss am Sky Mikrofon. "Er geht übers Limit! Er will zu viel. Das ist ihm hier im letzten Sektor nicht gelungen. Er will natürlich auf die Pole fahren. Die ersten beiden Sektoren hätten ja gereicht. Reifen überfordern und zu spät bremsen, das ist alles im Zehntel-Sekunden-Bereich." Damit spielt Dr. Marko auf die sich wiederholenden Fehler Verstappens an, der so entscheidende Zeit auf Leclerc verlor, der sich am Ende die Pole Position sicherte.

Dr. Marko: Dachten, der WM-Titel hätte Ruhe gebracht

Doch wo liegen die Ursachen für Verstappens Patzer - mögen diese auch nur so klein sein? Ein Thema, das man bei Red Bull aufarbeiten will. "Wir lassen ihn jetzt mal abkühlen und dann irgendwann heute Abend oder morgen Vormittag können wir das besprechen. Wir dachten, dass sich mit dem WM-Titel eine gewisse Ruhe eingestellt hat, aber scheinbar braucht er noch einen Titel, damit er mal ein Qualifying nicht mit so einem Druck angeht", sieht Dr. Marko eine Lösung - wenn auch mit einem kleinen Augenzwinkern.

Ein etwas genauerer Blick auf die Konstellation im Red-Bull-Team und im Kampf um den WM-Titel liefert zumindest mögliche Auslöser, die Verstappen in seine alten Muster zurückfallen lassen. Zum einen wäre an dieser Stelle der in diesem Jahr starke Ferrari mit Leclerc am Steuer zu nennen. Der Monegasse zeigt, dass er mit dem Weltmeister in einem schnellen Auto mehr als nur mithalten kann. Teilweise stellt sich der gleichaltrige Leclerc sogar cleverer an als sein Kontrahent, was sich auch in den Sky User-Noten der bisherigen zwei Rennen wiederspiegelt.

Leclerc und Perez bringen Verstappen in Zugzwang

Ein so starker Gegner sorgt bei Verstappen für Druck, dem er - wie heute im Qualifying - nicht immer Stand halten kann. Zudem zeigt sich, dass Teamkollege Sergio Perez den Abstand auf Verstappen in der laufenden Saison im Vergleich zum letzten Jahr verringern konnte. "Das merkt er natürlich und das gefällt ihm nicht. So wie er es im letzten Jahr kompensieren konnte, geht das mit diesem Auto nun nicht mehr. Die Fahrer machen viel mehr Fehler, es passiert mehr", analysiert Sky Experte Ralf Schumacher.

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"Max ist zwar nach wie vor der schnellere Mann, das hat man zuletzt im Rennen gesehen. Im Rennen kontrolliert er, dann muss er nicht so ans Limit gehen und dann ist er auch deutlich schneller als Sergio. Da muss er wieder zurückfinden und ein bisschen Gas rausnehmen."

Schumacher: Papa Jos muss mit seinem Sohn reden

Schumacher schiebt auch gleich noch einen möglichen Weg zur Problemlösung hinterher: "Papa Jos wäre da der bessere Zugang. Das fällt ihm zwar auch nicht immer ganz so leicht, aber in diesem Fall muss er mit seinem Sohn reden."

Am Sonntag im Rennen (ab 05:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1) wird sich dann spätestens zeigen, ob die angekündigten Gespräche Wirkung zeigen und Verstappen die alten Muster abschütteln kann ...

*Quelle: statsf1.com

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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